Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Alte Postkarten erzählen ihre Geschichte­n

Der Heimatkrei­s Lank hat alte Ansichtska­rten gesammelt. Sie zeigen, wie die Menschen früher die Heimat gesehen haben.

- VON MONIKA GÖTZ

Das Verschicke­n von Postkarten ist mit den Jahren aus der Mode gekommen. Wurden im Jahr 1998 noch bundesweit 400 Millionen Karten verschickt, waren es 2017 nur noch 190 Millionen. Aber die alten Postkarten sind zunehmend zu Zeitzeugen geworden. Dass das so ist, bewies ein Lichtbildv­ortrag des Forums für Orts- und Regionalge­schichte des Heimatkrei­ses Lank.

Leiter Georg Neuhausen begrüßte die Gäste in der Teloy-Mühle und freute sich: „Unser Baas, Franz von Latum, steigt selbst in die Bütt und wird auch Dönekes erzählen.“Damit hatte er nicht zu viel versproche­n. Denn das, was das Publikum in gut 90 Minuten anhand von rund 150 alten Postkarten vom Heimatkrei­s-Vorsitzend­en Franz-Josef Jürgens zu sehen und hören bekam, war höchst interessan­t.

Unter der Bezeichnun­g Postkarten waren hier Korrespond­enz-, Bild- und Ansichtska­rten gemeint. „Vorformen der Postkarte gab es bereits seit dem 18. Jahrhunder­t. Und etwa ab 1870 waren viele Postkarten Geschäftsp­ost mit Firmenlogo, bis es dann in den 1890-Jahren zum regelrecht­en Boom der Ansichtska­rten kam. Im deutschen Kaiserreic­h wurden gegen Ende des 19. Jahrhunder­ts rund 88 Millionen Post-/ Ansichtska­rten produziert“, erklärte Jürgens. Dass die Postkarten heute zu Zeitzeugen geworden sind, hat der Heimatkrei­s Lank schon vor gut drei Jahrzehnte­n erkannt – 1990 gab er das Buch „Junge Stadt in alten Bildern“heraus, das noch heute beim Heimatkrei­s zu erwerben ist.

Aktuell wurden jetzt in der Teloy-Mühle einige der im Archiv des Heimatkrei­ses gesammelte­n historisch­en Postkarten und auch solche

aus der Nachkriegs­zeit bis heute aus den Orten des ehemaligen Amtes Lank gezeigt: „Zum Auffrische­n von Erinnerung­en.“Beispielsw­eise an das Restaurant „Zur Hasenhütte“in Langst-Kierst, das ehemalige Haus Niederrhei­n in Nierst (heute

Dormero-Hotel), die ungepflast­erte und manchmal vom Rhein-Hochwasser überflutet­e Hauptstraß­e durch Lank, die Gaststätte Wilhelm Dammer mit dem beliebten KinderPara­dies in Bösinghove­n, die Fähre, die 1900 mit einem Seil zwischen

Langst-Kierst und Kaiserswer­th über den Fluss gezogen wurde, die sehr präsenten Straßenbah­nschienen, die in Richtung Moers quer durch den Ort verliefen. Und natürlich die Gemeinde selbst, die manchmal dem Kreis Krefeld zugeordnet wurde

und oft als „Lank am Rhein oder Niederrhei­n“bezeichnet wurde.

Auch St. Stephanus, 1920 erbaut und „Lanker Dom“genannt, mit dem nahen schlichten Gebäude, in dem heute das „La Pähd“zu finden ist, stand im Mittelpunk­t, ebenso

die 1822 fertiggest­ellte Teloy-Mühle, die Löwenburg um 1905, Haus Latum 1817 und ebenso das 1885 wie ein kleines Schloss erbaute Krankenhau­s oder die ehemaligen „Westdeutsc­hen Celluloidw­erke in Lank-Latum“.

Auffällig beim Anschauen der vielfach colorierte­n Postkarten aus Lank ist die offenbar in jedem Jahrzehnt geschätzte Geselligke­it und Gastfreund­schaft. Denn die meisten Fotos – auch wenn es PanoramaKa­rten (unter anderem von 1899) mit mehreren Ansichten und dem „Gruß aus Lank“gab – mindestens ein Gastronomi­e-Betrieb war immer abgebildet. Ob „Zur Krone“, „Zur ewigen Lampe“, „Zum grünen Wald“oder die „Lanker Weinschenk­e“(ehemals Jos. van Dawen) – alle Wirtshäuse­r waren mit großem Außenberei­ch ausgestatt­et, teils unmittelba­r am Rhein gelegen und immer einladend hergericht­et. Das „Bundes-Hotel Kauertz“überrascht­e die Gäste sogar mit einer Kegelbahn im Garten.

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FOTOS (4): REPRO HEIMATKREI­S LANK Alte Bild – wie hier vom Marktplatz – können Aufschluss darüber geben, wie die Meerbusche­r Orte früher aussahen.
 ?? ?? Die Niederrhei­nische Landschaft sowie die Sehenswürd­igkeiten und die Gaststätte­nkultur waren beliebte Motive für Ansichtska­rten.
Die Niederrhei­nische Landschaft sowie die Sehenswürd­igkeiten und die Gaststätte­nkultur waren beliebte Motive für Ansichtska­rten.
 ?? ?? Auch für die kleineren Ortschafte­n wie Nierst wurden eigene Ansichtska­rten hergestell­t und von Reisenden versandt.
Auch für die kleineren Ortschafte­n wie Nierst wurden eigene Ansichtska­rten hergestell­t und von Reisenden versandt.
 ?? ?? Eine Rast in einer Gaststätte, Entspannun­g im Freien und der Blick über den Rhein: So sah früher ein entspannte­r Ausflug aus.
Eine Rast in einer Gaststätte, Entspannun­g im Freien und der Blick über den Rhein: So sah früher ein entspannte­r Ausflug aus.

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