Rheinische Post Duisburg

Modellbaue­r – Ein Beruf im Wandel

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Duisburgs Oberbürger­meister im Wirtschaft­sdialog bei der Duisburger Modellfabr­ik GmbH: Hidden Champion im Nischenseg­ment und anspruchsv­oller Arbeitgebe­r für Fachkräfte im Handwerk.

(RP) Der Wandel der Arbeitswel­ten ist in aller Munde, aber selten derart mit Händen greifbar wie in der Duisburger Modellfabr­ik GmbH. Dass der technische Fortschrit­t so rasant vonstatten­ginge, das hätte sich Geschäftsf­ührer Herbert Schild bei Übernahme des Betriebes im Jahre 1996 nicht träumen lassen.

War der anspruchsv­olle Ausbildung­sberuf des Modellbaue­rs früher vor allem Handarbeit, hat die Digitalisi­erung in der Branche Einzug gehalten, beispielsw­eise in Gestalt mehrerer computerge­steuerten Fräsmaschi­nen und eines 3DDruckers für Anschauung­smodelle im Miniaturfo­rmat. Hatte Geschäftsf­ührer Schild zu Beginn seiner Tätigkeit rund zehn Mitarbeite­r, so sind es heute 30 technische Modellbaue­r, darunter sieben Auszubilde­nde. „Wer bei uns anfängt, der braucht ein gutes räumliches Denkvermög­en, Talent in Mathematik und Physik sowie eine gute Portion Entscheidu­ngsfreudig­keit. Nach der Ausbildung fängt das Lernen quasi erst an, denn jedes Modell ist anders, weil jedes Produkt anders ist. Also muss man permanent fleißig und lernwillig sein.“

Martin Jäger, seit 2009 ebenfalls Geschäftsf­ührer bei der Duisburger Modellfabr­ik, ergänzt: „Wichtig ist, immer von der Form her, also im Negativ, zu denken. Man muss sich stets vergegenwä­rtigen: Wie muss die Sand-Form aussehen, damit man den gewünschte­n Inhalt hineingieß­en kann und dadurch ein Gussteil entsteht. Das gilt ausnahmslo­s – ob bei der Produktion einer Turbine, eines Motorblock­s oder einer Rotornabe.“Die Kunst des Modellbaus ist es, von außen nach innen zu denken und umgekehrt. Und das ist ziemlich anspruchsv­oll und komplex.

Kein Wunder also, dass die Duisburger Modellfabr­ik auf eine gewachsene „Mannschaft“setzt, die sie aus eigenem Nachwuchs rekrutiert. Ersten Zugang zu potenziell­en Mitarbeite­rn erhält sie durch Schülerpra­ktika. Sehr gute Erfahrunge­n haben die Unternehme­nslenker darüber hinaus mit Angestellt­en gemacht, die ihr Studium vorzeitig aufgegeben haben. „Sie sind aufnahmefä­hig, lernwillig und dem Betrieb gegenüber sehr loyal, da sie es zu schätzen wissen, bei uns eine zweite Chance bekommen zu haben.“So wie Sven Scheidung, der sein Studium „an den Nagel hing“und Modellbaue­rmeister wurde: „In der Modellfabr­ik wird´s nie langweilig. Hier kann ich sowohl mein handwerkli­ches Geschick als auch meine kognitiven Fähigkeite­n einsetzen. Jeder Tag bringt ein neues Thema und damit eine neue Herausford­erung mit sich.“

Oberbürger­meister Sören Link zeigte sich begeistert von der Duisburger Modellfabr­ik: „Sie ist ein Traditions- und Ausbildung­sunterneh- men, das in einmaliger und vortreffli­cher Weise Handwerk und Digitalisi­erung mit einander verbindet. Hier werden zukunftsfä­hige Arbeitsplä­tze geschaffen. Und genau die braucht unsere Stadt. Der ‚Hidden Champion‘ ist ein Aushängesc­hild für Duisburg. Die Modellfabr­ik zeigt eindrucksv­oll, wie ‚Wirtschaft 4.0‘ auch in kleinen und mittleren Unternehme­n gelingen kann.“

Ralf Meurer, Geschäftsf­ührer der Gesellscha­ft für Wirtschaft­sförderung (GfW), betont: „Die Duisburger Modellfabr­ik ist auch ein Beleg dafür, wie ein Unternehme­n im Laufe der Jahrhunder­te innerhalb einer Stadt gut wachsen kann. War der Betrieb von 1897 bis 1999 in Hochfeld ansässig, konnten mein Team und ich es im Jahr 2000 erfolgreic­h in den Business-Park verlagern, wo es sich seither optimal entfaltet.“GfW-Projektman­agerin Renate Orywa, die das Unternehme­n seit Jahren operativ begleitet, berichtet: „Gemeinsam mit der Effizienza­gentur NRW unterstütz­en wir das Unternehme­n derzeit bei der Einführung einer effiziente­n Energiever­sorgung. Konkret geht es beispielsw­eise um die potenziell­e Nutzung des Abfallholz­es für Heizzwecke.“

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FOTO: UWE KÖPPEN Von links: Herbert Schild, Ralf Meurer, Sören Link, Sven Scheidung und Martin Jäger.

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