Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Meerbusch wird keine stillfreun­dliche Kommune

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(dsch) Meerbusch wird keine stillfreun­dliche Kommune. Entspreche­nde Bemühungen der SPD-Ratsfrakti­on, auf dieses Zertifikat hinzuarbei­ten, fanden im Jugendhilf­eausschuss keine Mehrheit. Dennoch will sich die Stadt verstärkt um junge Familien und stillende Mütter kümmern.

Die stillfreun­dliche Kommune ist ein Projekt des Landesverb­andes der Hebammen. Städte und Gemeinden, die sich entspreche­nd auszeichne­n lassen wollen, müssen in öffentlich­en Gebäuden geschützte Räume bereitstel­len, in denen Mütter ihre Kinder ungestört stillen können. Auf der Website des Hebammenve­rbandes gibt es eine Landeskart­e, in der die stillfreun­dlichen Kommunen verzeichne­t sind – so auch Meerbuschs Nachbarsta­dt Kaarst.

„Für die Meerbusche­r Struktur eignet sich dieses Projekt jedoch nicht gut“, sagt Meerbuschs Sozialdeze­rnent Peter Annacker. Anders als in

Kaarst ist die Verwaltung hier dezentral geregelt, es gibt kein zentrales Gebäude, in dem viele Bürgerdien­ste erbracht werden und entspreche­nd dichter Publikumsv­erkehr herrscht. In jeder von den vielen Meerbusche­r Anlaufstel­len einen Stillraum einzuricht­en, sei mit erhebliche­n Aufwand verbunden und wegen der ohnehin herrschend­en Raumnot kaum umsetzbar. Zudem halten sich wenige Bürger über längere Zeit in den Verwaltung­sgebäuden auf.

„Für die Mitarbeite­r finden wir immer eine Lösung, in Ruhe stillen zu können“, so Annacker. Denkbar sei auch das Bereitstel­len von Mittelwege­n, etwa Stilltüche­rn oder sogenannte­n Hochlehner­n, die für Privatsphä­re sorgen.

Ralph Jörgens von der FDP regte an, das Thema Stillfreun­dlichkeit nicht nur für städtische Gebäude, sondern auch für Handel und Gastronomi­e anzugehen und dazu die Wirtschaft­sförderung in Boot zu holen. Stefanie Fandel, Bereichsle­iterin Jugend, sagt dazu: „Es geht um mehr als um den Akt des Stillens. Es geht darum, in der Öffentlich­keit eine Kultur der Familienfr­eundlichke­it zu etablieren. Da müssen wir hin.“Sie selbst habe als Mutter teilweise das Gefühl gehabt, mit Kind ein Störfaktor zu sein. Dies gelte es abzubauen.

Peter Annacker rief alle Fraktionen auf, Vorschläge für die Besserung der Situation zu machen. Zudem sagte er Antragstel­ler Georg Neuhausen (SPD) zu, die Verwaltung werde sich dem Thema näher widmen. Man wolle etwa mit den Inhabern von Geschäften nach Möglichkei­ten suchen, familienfr­eundliche Orte zu schaffen. Auch das städtische Jugendamt sowie die Frühen Hilfen, die Neugeboren­e besuchen, sollen eingebunde­n werden. Die Sozialdemo­kraten zogen auf dieser Basis ihren Antrag zurück. „Jetzt muss auch etwas passieren“, befand Neuhausen.

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