Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Bö gewinnt Sprintrennen in Kanada
sich an ihm orientieren, lernen, wie man sich auch mal durchbeißt. Denn Doll brauchte Geduld in seiner Karriere. Mit sieben Jahren wechselte er vom Langlauf zum Biathlon. Dass er zu den Besten in Deutschland gehören könnte, zeichnete sich lange nicht ab. „Benni“, wie Doll nicht nur von seiner Familie genannt wird, sei ein Spätzünder gewesen, sagte seine Mutter mal. Mit 15 Jahren habe man dann gemerkt, er habe Potenzial für mehr. Und das zeigte er dann auch nach den ersten Jahren im Weltcupkader.
Bodenständig blieb er trotz der Erfolge. Anderen auch mal ein gutes Essen zu servieren, ist für den Hobbykoch, der mit seinem Vater Charly ein Kochbuch herausgegeben hat und einen Koch-Blog führt, eine Leidenschaft. Schon als kleiner Junge stand er nach eigenem Bekunden neben seinem Vater im elterlichen Hotel am Herd.
Doll selbst bezeichnete sich in einer Dokumentation des ZDF aber nicht nur als guten Koch, sondern auch als „begeisterten Spießer“. Weil er gerne plant, weiß, was auf ihn zukommt, Ordnung liebt. Das kam ihm auch bei den vielen Reisen im Weltcup zugute. Doll war auf fast jede Situation vorbereitet.
Und so verwundert es auch nicht, dass er seinen Rücktritt schon lange vorbereitet hat. Schon nach der Geburt seines Sohnes 2022 betonte er immer wieder, dass sich sein Fokus etwas verändert hat und dass er sich vorstellen kann, dass künftig andere Dinge wichtiger sind als der Sport. Vor dieser Saison kündigte er sein Karriereende immer deutlicher an. Der Entschluss, den er dann nach der WM verkündete, war lange gereift. Er wolle seine Aufmerksamkeit nun auf andere Projekte richten, sagte der studierte Wirtschaftsingenieur. Der Familie und einem neuen Studium. Nicht nur im Skisport galt und giltsein Augenmerk der Nachhaltigkeit. Nach der sportlichen Karriere will Doll nun noch mal Gebäudetechnik studieren. Viele werden hoffen, dass er der Sportart dennoch nach dem letzten Rennen in Kanada erhalten bleibt.
CANMORE (sid) Benedikt Doll verzog schon nach seinen finalen SprintSchüssen zerknirscht das Gesicht, schüttelte auf dem Zielstrich den Kopf: Den Start in sein letztes Weltcup-Wochenende hatte sich der ExWeltmeister ganz anders vorgestellt. Denn mit Rang 23 verschenkte er im traumhaften Sonnenschein von Canmore seine Chance auf die erste kleine Kristallkugel der Karriere, legte in seiner Lieblingsdisziplin ausgerechnet zum Abschied mit vier Fehlern am Schießstand das schlechteste Saisonrennen hin.
Wie schon 2019 und 2023 schloss Doll die Sprintwertung auf Rang vier ab, mit einem Sieg hätte er Tarjei Bö an der Spitze noch angreifen können. Letztlich fehlten bei der Show von Johannes Thingnes Bö 2:25,6 Minuten auf den Sieger aus Norwegen. In der Loipe präsentierte sich der Schwarzwälder Doll bei leichten Plusgraden allerdings mit der siebtbesten Laufzeit und ließ fürs Wochenende hoffen.
Vorne feierte Johannes Thingnes Bö hochüberlegen in 23:37,0 Minuten seinen ersten Sprintsieg der Saison. Im Gesamtweltcup baute der mit großem Abstand schnellste Läufer seinen Vorsprung auf seinen am Freitag drittplatzierten Bruder Tarjei (1/+1:04,2) auf 92 Punkte aus, das dürfte eine Vorentscheidung sein. Auf Platz zwei komplettierte der Italiener Tommaso Giacomel (1/+1:02,7) das Podest.
Bester Deutscher am Fuße der Rocky Mountains war Johannes Kühn (1 Strafrunde/+1:20,4 Minuten) auf Position sieben, 16,2 Sekunden fehlten auf das Podest.
Danilo Riethmüller (1/+1:22,4) schaffte mit Rang neun sein zweitbestes Karriereergebnis. Philipp Nawrath (3/+1:49,1) verfehlte auf 1400 Metern Höhe stehend die letzten drei Schüsse, so reichte es nur für Platz zwölf. Justus Strelow (1/+1:51,1), Roman Rees (1/+2:01,5) und Philipp Horn (3/+2:07,8) schafften es allesamt unter die Top 20.