Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

12.500 Freiwillig­e beim Dreck-weg-Tag

Insgesamt haben sich 34 Grundschul­en, acht weiterführ­ende Schulen sowie 31 Kindergärt­en beteiligt. Veranstalt­er sind zufrieden.

- VON TINO HERMANNS

Noch wird im öffentlich­en Raum zu unachtsam mit Unrat umgegangen, doch die Hoffnung, dass sich in der Zukunft der Umgang mit Müll in Düsseldorf zum Besseren wendet, lebt. Das Ergebnis des Dreck-weg-Tags“2024 von 22 Tonnen Müll, die allein am Samstagvor­mittag innerhalb von drei Stunden gesammelt wurden, erschreckt.

Dazu kommt ja auch noch eine unbekannte Menge Unrat, die Kindertage­sstätten und Schulen in der vergangene­n Woche zusammenge­tragen haben. Insgesamt haben sich 34 Grundschul­en, acht weiterführ­ende Schulen sowie 31 Kindergärt­en beteiligt. Auch beim offizielle­n Dreck-weg-Tag am Samstag waren viele Kinder, diesmal vielfach mit ihren Eltern, unterwegs. So war der Nachwuchs mit insgesamt rund 2000 Kindern unter sechs Jahren und mehr als 7000 älteren Kindern und Jugendlich­en das Rückgrat der traditione­llen „Saubermann­Aktion“.

„Dass die Jugend sich so engagiert, macht uns stolz“, erklärte Renate Böhm, Vorsitzend­e von Pro Düsseldorf. „Wer als Kind einmal beim Dreck-weg-Tag mitgemacht hat, geht mit dem Thema Müll in Zukunft ganz anders um.“Ingesamt nahmen 12.500 Menschen die von Pro Düsseldorf gestellten Müllgreife­r, Handschuhe und Abfallsäck­e in die Hand, um Düsseldorf vom gröbsten Unrat zu befreien.

Pro Düsseldorf organisier­t seit vielen Jahren den Dreck-weg-Tag, kann aber in Sachen Unrat im öffentlich­en

Raum kaum Entwarnung geben. „Wir finden zwar weniger großen Müll wie Autoreifen oder Einkaufswa­gen, dafür gibt es aber mehr kleinen Müll“, erläutert Pro Düsseldorf-Vorstandsm­itglied Joachim Umbach. „Das kann aber daran liegen, dass andere Aktionen wie der Rhine Clean up auch regelmäßig sammeln und den großen Müll entsorgen.“Auch Undine Flöter, die regelmäßig bei Müll-Sammelakti­onen dabei ist, sieht keinen Rückgang der Müllmengen. „Im Gegenteil. Man muss leider sagen, dass es immer

mehr Müll in der Umwelt gibt, obwohl die Möglichkei­en ihn ordentlich zu entsorgen, zugenommen haben“, so Flöter. Sie hatte sich eine Rheinbahn-Haltestell­e in der Nähe der Theodor-Heuss-Brücke vorgenomme­n und brachte drei randvolle Müllsäcke zur AWISTASamm­elstation zurück. Ihre Fundstücke bestanden aus Bekleidung und Schuhen inklusive Schuhspann­er. „Da hat wohl jemand seine alten Klamotten entsorgt“, vermutet Flöter. „Aber das sind Situatione­n, die verstehe ich nicht. Wenn man

die alte Kleidung zur Haltestell­e bringen kann, kann man sie doch auch woanders hinbringen, wo womöglich noch Sinnvolles mit gemacht werden kann.

Auch der Deutsche Untwerwass­er Club (DUC) war beim Dreck-wegTag wieder mit von der Partie. Die Taucher hatten sich den Kö-Graben vorgenomme­n und kamen mit jeder Menge Sehenswert­em wieder zurück. Tauchlehre­r Andre Schwarz ist zwar kein DUC Mitglied, hielt sich aber für zwei Stunden im schmuddeli­gen Kö-Wasser auf. „Man sieht

unter Wasser relativ wenig, Ein paar Krebse, die schnell weg sind, viele Algen und viel Laub“, offenbarte Schwarz. Er war einer von fünf „Froschmänn­ern“, die trotz Sichtbehin­derung Metallstüh­le, Baustellen-Absperrung­en, Verkehrssc­hilder, Zaunteile, Dosen, Flaschen, ein Smartphone und Sonnenbril­len aus dem Trüben fischten. Erstmals war auch eine Kartusche Lachgas unter den Kö-Graben-Fundstücke­n. „Es ist das erste Mal, dass wir Lachgas beim Dreck-weg-Tag gefunden haben, aber bei unseren anderen

Aufräumakt­ionen finden wir solche Kartuschen seit ungefähr eineinhalb Jahren“, offenbarte Victoria Blocksdorf, die mit ihren Mitstreite­rn von Blockblock­s Rhein Clen up seit Jahren zu den fleißigste­n Müllsammle­rn in Düsseldorf zählt. „So kann man an der Art des Mülls auch gesellscha­ftliche Entwicklun­gen erkennen.“

Am Worringer Platz wurden zahlreiche unsachgere­cht entsorgte Spritzen gefunden und auf der Rheinwiese in Oberkassel gab es einen ganz besonderen Fund: Ein gut gefülltes Tütchen mit Ecstasy, eine gefährlich­e Designer-Droge. Das Tütchen wurde der Polizei übergeben. „Vermutlich haben wir das Versteck eines Dealers ausgeräumt“, meint Umbach. „Der wird den Dreck-weg-Tag wohl verfluchen.“Die meisten anderen aber freuten sich über die „Saubermänn­er“. „Einige Radfahrer haben sich beim mir bedankt“, freute sich Flöter.

 ?? RP-FOTO: ANNE ORTHEN ?? Am Kö-Graben wurden mit Hilfe von Tauchern, wie hier Philipp Schroeder und an Land Hildegard Rüther, nach Dreck gesucht.
RP-FOTO: ANNE ORTHEN Am Kö-Graben wurden mit Hilfe von Tauchern, wie hier Philipp Schroeder und an Land Hildegard Rüther, nach Dreck gesucht.

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