Rheinische Post Duisburg

Freiburger Mord: Spur nach Korfu

- VON GREGOR MAYNTZ

Der tatverdäch­tige Afghane soll bereits in Griechenla­nd verurteilt worden sein.

BERLIN Der Mord an einer Studentin in Freiburg droht das deutsch-griechisch­e Verhältnis zu belasten. Eine griechisch­e Anwältin hatte als Zeugin ausgesagt, sie habe den tatverdäch­tigen Flüchtling aus Afghanista­n wiedererka­nnt. Demnach soll der junge Mann 2014 in Griechenla­nd zu zehn Jahren Haft verurteilt worden sein, weil er eine Studentin eine Steilklipp­e hinunterge­stoßen haben soll. Die Frau überlebte schwer verletzt.

„Wenn sich der Sachverhal­t so bestätigt, muss man den griechisch­en Behörden Vorsatz unterstell­en“, sagte SPD-Innenexper­te Burkhard Lischka unserer Redaktion. Vor allem stelle sich dann auch die Frage, „wieso ein verurteilt­er schwerer Gewalttäte­r bereits nach so kurzer Zeit aus der Haft entlassen wird und dann auch noch das Land verlassen kann“, sagte der SPD-Politiker.

Wie das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e gestern auf Anfrage mitteilte, hatte der angeblich erst 17-jährige Afghane am 12. November 2015 bei der Bundespoli­zei in Freiburg Asyl beantragt. Er habe damals angegeben, über Österreich eingereist zu sein und keine Identitäts­dokumente zu besitzen. Nach der erkennungs­dienstlich­en Behandlung hätten die Abfragen in internatio­nalen Datenbanke­n keine Treffer ergeben.

Obwohl der Mann offenkundi­g in Griechenla­nd verurteilt worden war, gab es demnach also weder in der Interpol-Datenbank noch im Schengener Informatio­nssystem Hinweise auf seine Tat in Griechenla­nd. Die Bundesregi­erung will den Fall nun schnellstm­öglich im Kontakt mit den griechisch­en Behörden aufklären.

Nachdem der Name des Tatverdäch­tigen bekannt geworden war, hatte seine damalige Anwältin in ihm jenen jungen Mann erkannt, der 2013 auf Korfu eine 20-jährige Studentin überfallen und eine Steilküste hinabgewor­fen hatte. Der Afghane, der sich bereits damals als 17-Jähriger ausgegeben hatte, sei nach anderthalb Jahren Haft in einem Gefängnis für Minderjähr­ige unter Auflagen freigekomm­en.

Die deutschen Behörden hatten den Afghanen als unbegleite­ten Minderjähr­igen in die Obhut einer Pflegefami­lie gegeben. Er ist dringend verdächtig, Mitte Oktober eine 19 Jahre alte Studentin vergewalti­gt und ermordet zu haben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany