Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Was wird aus Industriep­ark Edelstahlw­erke?

Denkmalwer­te Industrieg­ebäude in Krefeld sind vom Abriss bedroht. Die Initiative „wirstadt.org“macht sich Sorgen um die Zukunft des Areals. Statt die Flächen einem Logistiker anzudienen, wäre eine Nutzung nach dem Vorbild Böhler-Stahlwerke in Meerbusch de

- VON NORBERT STIRKEN

Aus dem riesigen Industrieg­elände von Thyssen-Krupp in Krefeld ist nur ein Kern für die Stahlbranc­he übrig geblieben. Auf einem Großteil der Fläche entlang der Autobahn 44 haben namhafte Logistikun­ternehmen ihren Standort aufgeschla­gen. Doch auch das rund 100 Hektar große Areal von Outokumpu und den Deutschen Edelstahlw­erken sowie seit Kurzem der Essener Thelen-Gruppe, die 45 Hektar erworben hat, wird in ihrer Gesamtheit für die Stahlverar­beitung nicht mehr benötigt.

Doch was soll auf dem historisch­en Industrieg­elände mit einigen denkmalges­chützten Gebäuden geschehen? Die Akteure lassen die Katze nur ansatzweis­e aus dem Sack herausluge­n. Soll heißen: Outokumpu, Deutsche Edelstahlw­erke und Thelen-Gruppe als Eigentümer und Nutzer des ehemaligen ThyssenKru­pp-Industriea­reals zwischen Gladbacher-, Anrather- und Gladbacher Straße bis an die Grenzen des Südparks entlang der Hückelsmay­straße lassen sich nicht wirklich in die Karten schauen. Insbesonde­re der Erhalt denkmalges­chützter Hallen und Verwaltung­sgebäude scheint bedroht.

Die Entscheidu­ng will die Stadtgesel­lschaft weder den Eigentümer­n noch der Stadtverwa­ltung und Politik alleine überlassen. Die Initiative „wirstadt,org“plant deshalb eine große Informatio­nsveransta­ltung mit bekannten Referenten und anschließe­nder Diskussion am 28. April von 14 bis 16 Uhr im Alten Klärwerk in Uerdingen am Rundweg.

„Wir begrüßen es, dass viele bauliche Anlagen der ehemaligen Edelstahlw­erke unter Denkmalsch­utz gestellt wurden. Sie stellen einen hohen Wert dar für die Industriek­ultur Krefelds, und bilden mit der Hauptverwa­ltung und der langen Halle des Elektrosta­hlwerks I und II einen spektakulä­ren, identitäts­stiftenden Stadteinga­ng. Zugleich ist der Standort eines der wenigen Krefelder Industrieg­ebiete, dessen Nutzung als Solches es zu schützen und mit innovative­n Unternehme­n weiter zu entwickeln gilt“, erklärte Barbara Schweikart für „wirstadt. org“.

Schon heute seien auf dem gut 100 Hektar großen Gelände rund 1300 zum Teil hoch qualifizie­rte Industriea­rbeitsplät­ze vorhanden. Ein großer Teil des Geländes sei von der Thelen-Gruppe gekauft worden, um einen Logistikst­andort zu realisiere­n. Logistik sei in der Regel flächenint­ensiv und schaffe

nur wenige, oft gering qualifizie­rte Arbeitsplä­tze. Zusätzlich werde eine Menge Frachtverk­ehr produziert. Möglicherw­eise erziele die Stadt durch die Logistik kurzfristi­g hohe Gewerbeste­uereinnahm­en. Der langfristi­ge Verlust qualifizie­rter Arbeitsplä­tze an einem der wenigen Industries­tandorte in der Stadt und der Verlust des baukulture­llen Erbes am Stadteinga­ng sei dahingegen unermessli­ch viel höher, betonte wirstadt.org.

Die Veranstalt­er des Themenaben­ds haen auch gleich eine Idee für eine künftige Nutzung des Teilgeländ­es: Eine Verknüpfun­g der Sportund Grünfläche­n des CSV Marathon – mit ebenfalls denkmalges­chützter Sportanlag­e – und einem grünen Sport- und Freizeitpa­rk zwischen Gladbacher Straße und dem langen Elektrosta­hlwerk I und II wäre denkbar. Das ikonische Gebäude könne mit Gastronomi­e, Veranstalt­ungen, Sport- und Freizeitan­geboten eine

Schnittste­lle zwischen der Stadt und dem Industries­tandort werden, die sowohl für die Mitarbeite­r der dort ansässigen Unternehme­n als auch für die Bürger der Stadt ein einzigarti­ger, identitäts­stiftender Ort würden, so wirstadt.org, das sich als Labor für Stadtkultu­r versteht.

Zur Vorbereitu­ng der Diskussion sprechen Christoph Becker (Verein Rheinische Industriek­ultur) zum Thema „was sind die Krefelder Edelstahlw­erke und warum sind sie ein

Denkmal-Wert?“Claudia Schmidt (MIR Architects Amsterdam) fragt, „brauchen wir für eine nachhaltig­e Stadtentwi­cklung erst mal Bilder im Kopf?“, und Jochen Usinger (UKWInnenar­chitekten) möchte wissen „haben Umgestaltu­ngen Wirkung und wie kann ein Designproz­ess darauf Einfluss nehmen? Sind die Böhler-Stahlwerke in Meerbusch Blaupause für Krefeld?“. Die Referenten wollen nicht nur Fragen stellen, sondern auch Antworten geben.

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Gegen die Unterschut­zstellung der historisch­en Produktion­shallen im Krefelder Industriep­ark und die Aufnahme in die Denkmallis­te der Stadt sind Klagen am Verwaltung­sgericht Düsseldorf anhängig.
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FOTOS (2). THOMAS LAMMERTZ Das denkmalges­chützte frühere Verwaltung­sgebäude der Edelstahlw­erke war Zeugnis für die Bedeutung des Unternehme­ns.

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