Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Kunst aus der Welt der Bäume
David Hawkins lässt sich bei seiner künstlerischen Arbeit von der Natur inspirieren und hat nun einen Bildband erstellt.
Für viele Menschen hat der Baum eine wichtige Bedeutung. Er steht für Fruchtbarkeit, Wachstum, Entwicklung, Heilung, Unsterblichkeit – er ist ein Zeichen für das Leben. Und in einer Zeit, in der die Menschen erkannt haben, wie wichtig der Schutz dieser tief mit der Erdgeschichte verbundenen Pflanze mit ausgeprägt verholztem Stamm ist, wird die Bedeutung noch deutlicher wahrgenommen. Der in Meerbusch lebende Künstler David Hawkins empfindet diese tiefe Verbundenheit, die er auf gewisse Weise seit seiner Kindheit pflegt: „Früher wollte ich jeden Baum erklimmen – heute nutze ich die Fotografie sowie Pinsel, Pastelle und Farbstrich, um das Wesen der Bäume in Bildern wiederzugeben.“
So war es für den gebürtigen US-Amerikaner naheliegend, nach der Beendigung eines erfolgreichen Brücken-Projekts seiner Wertschätzung für die Natur, das Geheimnisvolle und die Harmonie durch seine Kunst Ausdruck zu verleihen. Entstanden ist ein betexteter Bildband mit dem Titel „Das Wesen der Bäume“. „Diese Bildserie ist eine ‚Herzensangelegenheit‘. Schließlich teilen wir diese Erde mit unseren stillen Begleitern und haben viel mehr Gemeinsames, als wir auf den ersten Blick wahrnehmen.“
David Hawkins, in Boston geboren und seit über 35 Jahren in Deutschland lebend, erklärt im Vorwort des Bildbandes: „Es ist der Gesang der Bäume, den ich wahrnehme, wenn ich male. Ich schlüpfe in ihre Schichten hinein und lausche.“Mit jedem Motiv verbringt er rund sechs Monate: „Bis ich das Gefühl habe, ganz bei ihm zu sein.“Während dieser Entstehungszeit wird die Bindung noch enger.
Denn David Hawkins lässt die Bäume auf Papier oder Leinwand in einer besonderen Technik entstehen. Sie wurde von ihm entwickelt und trägt die Bezeichnung „Sinn-Thesen“. Die Basis ist eine Fotografie, eine Baumkomposition, die er sorgsam auswählt: „Wenn ich mich von einem Baum angezogen fühle, mache ich bis zu 200 Fotos, aus denen ich jeweils 20 Motive auswähle.“Auf einer großformatigen Malvorlage entwickelt er jede einzelne „Baumpersönlichkeit“weiter: „Dieses Malen nimmt circa 40 Stunden pro Werk in Anspruch und führt vom Digitalen zum Analogen und wieder zurück – von der Fotografie über die Malerei zum finalen Kunstwerk.“
In der Zeit, die er mit dem einzelnen Motiv verbringt, ist David Hawkins bemüht, in die Seele der Bäume hineinzuschlüpfen: „Das ist die Freiheit, die ich mir als Künstler nehme.“Beim Wandern überkommt ihn oft das Gefühl, einen anderen Weg wählen zu müssen: „Wenn ich diesem Gefühl nachgehe, finde ich einen bestimmten Baum.“Seine Motivauswahl ist international – von der Platane in Krefeld und der Kaiser-Linde in Kleve führt er das Publikum vom Niederrhein aus in die weite Welt.
So trifft er in seinem Werk beispielsweise in heimischen Wäldern auf eine Rotbuche, die „Mutter des Waldes“. Sie erklärt, dass sie mit ihren neugierigen Wurzeln tief in die Erde greift und sich dort ausdehnt. Und der Olivenbaum berichtet darüber, dass er aus einer Olive entstanden ist, sieht, wie die Menschen sich liebevoll zu seinen Füßen legen, um auf einem Stofftuch ein Picknick zu halten. Zu einer im „Gardens by the Bay“in Singapur aufgenommenen Copernicia-Palme mit den an riesige Farnblätter erinnernde
Flügel fühlt sich der Künstler durch „himmlische Melodien“hingezogen. Augenblicklich pflegt David Hawkins einen Austausch mit dem Drachenbaum, der seinen strahlenden Glanz so erklärt: „Abermillionen
Jahre her, entschied die Sonne ein Abbild ihres Antlitzes auf die Erste zu pflanzen...“.
Mit dieser Art der Kommunikation der einzelnen Bäume und seiner Technik des Malens möchte David
Hawkins die Menschen erreichen: „Ich bin verliebt in die Bäume, die wir retten wollen. Deshalb sollen sie ein Gesicht, eine Stimme bekommen.“Das ist ihm, der sich ein Leben lang von Farben und Formen
faszinieren ließ, mit diesem informativ und unterhaltsam betexteten Bildband großartig gelungen. „Das Wesen der Bäume“ist eine Liebeserklärung, eine Zuneigung, die Früchte getragen hat.