Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Aluminiumindustrie vor Energiewende
Die Delegiertenversammlung der IG Metall Düsseldorf-Neuss hat die weibliche Doppelspitze in der Geschäftsführung bestätigt. Die warnt in einem Zukunftsreferat vor einer drohenden Deindustrialisierung und sieht nicht ohne Sorgen auch auf den Standort Rhein
RHEIN-KREIS Die Aluminiumindustrie im Rhein-Kreis ist für eine Energiewende und einen sozialökologischen Umbau des Industriestandortes unerlässlich. Davon ist Dinah Trompeter überzeugt, die gerade im Amt bestätigte erste Bevollmächtigte (Geschäftsführerin) der IG Metall Düsseldorf-Neuss. „Windräder, Batteriefolien Leichtbauteile – alles wird aus Aluminium hergestellt“, stellt sie fest und leitet daraus zwei Erkenntnisse ab: Energieintensive Industrieunternehmen werden auch in Zukunft in Deutschland gebraucht. Und: „Es muss uns gelingen, die Aluminiumindustrie klimaneutral umzubauen.“
Bei der Kundgebung am 1. Mai in Neuss wird deshalb Volker Consoir als Branchenexperte der IG Metall für die Aluminiumindustrie reden. Begleitet wird er von Jessica Worrings, die ebenfalls gerade erst von der Konstituierenden Delegiertenversammlung der Gewerkschaft als zweite Bevollmächtigte in der IG Metall-Geschäftsführung bestätigt wurde. Sie betont, dass die Aluminiumindustrie der Region gute und auch gut entlohnte Arbeitsplätze in der Industrie bietet und sichere Steuereinnahmen für die Standortkommunen. „Ohne Abhängigkeiten, in einem demokratischen Land“, wie sie hinzufügt.
Allerdings seien die Maßnahmenpakete der Bundesregierung nicht ausreichend, um die Frage der Energiepreise für die energieintensive Industrie zu beantworten. „EU-Beihilfe und Fördermöglichkeiten
müssen für das Rheinische Revier flexibler angepasst werden“, sagt Trompeter, die vom Bund auch ein „Sondervermögen Transformation“fordert – zielgerichtet für die Dekarbonisierung der Wirtschaft. Die Alu-Unternehmen würden zwar in Recycling- und Kreislaufwirtschaft investieren, doch die Schmelzprozesse könnten nur dekarbonisiert werden, „wenn umweltfreundliche Technologien und Infrastrukturen bereitstehen.“
Sichere Energie und Ausstieg aus fossilen Energieträgern sind für die Gewerkschaft wesentlich. Das Rheinische Revier sei ein attraktiver Standort, wie Ansiedlungsentscheidungen etwa des MicrosoftKonzerns zeigen würden. „Es muss aber jetzt enorm viel getan werden, erneuerbare Energien auszubauen, Gaskraftwerke an den Start zu bringen und eine Wasserstoffinfrastruktur zu schaffen“, sagt Trompeter. Nur so könne der Braunkohleausstieg bis 2030 überhaupt gelingen. Consoir
als Hauptredner am Maifeiertag, der bundesweit unter dem Motto „Mehr Lohn. Mehr Freizeit. Mehr Sicherheit“steht, wird nicht zuletzt wegen dieser Perspektivplanung seine Rede auf den Strukturwandel im Rheinischen Revier fokussieren.
Bei der Konstituierenden Delegiertenversammlung hatten Trompeter und Worrings in einem Zukunftsreferat den Kampf um
Industriearbeitsplätze als größte Herausforderung dargestellt. Ankündigungen von Stellenabbau in der Stahlindustrie aber auch in der Automobilzulieferindustrie würden zeigen, „dass eine ernst zu nehmende Deindustrialisierung droht“, so Trompeter. „Wir brauchen eine aktive Industrie- und Strukturpolitik, die Unternehmen davon überzeugt, hierzulande Investitionen in
Zukunftstechnologien zu tätigen.“Dazu müsse auch der Staat Geld in die Hand nehmen und die Schuldenbremse reformieren.
Vor ihrer Wiederwahl hatten die seit 2022 amtierenden Trompeter und Worrings mit einem Film auf vier, wie sie sagen, bewegende Jahre zurückgeblickt. In dieser Zeit seien die Corona-Pandemie, die Folgen des Ukraine-Krieges, Energiekrise und brüchige Lieferketten zu bewältigen gewesen. „Dennoch haben wir in schwierigen Zeiten in den Betrieben, in der Tarifpolitik und in der politischen Arena gute Ergebnisse durchgesetzt, die den Menschen und den Unternehmen in unsicheren Zeiten Sicherheit gegeben haben“, bilanzieren die Gewerkschafts-Geschäftsführerinnen. In nahezu allen von der IG Metall vertretenen Branchen hätten Tarifabschlüsse verhandelt werden können, „die den Menschen in Zeiten von hoher Inflation deutlich mehr Geld ins Portemonnaie bringen.“