Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Richtig gut ist keiner der Bahnhöfe in Krefeld
Bahnreisende sind anpassungsfähig. An den sechs Krefelder Haltepunkten ist nichts groß zu bemängeln. Sie sind weder richtig gut, noch besonders schlecht. Wie Profitester des Verkehrsverbunds Rhein Ruhr im Einzelnen urteilen.
KREFELD Das Gesamte ist doch mehr als die Summe seiner Teile: Zu dieser Erkenntnis gelangt, wer die Ergebnisse des Verkehrsverbunds Rhein Ruhr (VRR) zum Zustand der 296 Bahnhöfe und Haltepunkte im Schienenpersonennahverkehr im Stadtgebiet unter die Lupe nimmt. In den Kategorien Barrierefreiheit und Fahrgastinformationen schneiden die sechs Krefelder Bahnhofe hervorragend ab. Bei der Aufenthaltsqualität reicht die Spanne von ordentlich bis entwicklungsbedürftig. Die Gesamturteile für den Hauptbahnhof, die in Oppum, Linn, Uerdingen, Hohenbudberg (Chempark) und am Forsthaus fallen eher mäßig aus. Statt des strahlenden blauen Smileys für hervorragendes Abschneiden, symbolisieren weniger froh gestimmte grüne und gelbe Gesichter den ordentlichen bis entwicklungsbedürftigen Gesamtzustand. Der tieftraurige rote Smiley findet an Krefelds Gleisen kein Zuhause.
Oppum, Forsthaus und der Hauptbahnhof schneiden in Krefeld als ordentlich mit Luft nach oben am besten ab. In Linn, Uerdingen und am Chempark ist noch einiges zu verbessern. Aktuell wird am Hauptbahnhof noch gebaut. Die mit dem Land vereinbarte Modernisierungsoffensive 2 (MOF) der Deutschen Bahn hat schon 2008 begonnen und sollte eigentlich mittlerweile abgeschlossen sein. Im Zuge von MOF 2 seien bislang insgesamt 117 Bahnhöfe modernisiert worden. Das Kostenvolumen liege bei rund 480 Millionen Euro, wovon das Land NRW rund 139 Millionen Euro, die Deutsche Bahn 17 Millionen Euro und der Bund mit 324 Millionen Euro bereitgestellt hätten.
Die Deutsche Bahn (DB) hatte 2020 die Bauarbeiten in Krefeld mit der Dachsanierung des Hauptbahnhofs ein. Auf einer Fläche von rund 3000 Quadratmetern sei das denkmalgeschützte Dach modernisiert worden. Auch die Flachdächer zwischen dem Empfangsgebäude und den Gleisen seien saniert und neu eingedeckt worden, um das Gebäude vor Witterung und Regen zu schützen. Insgesamt habe die Deutsche Bahn rund 1,9 Millionen Euro in die Modernisierung investiert, berichtete die Deutsche Bahn.
Weniger glatt geriet der barrierefreie Umbau des Bahnsteigs 1. Der konnte lange nicht über die gesamte Breite erneuert werden. Grund: Die während der Tiefbauarbeiten vorgefundenen Untergrundverhältnisse erforderten weitergehende Untersuchungen der Bodentragfähigkeit beziehungsweise -beschaffenheit. Nach Begutachtung durch mehrere Fachfirmen und der Erstellung eines realistischen Umsetzungskonzepts ging die DB davon aus, dass die Planungen Ende des Jahres 2020 abgeschlossen sein würden. Anschließend kann im darauffolgenden Jahr, nach erfolgreicher
Ausschreibung der Bauleistung, gebaut und der Bahnsteig somit vollständig modernisiert werden. Das war zu optimistisch gedacht. Der Bahnsteig 1 ist bis heute nicht fertiggestellt.
Der VRR-Stationsbericht geht insgesamt von einer leichten Verbesserung der Zustände für Bahnreisende aus. Im Vergleich zum Vorjahr habe sich die Gesamtsituation leicht verbessert: 57 Prozent aller Stationen hätten ordentlich oder sogar ausgezeichnet abgeschnitten, 43 Prozent seien hingegen in einem entwicklungsbedürftigen oder nicht tolerierbaren Zustand, heißt es im Bericht.
Bereits seit 2020 richteten sich die Stationsbewertungen nach Kriterien, die Fahrgästen besonders wichtig seien: Sind die Bahnhöfe sauber und gut ausgestattet? Läuft die Fahrgastinformation reibungslos? Gelangen Kunden barrierefrei zum Bahnsteig und in den Zug? Entsprechend bewerten die VRR-Profitester die Stationen in den Kategorien Aufenthaltsqualität, Fahrgastinformation und Barrierefreiheit.
Im Vergleich zum Vorjahr habe sich der Zustand der Bahnhöfe und Haltepunkte leicht verbessert: 168 Stationen hätten ordentliche oder
VRR koordiniert Mobilität von 7,8 Millionen Kunden
VRR
Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) ist nach eigenen Angaben einer der größten Verkehrsverbünde Europas. Als Dienstleistungsunternehmen gestalte er gemeinsam mit zahlreichen Partnern den ÖPNV in der Region.
Dienstleistung
Er sichere die Mobilität der 7,8 Millionen Einwohner und sorge für bedarfsgerechte und wirtschaftliche ÖPNV-Leistungen.
sogar ausgezeichnete Ergebnisse erzielt, 128 seien in einem entwicklungsbedürftigen oder nicht tolerierbaren Zustand gewesen, so der VRR.
„Die Bahnhöfe und SPNV-Haltepunkte sind für Bahnreisende der Startpunkt jeder Fahrt mit dem Regionalverkehr. Verschmutzungen, defekte Fahrgastinformationssysteme oder ein fehlender barrierefreier Zugang führen zwangsläufig dazu, dass Fahrgäste einen negativen Eindruck gewinnen. Und dieser Eindruck überträgt sich leider unmittelbar auf den gesamten SPNV“, erklärt Oliver Wittke, Vorstandssprecher des VRR.
„Wir haben als SPNV-Aufgabenträger kein unmittelbares Vertragsverhältnis mit den Eigentümern und Betreibern der Stationen und somit keinen direkten Einfluss auf die Situation an den Bahnhöfen. Der Stationsbericht ist deshalb für uns ein sehr wertvolles Instrument, um auf Schwachstellen hinzuweisen und so gemeinsam mit den Eisenbahninfrastrukturunternehmen Verbesserungen auf den Weg zu bringen“, so Wittke weiter.
„Für uns ist der insgesamt positive Trend zwar sehr erfreulich – denn er zeigt, dass die Eisenbahninfrastrukturunternehmen bereit sind, die Stationen in einem guten Zustand zu halten“, erklärte Wittke. „Allerdings sollten die leicht negativen Entwicklungen für die Unternehmen Warnung und Motivation sein, die Aufenthaltsqualität und Fahrgastinformation im Interesse der Fahrgäste wieder zu verbessern.“