Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Cirque du Soleil feiert umjubelte Premiere

Weltklasse-Artisten und eine fantastisc­he Ausstattun­g sorgten für viele tolle Momente bei der Show „Kurios“.

- VON JULIA BRABECK

GERRESHEIM Der gute Ruf eilt inzwischen dem Cirque du Soleil voraus. Und so waren zur Premiere am Mittwochab­end bereits 80.000 Tickets verkauft und die Verlängeru­ng des Gastspiels längst beschlosse­ne Sachen. Mit „Kurios“hat wieder eine umwerfende Show das Publikum gut zwei Stunden lang mit herausrage­nder Artistik, opulenten Kostümen und Livemusik verzaubert. Minutenlan­ge stehende Ovationen belohnten am Ende die hervorrage­nde Leistung der Artisten und Musiker.

Beim Cirque du Soleil gibt es keine Aneinander­reihung von Nummern, sondern es werden Geschichte­n erzählt, deren Handlung geschickt die verschiede­nen Darbietung­en verbindet. Diesmal spielt die Geschichte in einer Werkstatt, ausgestatt­et mit Kolben, seltsamen Maschinen, Zahnrädern, Kesseln und sonderbare­n Apparature­n, gestaltet in einem futuristis­ch-nostalgisc­hen, Steampunk genannten Stil. Dort entwickelt ein Forscher die verrücktes­ten Ideen und ist dabei von seltsamen Wesen umgeben. Da gibt es zum Beispiel aus Schrott gefertigte Roboter und Figuren halb Mensch, halb Maschine wie Mr. Microcosmo­s. Dieser trägt eine riesige Metalltrom­mel als Bauch vor sich her, in der Mademoisel­le Lili, eine nur ein Meter große Künstlerin, lebt.

Im Hintergrun­d der Bühne wölbt sich ein Bogen, der aussieht wie ein riesiges Schwungrad, wie man es aus großen Industriea­nlagen kennt. Durch dieses gelangen immer wieder Besucher in die Werkstatt. Doch beim Cirque du Soleil betreten die Künstler nicht einfach die Manege:

Sie kommen auf fantastisc­hen Fluggeräte­n angeschweb­t, werden von einem Zug „ausgespuck­t“, in großen Boxen angefahren oder mithilfe einer riesigen, mechanisch­en Metallhand befördert. Der Zuschauer weiß oft gar nicht, wo er zuerst hinschauen soll. Von allen Seiten strömen die fantasievo­ll kostümiert­en Künstler auf die Bühne, stehen plötzlich im Rampenlich­t oder schweben von der Decke herab, um dann ihr Können zu präsentier­en.

Und dabei gibt es, wie es der Show-Titel verspricht, viel Kurioses zu sehen. Drei Schlangenf­rau in Kostümen, die an Meerestier­e erinnern, zeigen zum Beispiel schier unmögliche­n Verrenkung­en und wechseln schnell und in fließenden Bewegungen in immer neue Positionen. Eine 14-köpfige Artistentr­uppe,

deren Mitglieder aus Armen und Händen Plattforme­n formen, auf denen geturnt wird, oder mit deren Hilfe die Artisten in die Höhe geschleude­rt werden, bis am Ende vier Künstler aufeinande­r stehen, sorgt für Begeisteru­ng.

Dass das Jo-Jo viel mehr als ein Kinderspie­lzeug ist, wird eindrückli­ch präsentier­t. Es gibt einen Balanceakt in luftiger Höhe auf aufeinande­r gestapelte Rollen und eine perfekt synchron ausgeführt­e Strapaten-Darbietung, bei der die beiden Artisten an Bänden durch die Luft sausen und dabei erstaunlic­he Figuren zeigen.

Trampolina­rtisten katapultie­ren sich mithilfe eines, die gesamte Manege überspanne­nden Netzes bis unter das 20 Meter hohe Zeltdach und präsentier­en dabei Salti und

Schrauben mit solch einer Leichtigke­it, dass man Lust bekommt, bei dem irrsinnige­n Treiben mitzumache­n, das durch die temporeich­e Livemusik noch ordentlich angeheizt wird. Die klassische Trapeznumm­er wird neu interpreti­ert, indem das Trapez durch ein Fahrrad ersetzt wird, das durch die Lüfte schwebt und als Turngerät genutzt wird. Sehr originell ist auch die Idee, eine Stuhl-Balancedar­bietung spiegelgle­ich noch einmal von der Decke herab zu präsentier­en.

Poetische und lustige Momente dürfen im Cirque du Soleil nicht fehlen. Dazu gehören beispielsw­eise der kleine „Mini-Zirkus“, in dem nur Unsichtbar­e auftreten oder das „Theater der Hände“, bei dem Künstler nur mit ihren Händen kleine Geschichte­n erzählen, die gefilmt und in Echtzeit auf einen Heißluftba­llon projiziert werden, der als Leinwand dient. Und obwohl der Cirque du Soleil traditione­ll ein Zirkus ohne Tiere ist, sorgt diesmal eine Katze für viele Lacher – und das garantiert auf kuriose Weise.

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FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Die Artisten der Show begeistert­en das Publikum bei der Premiere immer wieder durch Synchronit­ät.

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