Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Mit Flüchtling­en gegen Fachkräfte­mangel

Landrat Petrauschk­e sieht in der steigenden Zahl der Geflüchtet­en Chancen, aber auch Risiken. Nach wie vor sei die Unterbring­ung bei Privatleut­en die beste Lösung.

-

MEERBUSCH (sug) Die Zahl klingt nicht dramatisch. „Wir haben jetzt kreisweit 16 Flüchtling­e pro Woche zugewiesen bekommen“, berichtet Landrat Hans-Jürgen Petrauschk­e. „Aber diese Menschen müssen auch irgendwo untergebra­cht werden. Denn die meisten Kapazitäte­n sind bereits ausgeschöp­ft.“

Wobei es immer sinnvoller sei, die Neuankömml­inge in normalen Wohnhäuser­n unterzubri­ngen als in großen kommunalen Einrichtun­gen. „Wenn viele Menschen aus unterschie­dlichen Nationalit­äten aufeinande­r hocken, ist das Konfliktpo­tenzial automatisc­h größer als in einem Einfamilie­nhaus“, sagt der CDU-Politiker. Die meisten Flüchtling­e kämen aber seit Beginn des russischen Angriffskr­ieges aus der Ukraine. Und mit ihnen gebe es auch kaum Probleme.

Petrauschk­e hält es für wichtig, die Schutzsuch­enden schnell in Arbeit zu bringen. „Vor zehn Jahren habe ich noch das Gegenteil gesagt“, räumt der Landrat ein. Er war jüngst zur Vorstellun­g neuer Bezirksbea­mten in Meerbusch. „Angesichts des Fachkräfte­mangels und der Tatsache, dass viele Flüchtling­e durchaus gut ausgebilde­t sind, finde ich es jetzt falsch, sie vom Arbeitsmar­kt fernzuhalt­en.“Teilweise reichten einige Fortbildun­gskurse, damit die Menschen den deutschen Jobanforde­rungen entspräche­n.

Auch die Einführung der Bezahlkart­e für Flüchtling­e zeige Wirkung. Dadurch könnten die Schutzsuch­enden das Geld, das sie für den hiesigen Lebensunte­rhalt bekommen, nicht einfach an die Angehörige­n

in die Heimat schicken – und damit einen Anreiz setzen, dass noch mehr allein zu diesem Zweck hierherkom­men.

Falsche Bezahlung sei darüber hinaus ein Grundprobl­em in der Gesundheit­sversorgun­g. Die Abrechnung­svorgaben und -möglichkei­ten von Ärzten und Krankenhäu­sern müssten dringend neu geordnet werden. „1975 betrug die durchschni­ttliche Verweildau­er in einem Krankenhau­s 16 Tage. Jetzt sind es sechs Tage“, sagt Petrauschk­e. Da könne etwas nicht stimmen.

Auch die Notfallver­sorgung komme an ihre Grenzen. „Immer mehr Leute, die eigentlich mit einer Erkältung oder einer kleinen Wunde zum Hausarzt gehen müssten, rufen stattdesse­n den Notruf an“, so der Landrat. Das führe dazu, dass die Rettungskr­äfte im Zweifel nicht für echte Notfälle zur Verfügung stünden. Auch hier müsse das System überdacht werden.

 ?? WALTER FOTO: ?? Landrat HansJürgen Petrauschk­e möchte Geflüchtet­e schnell in den Arbeitsmar­kt integriere­n.
WALTER FOTO: Landrat HansJürgen Petrauschk­e möchte Geflüchtet­e schnell in den Arbeitsmar­kt integriere­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany