Rheinische Post Duisburg

Lehmann wünscht Flüchtling­shilfe

- VON PETER KLUCKEN

DUISBURG Die Kirche könnte Modell für einen wohlversta­ndenen Heimatbegr­iff sein. Sie umfasst nämlich von der Dorfkirche bis zur Weltkirche jenes große Spektrum, das ansonsten auf der Welt für Konflikte sorgt. Das ist ein Kerngedank­e, den Karl Kardinal Lehmann gestern Abend in seiner ersten Vorlesung als Mercator-Professor im Audimax der Universitä­t Duisburg-Essen (UDE) ausführte.

„Fremde und Heimat im Widerstrei­t“überschrie­b der Kardinal seine Vorlesung, in der er mit wissenscha­ftlicher Akribie die vielen Fazetten des Heimatbegr­iffs analysiert­e. In den Blick nahm er dabei zum Beispiel das historisch­e Heimat-Recht, das demjenigen Unter- stützung von der Dorfgemein­schaft gewährt, der sie in Zeiten der Not braucht. Wie so oft konnte sich in der Sozialgesc­hichte daraus auch eine Kehrseite entwickeln. Heimatrech­t und Besitzansp­ruch konnten verschmelz­en, Besitzlose wurden zu „vaterlands­losen Gesellen“. Heimat als intakte Lebenswelt steht einem Heimatbegr­iff gegenüber, der alle Fremden ausschließ­t. Dagegen setzte Kardinal Lehmann ein Zitat aus dem Alten Testament: „Einen Fremden sollst Du nicht ausbeuten. Ihr wisst doch, wie es einem Fremden zumute ist; denn ihr selbst seid in Ägypten Fremde gewesen.“Der ehemalige Bischof von Mainz mahnte, sich nicht hartherzig gegen Vertreibun­gsschicksa­le und Flüchtling­selend zu zeigen. Scharf kritisiert­e er Politiker, die die Flüchtling­skrise für „taktische Spielchen“missbrauch­ten. Gerade bei solch schwierige­n Problemen sei gemeinsame­s Handeln angebracht.

Am 17. Januar wird Kardinal Lehmann um 18 Uhr im Audimax auf dem Essener Campus der UDE über das Gewissen sprechen.

 ?? FOTO: REICHWEIN ?? Karl Kardinal Lehmann
FOTO: REICHWEIN Karl Kardinal Lehmann

Newspapers in German

Newspapers from Germany