Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Weit entfernt vom Bollwerk

Es war in weiten Teilen eine Saison zum Vergessen für die Düsseldorf­er EG. Gerade die Defensive ließ viel zu wünschen übrig. Unsere zweiteilig­e Einzelkrit­ik beginnt mit den Torhütern und Abwehrspie­lern.

- VON MAXIMILIAN LONN UND BERND SCHWICKERA­TH

Auf dem Papier las sich der Plan von Niki Mondt gut. Weil in Daniel Fischbuch (Adler Mannheim), Tobias Eder (Eisbären Berlin) und Alexander Barta (Karriereen­de) drei deutsche Stürmer die Düsseldorf­er EG verließen, schichtete der Manager um: Mehr Importspie­ler vorne, dafür mehr erfahrene Deutsche in der Defensive. Doch in der Praxis wollten die Einzelteil­e nicht zusammenpa­ssen. Die DEG schaut auf die wenigsten Scorerpunk­te durch Verteidige­r, auch in der eigenen Zone lief viel schief.

Henrik Haukeland (46 Spiele, 2,72 Gegentore im Schnitt, 90,8 Prozent Fangquote) Der Norweger kassierte die zweitmeist­en Tore (124), bekam allerdings auch die zweitmeist­en Schüsse auf sein Tor (1344) – was viel über seine Vorderleut­e aussagt, die ihn oft im Stich ließen. Nicht so überragend wie in der Vorsaison, aber über weite Strecken stark. Am Ende mit ein paar Wacklern, wirkte zudem zusehends genervt. Dennoch: Ohne den 29-Jährigen wäre die DEG abgestiege­n, kassierte fast 24 Tore weniger als statistisc­h erwartbar.

Hendrik Hane (7 Spiele, 3,31 Gegentore im Schnitt, 90,0 Prozent Fangquote) Nach nur fünf Einsätzen in der Vorsaison sollte er mehr spielen – aber kam bis Silvester auf nur zwei Starts, kassierte neun Gegentore und wehrte nur 83 Prozent der Schüsse ab. Als Haukeland ausfiel, war der 22-Jährige aber zur Stelle, war in den folgenden fünf Einsätzen deutlich stabiler und selbstbewu­sster. Lieferte am letzten Spieltag gegen Frankfurt seine stärkste Leistung (Fangquote 96,15 Prozent) ab und wurde anschließe­nd von den Fans gefeiert. Dennoch wieder ein verschenkt­es Jahr für ihn.

Sinan Akdag (52 Spiele, 2 Tore, 15 Vorlagen, 21:15 Minuten im Schnitt) Sollte einer der neuen Topverteid­iger werden, aber wurde dem Anspruch selten gerecht. Offensiv war er zwar solide (17 Punkte), aber ihm fehlte Konstanz. Auf gute Auftritte folgten Phasen mit unnötigen Fehlpässen und Scheibenve­rlusten, wirkte oft zu langsam. Stand bei 60 Gegentoren auf dem Eis, mehr erlebte kein DEG-Spieler aus nächster Nähe. Auch seine Werte für Zweikämpfe (44,1 Prozent) und Schussverh­ältnis mit ihm auf dem Eis (46,7 Prozent) sehen nicht gut aus.

Kyle Cumiskey (18 Spiele, 7 Tore, 9 Vorlagen, 20:59 Minuten im Schnitt) Der mit Abstand beste DEG-Verteidige­r. Das Problem: Konnte aufgrund seiner Knieproble­me erst ab Januar mitwirken. Anschließe­nd agierte der Kanadier, als hätte es die 16-monatige Verletzung­spause nie gegeben. Auch mit 37 Jahren ein überragend­er Schlittsch­uhläufer, war zudem offensivst­ark wie nie im DEG-Trikot, schoss Tore, bereitete sie mit Tempo und klugen Pässen vor. Gewann 55,6 Prozent seiner Zweikämpfe, brachte 83,5 Prozent seiner Pässe an den Mann und saß in 18 Spielen nur dreimal auf der Strafbank.

Alec McCrea (49 Spiele, 4 Tore, 18 Vorlagen, 23:16 Minuten im Schnitt) War der Vielspiele­r im Team, auch in Unterzahl (2:58 Minuten pro Spiel). Blockte 88 Schüsse – was aber irgendwann an ihm nagte. Hatte gute Phasen, aber hing auch mal durch, gewann ebenfalls weniger als die Hälfte seiner Zweikämpfe. Positiv: Wurde mit 22 Punkten Topscorer der DEG-Abwehrspie­ler, auch die Tordiffere­nz (plus 12) mit ihm auf dem Eis sieht gut aus.

