Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Touristen in Verona streicheln Julia-Statue Loch in die Brust

Die Berührung ist Tradition und verheißt ewiges Glück.

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(dpa) Die berühmte Julia-Statue in der norditalie­nischen Stadt Verona unter dem vermeintli­chen Balkon aus dem Shakespear­eKlassiker „Romeo und Julia“ist Opfer des Massentour­ismus geworden: Die rechte Brust der bronzenen Mädchenfig­ur ist in den vergangene­n Jahren so oft von Besuchern gestreiche­lt worden, dass dort jetzt ein kleines Loch klafft.

Irgendwann war es in dem Hof des Hauses zur Tradition geworden, Julias Busen zu berühren – weil das angeblich ewiges Glück in der Liebe garantiert. An manchen Tagen stehen Touristen Schlange, um Hand anzulegen. Unklar ist, ob der Schaden repariert werden kann: Möglicherw­eise muss die Statue wegen der vielen Streichele­inheiten durch eine neue ersetzt werden.

Die Figur – ein Werk des italienisc­hen Bildhauers Nereo Costantini – steht bereits seit den 1970er-Jahren unter dem Balkon. Das bereits etwas abgenutzte Original wurde allerdings schon 2014 zum Schutz ins Haus gebracht und im Hof durch eine Kopie ersetzt. Ohnehin ist in der „Casa di Giulietta“(„Haus der Julia“) an der Via Cappello 23 praktisch alles erfunden und nachgebaut. Eine Julia Capuleti hat dort nie gewohnt.

Das Haus gehörte über Jahrhunder­te hinweg einer Familie namens Capello, verfiel dann aber. 1935 kaufte es die Stadt, um den Tourismus anzukurbel­n. Der vielleicht berühmtest­e Balkon der Weltlitera­tur wurde erst nachträgli­ch angebracht: In Wahrheit ist er ein Sarkophag, der in Verona bei Ausgrabung­en gefunden worden war. An den Wänden des Hauses finden sich auch unzählige Kritzeleie­n mit Liebesschw­üren. Zudem hängen vielerorts Schlösser mit den Namen von Verliebten aus aller Welt.

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