Viele Familienunternehmen unterschätzen Digitalisierung
PwC-Studie untersucht Pläne der Unternehmer.
DÜSSELDORF (anh) Familienunternehmer sind agiler, veränderungsbereiter und risikofreudiger, als viele denken. Das ist das Ergebnis einer Studie der Unternehmensberatung PwC, die rund 50 Eigentümer von Familienunternehmen aus verschiedenen Branchen nach Einstellungen und Plänen befragt hat.
„Familienunternehmen sind konservativ, was ihre Werte angeht. Aber sie interpretieren diese zeitgemäß und scheuen sich auch nicht, sich vom Kerngeschäft zu trennen, wenn es nicht mehr zukunftsfähig ist“, sagt Uwe Rittmann, zuständig für Familienunternehmen und Mittelstand in NRW.
Erfolgreiche Familienunternehmen seien hochinnovativ, ergänzt Peter v. Hochberg, der als Geschäftsführer der Tochter „Strategy&“die Studie leitete. Jeder Zwanzigste plant demnach, in drei Jahren mehr als die Hälfte des Geschäftes mit vollkommen neuen Produkten zu machen. Weitere 15 Prozent wollen zwischen einem Viertel und der Hälfte des Umsatzes mit innovativen Produkten bestreiten.
Doch nicht alle Familienunternehmer haben die Bedeutung der Digitalisierung erkannt: Zwar beschäftigten sich laut einer globalen Studie von PwC 70 Prozent auf TopEbene mit dem Thema. Doch nur zwölf Prozent sehen in der Digitalisierung eine Gefahr für ihr traditionelles Geschäftsmodell. „Manche halten die Digitalisierung nur für einen Hype, der sie nicht betrifft. Da- bei wird sie fast alle Branchen revolutionieren“, ist v. Hochberg überzeugt. Mindestens im Vertrieb, der zunehmend online laufe, sei jeder betroffen. „Es wird ein Sterben von Familienunternehmen geben, wenn diese die Herausforderung nicht erkennen“, sagte ein Teilnehmer der Studie.
Ihrem Ruf, nachhaltiger zu arbeiten als manche Konzerne, festigen die befragten Unternehmer dagegen. Als wichtigste Ziele nennen sie die Sicherung der unternehmerischen Unabhängigkeit, den langfristigen Erhalt des Unternehmens in Familienhand und die Sicherung des Generationenübergangs. Abgeschlagen an achter Stelle der Ziele folgen „regelmäßige Ausschüttungen an die Gesellschafter“.
Aldi, Oetker, Tönnies – immer wieder machen Clans Schlagzeilen, wenn sie sich beim Generationswechsel verkrachen. Wer es jedoch schafft, solche Konflikte konstruktiv zu nutzen, gewinne doppelt, meint v. Hochberg. Kluge Unternehmer würden früh einen Sprössling mit an die Spitze nehmen, der ganz anders denkst als sie selbst. „Ein junger Wilder kann helfen, das Unternehmen zukunftsfest zu machen.“
Die Zeiten, in denen der älteste Sohn automatisch Chef wurde, sind vorbei. Die Rekrutierung ist professioneller als früher. Der Nachwuchs muss sich erst außerhalb des Familienunternehmens Sporen verdienen, nur der Beste darf an die Spitze, hat die Befragung ergeben