Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
76. Jahresausstellung ist zu Gast im RLT
Wegen Sanierungsarbeiten im Kulturforum Alte Post musste die Jahresausstellung „Kunst aus Neuss“umziehen: 30 Kunstschaffende präsentieren nun im Foyer des Rheinischen Landestheaters ihre Arbeiten. Ein erster Eindruck.
Die 76 ist keine besondere Zahl. Sie wirkt geradezu langweilig – immerhin deutet sie weder auf ein Jubiläum noch auf einen runden Geburtstag hin. „Sie ist nicht einmal eine Primzahl“, sagt Kulturdezernentin Ursula Platen. Und doch ist die 76. Jahresausstellung mit Werken von Neusser Künstlerinnen und Künstlern in mehrfacher Hinsicht eine Besondere: Zum ersten Mal wurde sie von der stellvertretenden Leiterin des Kulturforums Alte Post, Eva Rottstedt, kuratiert.
Und da das Gebäude des Kulturforums aktuell wegen Sanierungsarbeiten geschlossen ist, musste ein Ausweichort her: „Wir haben einen Raum gesucht, der für die Öffentlichkeit gut zugänglich ist und der viel Platz und hohe Wände für großformatige Arbeiten hat“, erzählt Rottstedt. Dadurch musste auch der Termin der Jahresausstellung, die traditionsgemäß in den Wintermonaten stattfindet, auf das Frühjahr verschoben werden.
Schließlich sei die Wahl auf das Foyer des Rheinischen Landestheaters (RLT) im ersten Obergeschoss gefallen. „Es passt gut, dass an dieser Stelle nun ähnlich wie im Gebäude der Alte Post die bildende und darstellende Kunst aufeinandertreffen“, sagt Ursula Platen. Gleichzeitig hoffe man auch darauf, mit den Theater- bzw. Ausstellungsgästen neue Zielgruppen zu erschließen. „Es ist eine Win-Win-Situation“, sagt Dramaturgin Eva Veiders. Das RLT schätze den Austausch mit anderen Neusser Kulturinstitutionen und für das Publikum sei die Ausstellung ein tolles zusätzliches Erlebnis.
Die Arbeiten von 23 Künstlerinnen und sieben Künstlern aus verschiedenen Generationen, die jüngste Teilnehmerin wurde 1995 geboren, sind nun in dem weitläufigen Foyer des Landestheaters zu sehen: Um den Raum zu gliedern, wurden dunkle Vorhänge angebracht, die die Besucher zu einem Ausstellungsrundgang anleiten sollen. Malerei und Fotografie sind unter den Werken ebenso vertreten wie Skulpturen und Installationen:
Zu einer Partie Schach lädt der Kunstförderpreisträger Till Bödeker an sein 3D-Druck-Brett. Auch einen eigenen Duft hat er kreiert. „Sober“, also „nüchtern“, ist auf den fußmattenähnlichen Formen von Jennifer Lopéz Ayala zu lesen. Zur Vernissage sollen sie – ebenfalls im schachbrettartigen Muster – als Bodeninstallation ausliegen.
Die Werke von Birgit Palms entstehen dagegen direkt in der Natur: Sie hält die Jahreszeiten und ihre Wanderassoziationen in Farbe fest – „bei einigen Bildern werden bei mir van Gogh Assoziationen geweckt“, sagt Rottstedt. Eine Vitrine weiter sind Keramikarbeiten von Axel Naß zu sehen und auch die Werke von Papierschneiderin und City-ArtistPreisträgerin Angelika March-Rintelen werden präsentiert, gleich daneben sind die Gemälde ihres Mannes Michael Rintelen ausgestellt.
Als Rita Süssmuth die erste Ehrenbürgerin
der Stadt Neuss wurde, hat sie sich ihr Porträt von Simone Lucas malen lassen. Wer noch mehr Arbeiten von der Neusser Künstlerin sehen möchte, bekommt in der Ausstellung einen Eindruck von ihrem Schaffen: Märchenhaft wirken ihre Bilder mit den Titeln „Dots“, „Guppy“
und „Bär mit Schuhen“, wobei zwei der drei Bilder bereits im städtischen Besitz sind.
Überhaupt hat die Stadt für ihre Sammlung überwiegend Werke von den Kunstschaffenden gekauft, die bislang im Bestand noch nicht vertreten waren: Dazu gehören außerdem
Fotografien von Thomas Selzer, Werke von der RaketenstationKünstlerin Ute Langanky, Knotenarbeiten von Jennifer Eckert und Kunst des Grafikers Johannes López Ayala.
Eine Ausnahme: Werke von Maria Gilges, die bereits im Bestand zu finden sind. Wie bei jeder Jahresausstellung können die gezeigten Werke aber auch von Privatpersonen gekaut werden: „Die Preise beginnen bei 59 Euro und enden bei 7000 Euro“, sagt Ursula Platen. Zur Vernissage am Sonntag, 10. März, 11 Uhr, werden sowohl sie als auch Bürgermeister Reiner Breuer und Kuratorin Eva Rottstedt sprechen.
Darüber hinaus gibt es ein weiteres Vermittlungsprogramm. Am 28. März wird die Kuratorin durch die Ausstellung führen und an drei Freitagen stellen jeweils zwei beteiligte Künstlerinnen ihre Sicht auf die Ausstellung dar.