Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Thomas Schütte zeigt Drucke
„Prints“heißt die Ausstellung von Thomas Schütte in der Skulpturenhalle auf der Raketenstation. Er zeigt dort 309 Drucke, von Holzschnitten oder Radierungen, die seit den 1980er Jahren entstanden sind.
309 Arbeiten umfasst die neue Ausstellung in der Skulpturenhalle der Schütte-Stiftung auf der Raketenstation. Sie stammen allesamt aus dem Atelier von Thomas Schütte. „Aus Schubladen“, sagt der Künstler selbst lakonisch, „auch wenn sie frisch aussehen.“So ist Schütte nur froh, dass dort keine „Feuchtigkeit eingezogen ist“. So nämlich haben seine Helfer alle „Prints“auch für die Ausstellung verwenden können. Die Blätter der Bücher (vier an der Zahl und alle erschienen im Verlag Walter König; Köln, mit Titeln wie „Buschbuch“) sind dort nicht miteingerechnet. „Bestimmt Hunderte“kämen auf diese Weise noch dazu, sagt Schütte.
Serien gehören dazu, aber nur fünf Einzelblätter. Etwa eines, was er 1984 für die RP-Aktion „Von hier aus“gemacht hat. Es ist natürlich ein „Print“, ein Siebdruck, das Original ist nach Schüttes Meinung „viel zu groß“, um in der Ausstellung gezeigt zu werden. „Sei wachsam“von 1988, ebenfalls ein Einzelblatt, war ein Holzschnitt.
In einer Serie sind Personen erkennbar: Aus dem privaten Kreis des Künstlers stammen viele der Porträts. „Nicht nach Fotos gemacht“, sagt Schütte entschieden, aber muss dann doch zugeben, dass zumindest ein Porträt seines Sohnes nach einem Foto entstanden ist. Drei Kinder hat er, und ebenso wie diese hat er eine Mitarbeiterin, die schon „sooo lange für mich arbeitet“, in seinen Serien verewigt. „Kinder sind schwerer zu zeichnen“, sagt er nachdenklich, „denn sie haben keine Linien im Gesicht“. Mit „Linien“meint er unter anderem die Falten, die Erwachsene tragen... Er habe schon lange nicht mehr nach der Natur gezeichnet, sagt er, fast bedauernd, ihm fehle einfach die Zeit dafür.
Gedruckt hat ihm die „Prints“– auch die wandgroßen, die im Anbau zu sehen sind – ein Hamburger Atelier, bei dem Schütte schon seit vielen Jahren ist. Mit dessen Chef Till Verclas ist er denn auch befreundet,
ihn erwartet er am Wochenende, freut sich schon darauf, mit ihm „lecker essen zu gehen“. Verclas drucke auch seine Postkarten.
Lithografien wechseln sich mit Radierungen oder Holzschnitten ab, im Tief-, Hoch- oder Siebdruck, und zu den „Prints“gehören auch Fotos von den „Köpfen“, die Schütte gemacht hat. Zwei zeigt er im Original, im Kabinett. „Mönch“und „Geisha“hat er sie genannt, wobei „Geisha“nur ein Arbeitstitel sei. Umgeben sind sie von Porträts berühmter Musiker, den „Blues Men“von 2019, wie Otis Redding oder John Lee Hooker. Mit wenigen Strichen nur hat Schütte das Charakteristische der Gesichter erfasst. Die Keramikköpfe
„Mönch“und „Geisha“kommen ganz frisch aus der Werkstatt, waren daher auch noch nie ausgestellt. Wenn man genauer hinschaut,
lässt sich der Mönchskragen ebenso wie die Schleife im Nacken des Frauenkopfes erkennen. Die Blätter zeigen den Stil von Schütte seit den frühen 1980er Jahren. Und sie sind nach Gruppen gehängt. Da gibt es die Architekturmodelle (etwa das „Ferienhaus für Terroristen“von 2002 oder das „Schiff“von 1980), die Torsi, die Früchte und das Gemüse, die Porträtserien und eben die Fotos von den „Köpfen“.
Im Kassenbereich sind die Postkarten, die Schütte jedes Jahr zu Weihnachten verschickt, zu sehen; im Anbau hängen Wolkenbilder und großformatige Arbeiten, bei denen allein schon die Farbe von der großartigen Handwerkskunst des Druckers zeugt. Eigentlich sind es Drucke von Holzschnitten, die Schütte einst, nämlich 2011, „Woodcuts“genannt hat.