Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Zehn Jahre Primark — am 25. Mai ist Schluss
Der irische Textildiscounter kämpft um die Rentabilität seiner Filialen in Deutschland. Den Standort Krefeld hat das Unternehmen bereits aufgegeben. Es sind keine Rabattaktionen oder Abverkaufsaktivitäten geplant.
Die Einkaufstüte des Textil-Discounters Primark ist nahezu komplett aus dem Krefelder Stadtbild verschwunden. Das war nach der Eröffnung im früheren Gebäude des Horten-Kaufhauses vor zehn Jahren noch komplett anders. Die Beobachtung steht für die wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens mit Deutschland-Sitz in Essen. Mehr als 50 Millionen Euro betrug das Defizit im von den Wirtschaftsprüfern Ernst & Young testierten und im November 2023 im Bundesanzeiger veröffentlichten Geschäftsbericht 2022. Der Umsatz in den seinerzeit noch 32 Filialen im Bundesgebiet war zwar deutlich auf 828 Millionen Euro gestiegen, die Kosten aber auch. Dazu gehörten etwa Mieten in Höhe von 57 Millionen Euro, Nebenkosten von 17 Millionen und Reparaturkosten von gut elf Millionen Euro, fehlende Corona-Zuschüsse des Bundes bei den Personalkosten und außerplanmäßige Abschreibungen in Höhe von 81,7 Millionen Euro wegen der Schließung und Größenanpassung einiger Filialen.
In diesem Jahr kommen weitere Abschreibungen auf das Unternehmen zu: Denn Primark gibt den Standort Krefeld an der Ecke Ostwall und Rheinstraße wie angekündigt auf. „Wie im April vergangenen Jahres kommuniziert, befindet sich Primark Deutschland in einer herausfordernden Situation und hat eine Neuausrichtung des Standortportfolios angekündigt. Durch die Expansion der vergangenen Jahre ist die durchschnittliche Größe der Stores in unserem deutschen Portfolio erheblich über dem anderer Primark-Märkte. Darüber hinaus bewegt sich Primark in einem Marktumfeld, das sich im Laufe der Jahre stark verändert hat. Dies hat zur Folge, dass Primark in einigen Regionen Deutschlands überrepräsentiert ist. Als Konsequenz ist die Rentabilität in den deutschen Stores auf einem inakzeptablen Niveau“, erklärte eine Primark-Sprecherin auf Anfrage unserer Krefelder Redaktion.
Im Klartext: Es gibt zu viele zu große Märkte für die Nachfrage nach Primark-Produkten. Das hat für den Standort Krefeld entsprechende Folgen, die einen bedeutsamen
eil der Innenstadt-Problematik darstellen. „Nach intensiver Betrachtung und nach Abschluss der Gespräche mit den Beschäftigtenvertretern vor Ort, steht nun mit Samstag, 25. Mai 2024, der letzte Verkaufstag des Stores fest. Kunden können an diesem Tag noch bis 20 Uhr einkaufen. Es sind keine Rabattaktionen oder Abverkaufsaktivitäten geplant“, informierte die Primark-Sprecherin. Was das für die rund 100 von insgesamt etwa 5150 Primark-Beschäftigten in Teil- und in Vollzeit bedeutet? „Unsere Mitarbeitenden aus dem Store Krefeld können sich im normalen Bewerberverfahren auf offene Vakanzen in umliegenden Stores bewerben.“
Als Folge der beschlossenen Schließung der Filiale in Krefeld habe Primark im vergangenen Jahr Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretungen über die Schließungspläne geführt, erklärte die Sprecherin. Die Abkehr von Krefeld und von anderen Standorten diene dem Zweck, das Unternehmen Primark
in Deutschland wieder profitabel zu machen.
Primark sei ein internationales Modeunternehmen mit Hauptsitz in Irland und Filialen in 18 Ländern. Primark Mode sei ein Franchise-Unternehmen der Einzelhandelsgruppe Primark. Ein zwischen Primark Limited (Dublin), Irland, und Primark Mode geschlossener Franchisevertrag sei für die Geschäftstätigkeit des Unternehmens von Bedeutung. Mit diesem Vertrag erhalte Primark Mode Zugang zu dem Einzelhandelskonzept von Primark sowie zum
Know-how des Managementteams in Irland. Am Ende des Geschäftsjahres 2022 habe Primark Mode 32 Filialen in Deutschland betrieben. Der Komplementär (ohne Einlage) sei Primark Mode Limited. Der Kommanditist des Unternehmens sei „Primark Fashion“B.V., Rotterdam in den Niederlanden. Die Muttergesellschaft von Primark Fashion B.V. und Primark Mode Limited sei die Associated British Foods PLC, die in Großbritannien gegründet worden und in England und Wales registriert sei, heißt es im Geschäftsbericht.
Das Unternehmen habe mit Primark Limited einen Kreditvertrag in Höhe von 250 Millionen Euro abgeschlossen, von dem zum Bilanzstichtag 195,5 Millionen Euro in Anspruch genommen worden seien. Das Darlehen werde im August 2025 fällig, heißt es weiter. Dann ist die Primark-Episode in Krefeld bereits Geschichte.
Eine Taskforce Krefeld beschäftigt sich seit Bekanntwerden der Schließungspläne mit möglichen Nachnutzungen sowohl für die Primark-Flächen als auch für das Kaufhof-Gebäude am Neumarkt. Dazu hat die Truppe um den Krefelder Wirtschaftsdezernenten Eckart Preen Kontakte mit den Gebäudeverwaltern beziehungsweise Eigentümern aufgenommen. Für den Kaufhof hat die Stadt Krefeld einen Kauf oder eine Anmietung für die Volkshochschule ins Gespräch gebracht. Für die Primark-Flächen sind die Ideen noch weniger konkret. Von einer Nutzung als Verwaltungssitz ist die Rede.