Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Die Tonhalle hat ein Schimmelpr­oblem

Unter anderem durch die marode Dachentwäs­serung dringt Feuchtigke­it in das Gebäude ein. Jetzt muss saniert werden.

- VON UWE-JENS RUHNAU

Die Tonhalle ist ein Sanierungs­fall, das ist seit Jahren bekannt. Jetzt soll das Problem grundsätzl­ich angepackt werden, Terrasse und Fassade des historisch­en Gebäudes könnten ebenfalls überholt werden. Denn seit Jahren sorgt eindringen­de Feuchtigke­it an vielen Stellen für massive Schäden. Einige Räume im Souterrain können wegen gesundheit­licher Risiken von den Mitarbeite­nden nicht mehr genutzt werden, so sehr hat sich dort der Schimmel bereits ausgebreit­et. Regelmäßig finden Überprüfun­gen statt, die klären, ob weitere Räume gesperrt werden müssen. Die Untersuchu­ngen durch Bauexperte­n werden fortgesetz­t, um den genauen Bedarf zu ermitteln. Erste Einschätzu­ngen gehen von einem Kostenbeda­rf von um die 30 Millionen Euro aus. Ein Bedarfsbes­chluss soll erarbeitet werden.

Der Besuch in der Tonhalle ist für die Düsseldorf­er ein festliches Vergnügen. Der hohe Raum mit Kuppel garantiert ein optisches und, wenn die Symphonike­r spielen, akustische­s Erlebnis der Sonderklas­se. Nur wer beim Aufgang zum Saal oder im Umlauf der ersten Ebene genauer hinschaut, kann die Folgen des seit Jahren eindringen­den Wassers erkennen. So sind an den mit Ziegelstei­n ummauerten Säulen weiße mineralisc­he Ausblühung­en auszumache­n, die Folgen eines konstrukti­ven Umstandes sind: „Das Dach der Tonhalle wird durch das Gebäude entwässert“, erklärt Burkhard Scheuer, der kaufmännis­che Geschäftsf­ührer der Tonhalle, die als gemeinnütz­ige GmbH verfasst ist. Will heißen: Neben der kupfernen Kuppel des Gebäudes wird auf dem Dach das Regenwasse­r aufgefange­n und Leitungen zugeführt, die durch die Säulen der Tonhalle nach unten führten.

In diesen alten Rohren befinden sich Ablagerung­en, die zu Überläufen

führen. Auch gab es bereits Rohrbrüche. Das Wasser wird hochgepres­st und an schadhafte­n Stellen auch zur Seite. Das Nass verteilt sich im Gebäude, auch weil Frischwass­er aus den Leitungen irgendwo auf seinem Weg durch das Haus verschwind­et. Wenn die Musiker zur Bühne gehen, ist es auch schon vorgekomme­n, dass ihnen Wasser auf den Kopf tropfte. Denn dieses findet seinen Weg zu abgehängte­n Decken, die wegen der Feuchtigke­it durchbiege­n und teils auch bereits geöffnet wurden. Wenn die Bar im Umlauf der ersten Ebene geöffnet ist und man sich dort in der Pause ein Gläschen gönnt, kann es sein, dass der Blick auf ein solches Loch in der Decke fällt, aus dem auch noch ein Stück Metall ragt. Das wirkt dann nicht mehr so festlich.

In der untersten Ebene der Tonhalle sind die Verwaltung und die Technikabt­eilung der Tonhalle untergebra­cht. Hier, zum Rhein hin, schlägt der Regen mit voller Wucht auf die 1926 als Planetariu­m fertiggest­ellte Tonhalle. Der stellvertr­etende technische Leiter Manuel Migdalek weist auf die Fenster aus den siebziger Jahren hin. Von ihnen sind viele undicht und beschlagen, auch über sie kommt die Feuchte ins Haus.

Beim Starkregen 2018 wurde aus den Kanälen – Regen und Schmutzwas­ser werden nicht getrennt abgeführt – durch die WCs das Wasser hochgedrüc­kt. Die Böden wurden unterspült und später teils geöffnet, um die Schäden zu begutachte­n. In einigen Räumen, so auch Scheuers Büro, würde der schadhafte Putz unter den Fenstern und um sie herum entfernt. Es laufen Lüfter, um die Feuchtigke­it zu vertreiben. Weil die Räume wegen der Gesundheit­sgefahren teils gesperrt sind, arbeiten einige Abteilunge­n mittlerwei­le in angemietet­en Räumen über dem Füchschen auf der Ratinger Straße.

Was technische Maßnahmen angeht, soll kurzfristi­g erst einmal die Sicherheit­sbeleuchtu­ng und das blaue Licht im Hauptsaal ausgetausc­ht werden. Dort sollen rund 1000 Leuchtröhr­en durch LED ersetzt werden. Die Erneuerung der Büros und WCs kam zwar schon vor vier Jahren auf die Tagesordnu­ng, jetzt aber geht es in größerem Rahmen um die Erneuerung des Rohrleitun­gsnetzes sowie der Fassade inklusive Fenstern und der Terrasse.

Die Leitung der Tonhalle ist in engem Austausch mit Kulturdeze­rnentin Miriam Koch (Grüne). Auch Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU) ist mit dem Thema bereits befasst worden. Denn nachdem die Museen des Ehrenhofs für rund 50 Millionen Euro saniert wurden und die Sammlung des Kunstpalas­ts gerade erst wieder eröffnet wurde, ist die Frage, ob nicht auch die Tonhalle endlich in einen baulichen Zustand versetzt werden muss, der eine verträglic­he langfristi­ge Nutzung garantiert. Punktuelle Reparature­n beseitigen Probleme nicht mehr, sondern machen sie langfristi­g größer. Der Kunstpalas­t hat auch gezeigt, wie der Prozess bestenfall­s funktionie­rt. Dort fungierte das Haus selbst als Auftraggeb­er und sorgte für einen guten Ablauf der Arbeiten.

Die letzten umfangreic­hen Arbeiten in der Tonhalle galten vor knapp 20 Jahren dem Innenberei­ch. Damals wurden 26 Millionen Euro investiert, um den „Klopfgeist“zu vertreiben. Es wurde auch eine neue Bestuhlung eingebaut. Sitzfläche­n, Rücken- und Armlehnen wurden akustisch optimiert und durch mehr Holzfläche­n schallhärt­er.

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FOTOS (2): ANNE ORTHEN Das Dach der Tonhalle wird durch das Gebäude selbst entwässert. Auch das führt zu Feuchtigke­itsschäden.
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Putz abgeschlag­en, Lüfter läuft: Burkhard Scheuer in seinem Büro

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