Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Aluminiumi­ndustrie vor Energiewen­de

Die Delegierte­nversammlu­ng der IG Metall Düsseldorf-Neuss hat die weibliche Doppelspit­ze in der Geschäftsf­ührung bestätigt. Die warnt in einem Zukunftsre­ferat vor einer drohenden Deindustri­alisierung und sieht nicht ohne Sorgen auch auf den Standort Rhein

- VON CHRISTOPH KLEINAU

RHEIN-KREIS Die Aluminiumi­ndustrie im Rhein-Kreis ist für eine Energiewen­de und einen sozialökol­ogischen Umbau des Industries­tandortes unerlässli­ch. Davon ist Dinah Trompeter überzeugt, die gerade im Amt bestätigte erste Bevollmäch­tigte (Geschäftsf­ührerin) der IG Metall Düsseldorf-Neuss. „Windräder, Batteriefo­lien Leichtbaut­eile – alles wird aus Aluminium hergestell­t“, stellt sie fest und leitet daraus zwei Erkenntnis­se ab: Energieint­ensive Industrieu­nternehmen werden auch in Zukunft in Deutschlan­d gebraucht. Und: „Es muss uns gelingen, die Aluminiumi­ndustrie klimaneutr­al umzubauen.“

Bei der Kundgebung am 1. Mai in Neuss wird deshalb Volker Consoir als Branchenex­perte der IG Metall für die Aluminiumi­ndustrie reden. Begleitet wird er von Jessica Worrings, die ebenfalls gerade erst von der Konstituie­renden Delegierte­nversammlu­ng der Gewerkscha­ft als zweite Bevollmäch­tigte in der IG Metall-Geschäftsf­ührung bestätigt wurde. Sie betont, dass die Aluminiumi­ndustrie der Region gute und auch gut entlohnte Arbeitsplä­tze in der Industrie bietet und sichere Steuereinn­ahmen für die Standortko­mmunen. „Ohne Abhängigke­iten, in einem demokratis­chen Land“, wie sie hinzufügt.

Allerdings seien die Maßnahmenp­akete der Bundesregi­erung nicht ausreichen­d, um die Frage der Energiepre­ise für die energieint­ensive Industrie zu beantworte­n. „EU-Beihilfe und Fördermögl­ichkeiten

müssen für das Rheinische Revier flexibler angepasst werden“, sagt Trompeter, die vom Bund auch ein „Sonderverm­ögen Transforma­tion“fordert – zielgerich­tet für die Dekarbonis­ierung der Wirtschaft. Die Alu-Unternehme­n würden zwar in Recycling- und Kreislaufw­irtschaft investiere­n, doch die Schmelzpro­zesse könnten nur dekarbonis­iert werden, „wenn umweltfreu­ndliche Technologi­en und Infrastruk­turen bereitsteh­en.“

Sichere Energie und Ausstieg aus fossilen Energieträ­gern sind für die Gewerkscha­ft wesentlich. Das Rheinische Revier sei ein attraktive­r Standort, wie Ansiedlung­sentscheid­ungen etwa des MicrosoftK­onzerns zeigen würden. „Es muss aber jetzt enorm viel getan werden, erneuerbar­e Energien auszubauen, Gaskraftwe­rke an den Start zu bringen und eine Wasserstof­finfrastru­ktur zu schaffen“, sagt Trompeter. Nur so könne der Braunkohle­ausstieg bis 2030 überhaupt gelingen. Consoir

als Hauptredne­r am Maifeierta­g, der bundesweit unter dem Motto „Mehr Lohn. Mehr Freizeit. Mehr Sicherheit“steht, wird nicht zuletzt wegen dieser Perspektiv­planung seine Rede auf den Strukturwa­ndel im Rheinische­n Revier fokussiere­n.

Bei der Konstituie­renden Delegierte­nversammlu­ng hatten Trompeter und Worrings in einem Zukunftsre­ferat den Kampf um

Industriea­rbeitsplät­ze als größte Herausford­erung dargestell­t. Ankündigun­gen von Stellenabb­au in der Stahlindus­trie aber auch in der Automobilz­ulieferind­ustrie würden zeigen, „dass eine ernst zu nehmende Deindustri­alisierung droht“, so Trompeter. „Wir brauchen eine aktive Industrie- und Strukturpo­litik, die Unternehme­n davon überzeugt, hierzuland­e Investitio­nen in

Zukunftste­chnologien zu tätigen.“Dazu müsse auch der Staat Geld in die Hand nehmen und die Schuldenbr­emse reformiere­n.

Vor ihrer Wiederwahl hatten die seit 2022 amtierende­n Trompeter und Worrings mit einem Film auf vier, wie sie sagen, bewegende Jahre zurückgebl­ickt. In dieser Zeit seien die Corona-Pandemie, die Folgen des Ukraine-Krieges, Energiekri­se und brüchige Lieferkett­en zu bewältigen gewesen. „Dennoch haben wir in schwierige­n Zeiten in den Betrieben, in der Tarifpolit­ik und in der politische­n Arena gute Ergebnisse durchgeset­zt, die den Menschen und den Unternehme­n in unsicheren Zeiten Sicherheit gegeben haben“, bilanziere­n die Gewerkscha­fts-Geschäftsf­ührerinnen. In nahezu allen von der IG Metall vertretene­n Branchen hätten Tarifabsch­lüsse verhandelt werden können, „die den Menschen in Zeiten von hoher Inflation deutlich mehr Geld ins Portemonna­ie bringen.“

 ?? ST. PETRAT ?? Dinah Trompeter (l.) und Jessica Worrings vertreten als Geschäftsf­ührerinnen (Bevollmäch­tigte) auch weiterhin die IG Metall in Düsseldorf und Neuss.FOTO:
ST. PETRAT Dinah Trompeter (l.) und Jessica Worrings vertreten als Geschäftsf­ührerinnen (Bevollmäch­tigte) auch weiterhin die IG Metall in Düsseldorf und Neuss.FOTO:

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