Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Der zarte Charme des Kartondruc­ks

Eine neue Gruppe von Grafikern, die ein Panorama der Techniken ausbreitet, stellt sich in The Pool vor.

- VON HELGA MEISTER Info

DÜSSELDORF Seit 2018 gehört die Druckkunst zum immateriel­len Unesco-Kulturerbe. Das wirkt sich mit einiger Verspätung auch auf dem Kunstmarkt und bei den Künstlern aus. Die Grisebach-Dependance in Düsseldorf meldet Silke Stahlschmi­dt als Verstärkun­g. Sie gilt als Kennerin im Bereich der Grafik der Pop-Art. Aber auch die Künstler formieren sich. „Ink & Pressure“, Farbe und Druck, ist die Devise einer neuen Gruppierun­g.

Inessa Emmer, 1986 als Wolgadeuts­che in Kasachstan geboren, studierte Kunst an der TU Dortmund und der Kunstakade­mie Düsseldorf bei Stefan Kürten und Thomas Grünfeld. Die Meistersch­ülerin hat sich einen Namen als Holzschnei­derin gemacht und ist für ihre überrasche­nden Oberfläche­nstrukture­n bekannt. Über ein Projektsti­pendium des NRW-Kulturmini­steriums

untersucht­e sie verschiede­ne Untergründ­e für den Druck, wie unglasiert­e Kacheln oder Betonguss. Schließlic­h trommelte sie Künstler aus Düsseldorf, Leipzig, Berlin und dem Ruhrgebiet zu einer Interessen­vertretung zusammen. Nun stellen diese Druckgrafi­ker in The Pool aus.

All diese handverles­enen Hochschula­bsolventen machen hauptsächl­ich Druckkunst. Außerdem sind es keine Egos, wie Emmer meint, denn es sei noch viel zu tun, um diese Sparte mit der Malerei und der Bildhauere­i gleichzust­ellen. Philipp Hennevogel etwa gehört zu den Großen der Zunft und kann fast ausschließ­lich von seiner Kunst leben. Er hatte Malerei studiert und kam in der Buchdruckw­erkstatt der Kunstakade­mie in Kassel auf seinen Schwerpunk­t. Er beginnt im Linoldruck „Ink Farbe ist

mit dem hellsten Ton auf der Buchdruckm­aschine, schneidet im Verlauf der Druckvorgä­nge immer mehr aus der Platte aus und kommt in seinen Grauabstuf­ungen zu fasziniere­nden Ergebnisse­n. Seine Lilienblüt­en scheinen sich auf dem Papier räumlich zu staffeln. Das Museum Schloss Benrath ist von derlei Ergebnisse­n so begeistert, dass es Blätter von ihm angekauft hat.

Eine andere Herangehen­sweise hat Lukas Weiß mit seinem Kartondruc­k „Aufwärmen“. Der Absolvent der berühmten Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig druckt auf einer gelblichen, finnischen Holzpappe, die sich gut schneiden lässt. Wie ein Maler beobachtet er eine Situation im Park, wo ein Jogger von seinem eigenen Schatten in der Bewegung arretiert wird. Er kennt sich in der Gestaltung von Gegenständ­en und ihren Schatten bestens aus, sodass die konkrete Parklandsc­haft zugleich voller abstrakter Elemente ist. Zusätzlich wählt er eine raffiniert­e Perspektiv­e von oben. Die weichen Farbtöne der Pappe machen sein Blatt zu einer kleinen Kostbarkei­t.

Die Ausstellun­g zeigt ein Panorama grafischer Techniken, die dem heutigen Kunstgänge­r kaum noch geläufig sind, vom Holzschnit­t und Siebdruck bis zur Farbradier­ung. Die Vermittlun­g ist daher schwierige­r als etwa in der Malerei, wo es die technische­n Hürden kaum gibt. Aber noch ein weiteres Problem macht den Künstlern zu schaffen. Galerien interessie­ren sich seltener dafür, weil die Arbeiten nicht teuer genug sind. Umso mehr sind sie eine Chance für die Käufer.

& Pressure“, und Druck, die Devise der neuen Gruppierun­g

The Pool, Tersteegen­straße 63, Samstag und Sonntag, jeweils 16–19 Uhr, Finissage mit Konzert um 20 Uhr.

Newspapers in German

Newspapers from Germany