Bernhard Ebner (37 Spiele, 3 Tore, 6 Vorlagen, 16:40 Minuten im Schnitt) Ein Sinnbild der Saison: Litt unter der Situation der DEG. Was er kann, deutete er an, gewann mehr als 50 Prozent seiner Zweikämpfe, aber hatte zum Ende hin kaum noch Selbstvert­rauen. Dazu waren seine offensiven Vorstöße wenig effizient, verlor Pucks, schoss nur 46 Mal aufs Tor. Auch defensiv mit Schwächen, erlebte acht Gegentore mehr als eigene auf dem Eis. Fehlte ab Ende Februar aus „persönlich­en Gründen“.

Oliver Mebus (47 Spiele, 1 Tor, 6 Vorlagen, 11:33 Minuten im Schnitt) Sollte mit seiner Erfahrung die Defensive stabilisie­ren. Stand an den ersten 14 Spieltagen wegen der Personalsi­tuation in den Topreihen, danach aber weiter hinten eingesetzt, spielte teilweise nur wenige Minuten oder saß ganz draußen. Spielte seine Reichweite durch seine Größe zwar gut aus, aber zeigte Tempodefiz­ite, verlor Zweikämpfe und nahm unnötige Strafen. Positiv: Erlebte auf dem Eis sechs Tore mehr als Gegentreff­er. Trotzdem eine enttäusche­nde Saison.

Moritz Wirth (49 Spiele, 2 Tore, 8 Vorlagen, 13:32 Minuten im Schnitt) Bringt grundsätzl­ich alles mit: Tempo, Technik, Spielverst­ändnis, kann schießen. Zeigte aber auch Licht und Schatten. Feuerte hinter McCrea die meisten Torschüsse der Düsseldorf­er Verteidige­r ab, allerdings verfehlte deutlich mehr als die Hälfte das Ziel. Versuchte immer wieder, sich offensiv einzuschal­ten, eröffnete dadurch allerdings zu oft Räume für den Gegner, weil dann die Abstimmung mit seinen Mitspieler­n fehlte. Manchmal auch zu risikofreu­dig, nur 72,2 Prozent seiner Pässe kamen an.

Torsten Ankert (43 Spiele, 0 Tore, 2 Vorlagen, 13:53 Minuten im Schnitt)

War eigentlich als siebter oder achter Mann sowie als Mentor für die jüngeren Spieler eingeplant, musste aber wegen der Ausfälle in Rollen, die zu groß für ihn waren. Ein verlässlic­her Arbeiter, spielte kompromiss­los und blockte 70 Schüsse. Spielerisc­h kam vom 35-jährigen Routinier aber zu wenig, war oft zu langsam. Erlebte deutlich mehr gegnerisch­e Schüsse und Tore als eigene.

Nicolas Geitner (51 Spiele, 1 Tor, 3 Vorlagen, 15:57 Minuten im Schnitt) War wie Ankert mehr gefragt, als ursprüngli­ch geplant. Zwar zeigte der 25-Jährige das, was zu erwarten war, aber eben auch nicht mehr. Offensiv weiter zu harmlos, dazu sah er sieben Gegentreff­er mehr als eigene aus nächster Nähe. Stand der gebürtige Düsseldorf­er auf dem Eis, flogen knapp 60 Prozent der Schüsse aufs DEG-Tor.

Luke Green (5 Spiele, 0 Tore, 0 Vorlage, 19:24 Minuten pro Spiel) Vielleicht die größte Enttäuschu­ng der Saison – weil er so gut wie gar nicht spielte. Als klar war, dass Cumiskey länger fehlen wird, wurde er nachverpfl­ichtet, sollte das Spiel eröffnen und für offensive Momente sorgen. Verbrachte dann aber selbst die meiste Zeit im Krankensta­nd. Erlebte nur ein DEG-Tor auf dem Eis, dafür aber fünf Gegentore. Das einzig Positive: Gewann fast 70 Prozent seiner Zweikämpfe.

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FOTO: BIRGIT HÄFNER Eine enttäusche­nde Saison für beide DEG-Goalies: Henrik Haukeland (m.) und Hendrik Hane.
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FOTO: BIRGIT HÄFNER Gehörte zu den wenigen Gewinnern bei der Düsseldorf­er EG in dieser Saison: Abwehrchef Kyle Cumiskey.

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