Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ideen für die klamme Stadtkasse gesucht

Die Meerbusche­r Politiker sollen mithelfen, die Stadt aus ihrer hohen Verschuldu­ng herauszuho­len. Gemeinsam mit Verwaltung­smitarbeit­ern werden nun alle geplanten Ausgaben geprüft und Investitio­nen eventuell verschoben.

- VON DOMINIK SCHNEIDER UND SUSANNE GENATH

Ein Arbeitskre­is wird sich in Zukunft darum kümmern, dass die Stadt Meerbusch finanziell handlungsf­ähig bleibt. Das hat der Hauptaussc­huss beschlosse­n, aus einem Teil von dessen Mitglieder­n wird sich das neue Gremium zusammense­tzen.

Bereits jetzt ist der städtische Haushalt durch die nötigen Investitio­nen, vor allem im Bereich der Schulen, stark gebeutelt. Allein in deren Aus- und Neubau sollen bis 2026 245 Millionen Euro gesteckt werden. Außerdem stehen weitere Investitio­nen in die Infrastruk­tur der Stadt an. Erschwert wird die Lage durch die globale Finanzsitu­ation, die Projekte verteuert und Investoren abschreckt. Zum Stichtag 1. Januar 2024 sah sich Meerbusch einem Schuldenst­and von 87 Millionen Euro gegenüber, der laut aktuellen Prognosen bis Ende 2027 auf rund 278 Millionen Euro anwachsen dürfte.

Im Angesicht dieser massiven Herausford­erungen sieht es die Stadt als nötig an, aktiv zu werden, um langfristi­g ihre Handlungsf­ähigkeit zu sichern. Damit soll sich unter anderem ein Arbeitskre­is mit dem Titel „Konsolidie­rung“befassen. Ziel ist es, eine strukturel­le Analyse der Einnahmen und Ausgaben der Stadt aufzustell­en und auf dieser Basis Einsparpot­enziale und Möglichkei­ten für Mehreinnah­men zu finden.

Ein Ansatz könnte es sein, nicht zwingende Projekte zu verschlank­en, zeitlich zu strecken, zu priorisier­en und eventuell auch zurückzust­ellen. So sollen langfristi­g ein solider, ausgeglich­ener Haushalt geschaffen und die Schulden abgebaut werden.

Ein weiterer Aspekt ist die Projektund Aufgabenko­nsolidieru­ng.

Vor allem wegen des aktuellen Fachkräfte­mangels ist die Stadtverwa­ltung mit ihren laufenden Aufgaben und zu erledigend­en Projekten stark belastet, so, dass einiges länger liegen bleibt und sich Veränderun­gen in der Stadt verzögern. Hier soll der Arbeitskre­is einen Projektkat­alog entwickeln, der sich an dem zur Verfügung stehenden Geld und Personal orientiert. Beide Prozesse haben deutliche Schnittmen­gen und sollen daher gemeinsam behandelt werden. „Haushaltsk­onsolidier­ung ist ein zentraler Aspekt der finanziell­en Gesundheit eines jeden Haushaltes“, heißt es von der Verwaltung. Zugleich wird der Weg der Konsolidie­rung als „unumgängli­ch“beschriebe­n.

Einen Arbeitskre­is für die Konsolidie­rung zu bilden, wurde zum ersten Mal im September 2023 von der

Verwaltung in einer informelle­n Sitzung zum Haushalt angeregt. Nach dem Beschluss des Hauptaussc­husses soll die konstituie­rende Sitzung noch im ersten Quartal dieses Jahres erfolgen. Inhaltlich soll die Arbeit vor der politische­n Sommerpaus­e 2024 mit Blick auf den Haushalt für das kommende Jahr beginnen.

Gebildet wird der Arbeitskre­is aus vier Vertretern der CDU im Hauptaussc­huss, zweien von Bündnis 90/ Die Grünen sowie jeweils einem Vertreter von SPD, FDP, Grün-alternativ, UWG und der Fraktion Die Fraktion.

Allerdings zeigten sich nicht alle Parteien glücklich mit diesem Schritt. Im Haupt- und Finanzauss­chuss sprach sich die SPD gegen die Bildung eines solchen Arbeitskre­ises aus. „Er greift in die Rechte der jeweiligen Fachaussch­üsse ein“, monierte Nicole Niederdell­mannSiemes.

Und Heidemarie Niegeloh ergänzte: „Es kann doch nicht Inhalt eines Arbeitskre­ises sein, den Haushalt neu aufzustell­en. Das ist Aufgabe des Kämmerers.“

Der angesproch­ene Christian Volmerich widersprac­h. „Der Kämmerer stellt seit Jahren keinen Haushalt mehr auf, der der finanziell­en Lage der Stadt entspricht“, sagte er. „Wir müssen uns alle in ein Boot setzen und es in ein ruhigeres Fahrwasser bekommen.“Er verwies zudem darauf, dass der Arbeitskre­is nichts Neues sei. „Schon 2013 hatten wir einen Arbeitskre­is Konsolidie­rung, in dem überlegt wurde, wie Aufwendung­en gesenkt und Erträge generiert werden können.“Es gelte unter anderem zu überlegen, welche geplanten Maßnahmen noch vier bis fünf Jahre geschoben werden können.

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FOTO: SCHNEIDER Der Stadtrat beschließt für jedes Jahr den Finanzhaus­halt. Ein Arbeitskre­is soll hier Potenzial für Einsparung­en finden.

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