Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Junge Stars der Klassik: Dirigentin Marie Jacquot und Pianist Bruce Liu
Es ist eine schwierige Frage, die sich alle Pianist:innen im Laufe ihrer Karriere stellen müssen: Wie reist man mit 88 Tasten um die Welt? Wo man sich doch den Flügel nicht so einfach wie eine Flöte unter den Arm klemmen kann …
Der Dirigentin Marie Jacquot war nicht immer klar, dass sie die Musik zu ihrem Beruf machen möchte. Als Kind und Jugendliche gehörte die junge Französin zu den vielversprechendsten Nachwuchstalenten im Tennis. Sie spielte sogar auf dem berühmten Ascheplatz des Stade Roland Garros: dort, wo die French Open stattfinden. Doch im Jugendalter entschied sie sich für die Musik: „Tennis hat mir immer Freude bereitet, aber irgendwann war das Spiel nicht mehr vorhanden, sondern nur noch der Druck, besser zu sein.“Und eine Sache fehlte ihr im Tennis: Der Teamgedanke. Als Einzelspielerin hing alles von ihrer persönlichen Leistung ab. In der Musik ist das anders, es liegt nicht immer alles in ihren Händen: „Weil Musik so sehr mit Menschen verbunden ist.“
Neben Posaunenstunden nahm die sympathische Musikerin von nun an auch Dirigierunterricht, besuchte Meisterkurse bei Sir Simon Rattle und erhielt schließlich eine Assistenzstelle bei Kirill Petrenko. Dem Düsseldorfer Konzertpublikum dürfte Jacquot bereits aus ihrer Zeit als Erste Kapellmeisterin an der Deutschen Oper am Rhein bekannt sein. Seit der Spielzeit 2023/24 ist sie Erste Gastdirigentin der Wiener Symphoniker, übernimmt im Sommer 2024 zusätzlich den Posten der Chefdirigentin des Königlich Dänischen Theaters Kopenhagen und wird ab 2026/27 Chefdirigentin des WDR Sinfonieorchesters in Köln. Mit gerade einmal 34 Jahren kann die zielstrebige Französin also bereits eine beeindruckende Karriere vorweisen.
Gleiches gilt für den Solisten des Abends, der sich mit Beethovens Klavierkonzert Nr. 3 dem Düsseldorfer Publikum vorstellt: Bruce Liu ist der absolute Shootingstar der
Klavierszene. Seit dem ersten Platz beim Chopin-Wettbewerb in Warschau im Jahr 2021 erreicht der junge Pianist mit seinem einfühlsamen und unprätentiösen Spiel Scharen von neuen Zuhörer:innen. Die Deutsche Grammophon engagierte ihn vom Fleck weg als Exklusivkünstler und die Türen der großen Klassiktempel öffneten sich plötzlich für den Klavierstudenten, der seither das große Versprechen, das mit so einem Wettbewerbssieg einhergeht, sogar noch übertroffen hat. Bei Heinersdorff wird er in dieser Saison gleich zweimal zu erleben sein: Mit Chopins Klavierkonzert Nr. 2 im Abo Faszination sowie mit den Wiener Symphonikern und Marie Jacquot im Abo
Dieser Mann ist nicht zu bremsen! Nach seiner faszinierenden Reise mit Bachs Goldberg-Variationen um die Welt hat sich Víkingur Ólafsson für diese Saison das Kontrastprogramm vorgenommen: Auf Einsamkeit und Einkehr folgt großer Klang, großes Orchester, große Emotion.
Für den sympathischen Isländer war immer klar, dass er sich bald intensiver mit Johannes Brahms beschäftigen würde. Und nun ist es endlich so weit! Die beiden Klavierkonzerte des romantischen Komponisten begleiten ihn durch die Saison 2024/25. In Düsseldorf steht das leidenschaftliche erste auf dem Programm.
Man merkt ihm an, dass es ursprünglich als Sinfonie konzipiert war, so eng ist der Klavierpart mit den Orchesterstimmen verknüpft. Gut also, wenn man bei der Umsetzung so versierte Partner wie das London Philharmonic Orchestra unter Leitung seines Chefdirigenten Edward Gardner zur Seite hat!
