Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Ängste vor der Flüchtlingsunterkunft Forstwald
Die Krefelder Verwaltung und das Land NRW wollen die Francisca Barracks in Forstwald ab Juni für Flüchtlinge nutzen. Die Kaserne wurde für zwei Jahre von der Bezirksregierung angemietet, 367 Container werden aufgestellt. Anwohner sind in Sorge.
FORSTWALD Die Stadtverwaltung Krefeld und das Land wollen auf dem Gelände der ehemaligen Francisca Barracks in Forstwald ab Juni eine Zentrale Unterbringungseinrichtung für 400 Flüchtlinge errichten. Auf einem etwa 30.000 Quadratmeter großen Teil des ehemals vom britischen Militär genutzten Grundstücks werden die Menschen in Containern versorgt.
„Die Krisenherde auf der Welt sind bekannt. Kriege, aber auch Naturkatastrophen, führen zu den Flüchtlingsströmen. Schon im vergangenen Jahr zeichneten sich gestiegene Zahlen ab. Die Zahl der Asylanträge erreichte eine Steigerung von 57 Prozent gegenüber 2022“, mit diesen einleitenden Worten verdeutlichte Marc Schnell, Hauptdezernent im Dezernat 20 der Bezirksregierung Düsseldorf, dem die Unterbringung von Flüchtlingen obliegt, die aktuelle Situation auf der Bürgerinformationsveranstaltung Forstwald. Eine Situation, die das Land veranlasst, eigene Kapazitäten auszubauen, bevor sie Flüchtlinge an die Kommunen weiterleitet. Es sei eine Situation, die Druck erzeuge, schnelles Handeln fordere und bei der man weder Turn- noch Stadthallen nutzen wolle, fügte Schnell hinzu.
Vor diesem Hintergrund soll es nun zur Nutzung der ehemaligen Francisca Barracks in Forstwald kommen, die für zwei Jahre von der Bezirksregierung angemietet wurde. Sie plant, dort 367 Container mit einer Wohnfläche von 3750 Quadratmetern aufzustellen. Eine Fläche, die etwas über einer halben Fußballfeldfläche liegt. Auf dem Gelände sollen bis zu 400 Flüchtlinge untergebracht werden, wobei Schnell darauf verwies, dass es sich um unterschiedliche Nationalitäten, angefangen von Familien bis hin zu alleinreisenden Frauen und Männern, handeln wird.
Neben einem Betreuungsdienst, der rund um die Uhr im Einsatz ist, wird ein Sicherheitsdienst ebenfalls stets vor Ort sein, der mit Polizei sowie Ordnungsbehörden zusammenarbeitet. Dazu wird ein Umfeldmanagement eingerichtet, das Kontakte zur Nachbarschaft und Gemeinde halten soll. „Wir planen, Anfang Juni zu starten“, informierte
Schnell. Dass die weit mehr als 100 Besucher der Bürgerinformationsveranstaltung nicht nur viele Fragen hatten, sondern auch Sorgen und Ängste mit Blick auf die Einrichtung äußerten, belegte die eine anschließende Fragerunde. Mehrere Besucherinnen machten ihre Ängste bezüglich alleinreisender Männer deutlich. Die Frauen sehen ihre Sicherheit sowie die ihrer Kinder dadurch gefährdet. Die Frage, ob nicht nur Familien im Forstwald untergebracht werden könnten, wurde allerdings verneint, weil dies für andere Einrichtungen bedeuten würde, dass dort dann nur Alleinreisende anzutreffen wären.
„Konflikte innerhalb der Einrichtung lassen sich nicht vermeiden. In Sachen Umfeldkriminalität ist es bei den anderen 13 bis 14 Einrichtungen, die wir betreiben, nicht zu einem Anstieg gekommen“, sagte Schnell. Er hob die Zusammenarbeit mit der Polizei hervor, was allerdings bei den Besuchern ein lautes Lachen auslöste und kurzzeitig die Problematik ins Spiel brachte, dass sich die Forstwalder als Stiefkind von Krefeld hinsichtlich Polizei, Rettungsdienst und Feuerwehr sehen.
Das andere Kulturverständnis war indes ein weiteres Thema. Schnell verwies darauf, dass Erstorientierungskurse mit entsprechender Wertevermittlung in der Einrichtung angeboten werden würden. Dies brachte die Frage mit sich, wie das generelle Betreuungsangebot für die Flüchtlinge aussieht. „Der Betreuungsdienst wird in drei
Schichten durchgeführt, das heißt 24/7. Es gibt unter anderem Frauenund Männercafés sowie Kreativ- und Sportangebote. In einer Einrichtung wird auch Musik gemacht, weil wir dort musikalische Mitarbeiter haben“, sagte Podiumsteilnehmer Andreas Stompe, Einrichtungsleiter der Flüchtlingsunterkunft Mülheim. Von Seiten der Teilnehmer gab es die Anregung, den Sportplatz der Kaserne ebenfalls zu nutzen. Die Frage, ob mehr als die 400 angekündigten Flüchtlinge kommen würden, verneinte Schnell. Man habe nur Angst vor fremden Menschen, weil man diese nicht kennen würde. Daher sei es wichtig, Ängste abzubauen, brachte indes eine Besucherin ins Spiel, was zu Applaus führte.
Hinsichtlich der mangelnden
Infrastruktur zuzüglich der Beleuchtung in der Umgebung rund um die ehemalige Kaserne gab der Bezirksbeamte den Ball an Krefelds Stadtdirektor Markus Schön weiter. Schön versprach, dass er „am Thema bleiben und es an die Stadt- und Verkehrsplanung weitergeben“werde. Eine mögliche Bodenbelastung des Geländes kam ebenfalls zur Sprache, wobei der Stadtdirektor betonte, dass vor Ort keine Gesundheitsgefährdung bestehe.
Bei der Bürgerinformationsveranstaltung wurde zudem bemängelt, dass die Tönisvorster Bürger, als unmittelbare Nachbarn, bislang nicht entsprechend in Kenntnis gesetzt worden wären. Es wurde eine weitere Veranstaltung gefordert. Es ging aber auch um ganz praktische Dinge wie die Anlieferung der Container. Hier sieht man die Problematik, dass ohnehin schon stark beschädigte Straßen, die für die Anlieferung genutzt werden müssen, die durch tonnenschwere Sattelschlepper noch stärker in Mitleidenschaft gezogen werden könnten. Schön versprach, dass die kommunalen Betriebe mögliche Schäden prüfen würden und es zu einer entsprechenden Instandsetzung käme. Der Stadtdirektor verwies indes darauf, dass die neue Einrichtung der Bezirksregierung auf die eigene Quotenerfüllung der Stadt Krefeld angerechnet wird: „Das entlastet uns als Stadt auch.“