Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Adams träumt vom nächsten WM-Coup
Mit 72 Jahren tritt Reinhilde Adams bei der Tennis-WM in der Altersklasse Ü70 an. Der Gewinn einer Medaille ist das Ziel.
Ihren größten Traum hat sich Reinhilde Adams bereits erfüllt. Im Oktober 2021 sicherte sich die Lank-Latumerin bei der Tennis-Weltmeisterschaft der „Super Seniors“auf Mallorca den Titel im Einzel, Mixed und mit der Mannschaft. Ein Jahr später holte sie in Florida Silber mit dem Team und Bronze im Doppel. Bei der jüngsten Auflage 2023 auf Mallorca ging die 72-Jährige allerdings leer aus. Mit der deutschen Auswahl landete sie auf Rang fünf, im Einzel, Doppel und Mixed schied sie jeweils im Achtelfinale aus. „Im vergangenen Jahr habe ich kräftebedingt leider nicht mein Maximum abrufen können“, blickt Adams zurück.
Umso größer ist aber nun ihr Ehrgeiz, bei der bevorstehenden Weltmeisterschaft in der Türkei (10. bis 23. März) wieder in die Erfolgsspur zu kehren. „Ich möchte die eigenen Erwartungen nicht zu hoch setzen. Aber eine Medaille möchte ich schon gerne holen“, sagt Adams, die das deutsche Ü70-Team erneut als Kapitänin anführen wird. „In diesem Amt muss man sich um viele organisatorische Dinge kümmern, nichtsdestotrotz ist es eine Riesenehre.“
Normalerweise finden die Weltmeisterschaften der Tennis-Senioren immer im Herbst statt. Diesmal steigen sie gleich zu Beginn der Freiluftsaison. „Ich finde den Zeitpunkt nicht optimal, weil man noch nicht richtig im Rhythmus ist. Auf der anderen Seite gilt das ja für alle“, sagt Adams, die wegen ihres WM-Starts nicht an den Deutschen Hallenmeisterschaften teilnehmen kann, weil diese parallel in Essen ausgetragen werden. Im vergangenen Jahr hatte sie dort im Endspiel die zehnfache Weltmeisterin Heidi Eisterlehner mit 7:5, 6:4 bezwungen. „Es ist schade, dass ich meinen Titel nicht verteidigen kann. Aber eine Weltmeisterschaft hat für mich die höhere Priorität“, sagt Adams.
In der ersten Wettkampfwoche wird sie gemeinsam mit Marlies Danner, Irene Smutny und Gabriele Meier um den Mannschafts-Titel kämpfen, in der Woche darauf wird sie im Einzel und Doppel am Start sein. Auf die Teilnahme am MixedWettbewerb wird Adams verzichten. Ebenso nahm sie in den zwei Wochen vor der WM an keinem Turnier teil. Stattdessen bereitete sie sich in Marokko auf die Titelkämpfe in der Türkei vor. „Im letzten Jahr sind mir nach und nach die Kräfte ausgegangen. Das wollte ich dieses Mal unbedingt vermeiden“, sagt Adams.
Selbstvertrauen für die anstehenden Aufgaben hat sie reichlich getankt. Sie trat in diesem Kalenderjahr bislang bei drei Turnieren an – und entschied alle drei für sich. Bei den beiden kleineren „400ern“in Sanremo und Werne gab sie jeweils keinen einzigen Satz ab. In Sanremo fegte sie im Finale Lokalmatadorin Jole Cirelli Servidori mit 6:1, 6:0 vom Platz. In Werne deklassierte sie ihre Teamkollegin Gabriele Meier im Endspiel mit 6:3, 6:1. Lediglich beim größeren 1000er-Turnier in Budapest musste sie bei ihrem Final-Erfolg gegen die Französin Caroline Glaszmann (4:6, 6:4, 7:5) über die volle Distanz gehen.
Trotz ihrer aktuellen Topform sieht sie sich jedoch nicht in der
Favoritenrolle. „Es sind mehrere hervorragende Spielerinnen dabei. Letztlich wird es auf die Tagesform ankommen, wer am Ende den Titel gewinnt“, sagt Adams, die als aktuelle Weltranglistenvierte auch Position vier der Setzliste einnehmen wird. Im Doppel tritt die 72-Jährige erstmals gemeinsam mit Vick Worthington an. Die Australierin war im vergangenen Jahr an der Seite ihrer Landsfrau Helen Worland bis ins Endspiel eingezogen. „Vick hat mich gefragt, ob ich mit ihr spielen möchte. Ich habe mich sehr geehrt
gefühlt und sofort zugesagt“, berichtet Adams.
Mit der Mannschaft peilt die Meerbuscherin im Ali Bey Club nahe Antalya an, mindestens den fünften Platz aus dem Vorjahr zu wiederholen. „Mit etwas Losglück können wir es auch ins Halbfinale schaffen“, ist Adams überzeugt. Den Titel würden in ihren Augen die USA und Großbritannien unter sich ausmachen. „Die beiden sind für mich die klaren Favoriten. Dahinter folgen fünf Mannschaften auf Augenhöhe“, sagt Adams.