Der britische Edelklangkörper ergänzt das Programm um Beethovens heroische dritte Sinfonie – die berühmte „Eroica“– und leistet damit zugleich einen Beitrag zum diesjährigen Beethoven-Schwerpunkt bei den Heinersdorff Konzerten.
Freitag · 15. November 2024 · 20 Uhr
Von Franz Liszt weiß man, dass er eine stumme Tastatur mit auf Tournee nahm, um seine Fingerfertigkeit nicht zu verlieren. Krystian Zimerman reist seit Jahrzehnten mit einem eigenen, speziell auf die Akustik der Säle eingerichteten Flügel zu seinen Konzerten. Und Lang Lang verrät im Interview: „Wenn ich meine Finger über diesen Couchtisch bewegen würde, als wenn er ein Klavier wäre, würde ich im Kopf den Klang der Tasten hören.“
Fingertraining, Gehirntraining und Perfektionierung der Rahmenbedingungen – drei unterschiedliche Lösungsansätze für das gleiche Problem. Die gute Nachricht dabei: Das Instrument ist nicht allein entscheidend, es ist vor allem das Üben im Kopf, das den Unterschied macht. „Schon das bloße Denken eines Klangerlebnisses bahnt im Gehirn jene neuronalen Verbindungen, die man später beim Spielen brauchen wird“, erklärt Wolfram Goertz, der nicht nur als Musikjournalist für die Rheinische Post tätig ist, sondern als Mediziner auch die Musikerambulanz des Universitätsklinikums Düsseldorf ins Leben gerufen hat.
Dass es für Pianist:innen dennoch eine Herausforderung ist, sich bei jedem Konzert nicht nur auf unbekannte Säle und ein neues Publikum, sondern auch auf ein fremdes Instrument einzustellen, steht außer Frage. Umso schöner, dass die wenigsten sich von dieser Herausforderung abschrecken lassen. Und so werden sich auch in der Heinersdorff-Saison 2024/25 einige der besten Pianist:innen unserer Zeit auf die Reise begeben, um unter dem Sternenhimmel der Tonhalle ihre himmlische Kunst auf 88 Tasten darzubieten. Wir stellen sie Ihnen vor:
Krystian Zimerman gibt maximal 15 Konzerte im Jahr und reist dafür stets mit seinem eigenen Flügel an – den Grandseigneur des Klaviers in dieser Saison in Düsseldorf zu erleben, ist dementsprechend nichts weniger als eine Sensation! „Wenn ich spiele, interessieren mich nicht die Noten, sondern die Passion des Komponisten. Ich versuche, zu rekonstruieren, warum er dieses Stück geschrieben hat. Und ich versuche, das dem Publikum zu vermitteln.“
05.10.2024
Igor Levit müssen wir Ihnen in Düsseldorf nicht extra vorstellen – seine Interpretation aller Beethoven-Sonaten ist unübertroffen. Absolut konsequent, dass er sich nun an die Sinfonien wagt: „Beethovens Musik geht über das Instrument hinaus, sie ist orchestral und macht mich glauben, ich spiele mehr als nur Klavier. Dann bin ich Posaune, bin Gewalt, Verzweiflung, Einsamkeit und vieles mehr.“
08.02.2025 – Beethoven: Sinfonie Nr. 7 sowie Werke von Bach und Schumann
Alice Sara Ott ist eine Poetin am Klavier, dabei nahbar und kommunikativ – die strengen Regeln des Konzertbetriebs zu durchbrechen und ihre Begeisterung für klassische Musik mit allen teilen zu können, ist ihr ein wichtiges Anliegen: „Die Musik ist wirklich der einzige Ort, an dem wir uns begegnen können.“
08.03.2025 – Werke für Klavier solo von Beethoven und Field
Seong-Jin Cho ist in seiner Heimat Südkorea ein Superstar und in Europa längst mehr als ein Geheimtipp. Sein farbenreiches, präzises Spiel zeichnet ihn aus und prädestiniert ihn für die zauberhaften Klänge Ravels. „Die Emotionen des Komponisten zu verstehen, war und ist mein Ziel.“
12.05.2025 – Alle Werke für Klavier solo von Ravel