Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Thioune hofft auf Verbleib seines Top-Trios
Der Trainer kämpft für eine feste Verpflichtung von Tzolis und Johannesson – und will auch Tanaka halten.
Es ist schon die ganze Saison über nur eine Frage der Balance. Fortuna verfügt zwar über einen kleinen, in der Spitze aber erstklassig besetzten Kader; doch ständig gilt es, Verletzungen zu kompensieren und Formschwankungen auszusitzen, weil Alternativen fehlen. Innerhalb dieses Spannungsfeldes ein erfolgbringendes Gleichgewicht herzustellen, ist Woche für Woche die wohl größte Herausforderung, die Trainer Daniel Thioune zu meistern hat.
Im Moment gelingt ihm das hervorragend, weil namentlich Christos Tzolis und Ao Tanaka regelmäßig überragende Leistungen anbieten. Allein beim 4:0 gegen den VfL Osnabrück zeichnete das Duo am Freitag für zwei von vier Treffern und sogar drei von vier Vorlagen verantwortlich. Das Konto von Tzolis weist aktuell 24 Scorerpunkte (15 Tore, neun Assists) auf, das von Tanaka zehn (sechs Tore, vier Assists). Doch über all diesen großartigen Werten und Auftritten schwebt das Damoklesschwert eines baldigen Abgangs.
Der griechische Stürmer ist nur bis zum Saisonende vom englischen Zweitligisten Norwich City ausgeliehen, die Kaufoption beträgt unbestätigten Berichten des griechischen Internetportals „Sport24“zufolge im Aufstiegsfall fünf Millionen Euro, bei einem Verbleib in der Zweiten Liga wären 3,5 Millionen Euro fällig. Im Fall des japanischen Nationalspielers sieht die Lage etwas anders aus:
Eine Ausstiegsklausel in Höhe von fünf Millionen Euro ist im Mai vergangenen Jahres abgelaufen, sein Kontrakt in Düsseldorf läuft noch bis Ende der kommenden Saison. Will – oder muss – Fortuna ihn also gewinnbringend verkaufen, ist das ohne eine Vertragsverlängerung nur in diesem Sommer möglich.
Aus genannten Gründen ist es Fluch und Segen zugleich, dass sich Tzolis und Tanaka ausgerechnet in diesen Wochen mit zu den absoluten Ausnahmespielern der Zweiten Liga aufgeschwungen haben. Einerseits sind sie maßgeblich für den aktuellen Höhenflug der Thioune-Truppe mit drei Siegen aus den vergangenen vier Spielen verantwortlich, andererseits wecken sie dadurch das Interesse vieler Klubs und erhöhen eben die Wahrscheinlichkeit, in einigen Monaten nicht mehr das Fortuna-Trikot zu tragen.
Der Trainer will so weit aber nicht denken, er ordnet lieber die gegenwärtige Situation sachlich ein. „Ich bin froh, dass wir alle gemeinsam gewachsen sind“, sagt Thioune und ergänzt hinsichtlich der gescheiterten Norwich-Leihe von Tzolis an Twente Enschede vor einem Jahr: „Christos war ja nach seiner Zeit in Holland irgendwo ein bisschen ,lost’, als er zu uns kam, kein griechischer A-Nationalspieler mehr, und er hat sich jetzt mit uns dahin entwickelt, dass er plötzlich die EM-Play-offs spielt.“Ähnlich sei die Lage, ergänzt der Chefcoach, bei Tanaka, der seit einigen Wochen
eine etwas defensivere Rolle im Mittelfeld ausfüllt. „Ao braucht in allen Bereichen seine Zeit. Es ist manchmal sehr schwierig, ihn als Menschen zu lesen, das muss auch ich immer noch gestehen“, erzählt Thioune. „Jetzt haben wir seine Position ein bisschen verändert, dass er vielleicht doch da spielt, wo er sich auch wünscht, zu spielen. Und im Moment ist es der beste Ao Tanaka, den wir bei Fortuna je hatten.“
Ein anderer Akteur, der Fortuna das gewisse Extra geben kann, gerät dabei leicht in Vergessenheit: Isak Johannesson, mit einer kolportierten Kaufoption von ungefähr zwei Millionen Euro vom FC Kopenhagen ausgeliehen. Ihn zu verpflichten, scheint angesichts der aktuellen finanziellen Lage des Klubs immerhin weitaus realistischer, als die Kaufoption von Tzolis zu ziehen.
Im Idealfall will Thioune jedoch alle drei Akteure halten, alles dafür tun und die Hoffnung nicht aufgeben. „Vielleicht ist die aktuelle Entwicklung sogar der einzige Weg, damit diese Spieler im nächsten Jahr auch noch da sind“, betont er. „Da wären wir dann wieder beim monetären Ansatz: Wenn wir verdammt viel einsammeln, haben wir eine ganz große Chance, die Jungs bei uns zu behalten.“
Was der Coach nicht ausspricht, aber meint: Wenn Tzolis, Johannesson und Tanaka dazu beitragen, dass Fortuna in die Bundesliga zurückkehrt und ihr möglicherweise einen Sensationserfolg im DFB-PokalHalbfinale bei Bayer Leverkusen gelingt, regnet es plötzlich deutlich höhere TV-Gelder und satte Prämien. Im Endeffekt könnten zumindest Tzolis und Johannesson ihre Kaufoption damit also in gewisser Weise selbst finanzieren, während Tanaka tatsächlich vor dem Absprung stehen dürfte.
„Ich weine in jedem Fall noch nicht darüber, dass uns die Spieler im Sommer vielleicht verlassen könnten“, sagt Thioune und meint insbesondere die Leihgaben aus Norwich und Kopenhagen, „sondern arbeite fleißig daran, dass wir sie auslösen können.“Letztlich liegt es an der Klubführung – sowohl am Vorstand als auch am Aufsichtsrat –, eine Entscheidung darüber zu treffen. Im sportlichen Erfolgsfall gäbe es immerhin nur wenige Gegenargumente.