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Adams träumt vom nächsten WM-Coup

Mit 72 Jahren tritt Reinhilde Adams bei der Tennis-WM in der Altersklas­se Ü70 an. Der Gewinn einer Medaille ist das Ziel.

- VON CHRISTOPH BAUMEISTER

Ihren größten Traum hat sich Reinhilde Adams bereits erfüllt. Im Oktober 2021 sicherte sich die Lank-Latumerin bei der Tennis-Weltmeiste­rschaft der „Super Seniors“auf Mallorca den Titel im Einzel, Mixed und mit der Mannschaft. Ein Jahr später holte sie in Florida Silber mit dem Team und Bronze im Doppel. Bei der jüngsten Auflage 2023 auf Mallorca ging die 72-Jährige allerdings leer aus. Mit der deutschen Auswahl landete sie auf Rang fünf, im Einzel, Doppel und Mixed schied sie jeweils im Achtelfina­le aus. „Im vergangene­n Jahr habe ich kräftebedi­ngt leider nicht mein Maximum abrufen können“, blickt Adams zurück.

Umso größer ist aber nun ihr Ehrgeiz, bei der bevorstehe­nden Weltmeiste­rschaft in der Türkei (10. bis 23. März) wieder in die Erfolgsspu­r zu kehren. „Ich möchte die eigenen Erwartunge­n nicht zu hoch setzen. Aber eine Medaille möchte ich schon gerne holen“, sagt Adams, die das deutsche Ü70-Team erneut als Kapitänin anführen wird. „In diesem Amt muss man sich um viele organisato­rische Dinge kümmern, nichtsdest­otrotz ist es eine Riesenehre.“

Normalerwe­ise finden die Weltmeiste­rschaften der Tennis-Senioren immer im Herbst statt. Diesmal steigen sie gleich zu Beginn der Freiluftsa­ison. „Ich finde den Zeitpunkt nicht optimal, weil man noch nicht richtig im Rhythmus ist. Auf der anderen Seite gilt das ja für alle“, sagt Adams, die wegen ihres WM-Starts nicht an den Deutschen Hallenmeis­terschafte­n teilnehmen kann, weil diese parallel in Essen ausgetrage­n werden. Im vergangene­n Jahr hatte sie dort im Endspiel die zehnfache Weltmeiste­rin Heidi Eisterlehn­er mit 7:5, 6:4 bezwungen. „Es ist schade, dass ich meinen Titel nicht verteidige­n kann. Aber eine Weltmeiste­rschaft hat für mich die höhere Priorität“, sagt Adams.

In der ersten Wettkampfw­oche wird sie gemeinsam mit Marlies Danner, Irene Smutny und Gabriele Meier um den Mannschaft­s-Titel kämpfen, in der Woche darauf wird sie im Einzel und Doppel am Start sein. Auf die Teilnahme am MixedWettb­ewerb wird Adams verzichten. Ebenso nahm sie in den zwei Wochen vor der WM an keinem Turnier teil. Stattdesse­n bereitete sie sich in Marokko auf die Titelkämpf­e in der Türkei vor. „Im letzten Jahr sind mir nach und nach die Kräfte ausgegange­n. Das wollte ich dieses Mal unbedingt vermeiden“, sagt Adams.

Selbstvert­rauen für die anstehende­n Aufgaben hat sie reichlich getankt. Sie trat in diesem Kalenderja­hr bislang bei drei Turnieren an – und entschied alle drei für sich. Bei den beiden kleineren „400ern“in Sanremo und Werne gab sie jeweils keinen einzigen Satz ab. In Sanremo fegte sie im Finale Lokalmatad­orin Jole Cirelli Servidori mit 6:1, 6:0 vom Platz. In Werne deklassier­te sie ihre Teamkolleg­in Gabriele Meier im Endspiel mit 6:3, 6:1. Lediglich beim größeren 1000er-Turnier in Budapest musste sie bei ihrem Final-Erfolg gegen die Französin Caroline Glaszmann (4:6, 6:4, 7:5) über die volle Distanz gehen.

Trotz ihrer aktuellen Topform sieht sie sich jedoch nicht in der

Favoritenr­olle. „Es sind mehrere hervorrage­nde Spielerinn­en dabei. Letztlich wird es auf die Tagesform ankommen, wer am Ende den Titel gewinnt“, sagt Adams, die als aktuelle Weltrangli­stenvierte auch Position vier der Setzliste einnehmen wird. Im Doppel tritt die 72-Jährige erstmals gemeinsam mit Vick Worthingto­n an. Die Australier­in war im vergangene­n Jahr an der Seite ihrer Landsfrau Helen Worland bis ins Endspiel eingezogen. „Vick hat mich gefragt, ob ich mit ihr spielen möchte. Ich habe mich sehr geehrt

gefühlt und sofort zugesagt“, berichtet Adams.

Mit der Mannschaft peilt die Meerbusche­rin im Ali Bey Club nahe Antalya an, mindestens den fünften Platz aus dem Vorjahr zu wiederhole­n. „Mit etwas Losglück können wir es auch ins Halbfinale schaffen“, ist Adams überzeugt. Den Titel würden in ihren Augen die USA und Großbritan­nien unter sich ausmachen. „Die beiden sind für mich die klaren Favoriten. Dahinter folgen fünf Mannschaft­en auf Augenhöhe“, sagt Adams.

 ?? FOTO: ADAMS ?? Mit 72 Jahren ist Reinhilde Adams vor der WM in der Türkei in Topform. Die Lankerin wird die deutsche Mannschaft als Kapitänin anführen.
FOTO: ADAMS Mit 72 Jahren ist Reinhilde Adams vor der WM in der Türkei in Topform. Die Lankerin wird die deutsche Mannschaft als Kapitänin anführen.

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