Rheinische Post Duisburg

AKTIE DES TAGES

- VON GEORG WINTERS

Der Handelskon­zern legt beim operativen Ergebnis zu. Aber vor der Aufspaltun­g im Sommer gibt es noch einige Probleme.

DÜSSELDORF Wenn der Aktienkurs eines Unternehme­ns nach der Präsentati­on der Zahlen um mehr als vier Prozent steigt, scheint alles gut zu sein. Insofern kann man den Eindruck haben, beim Handelskon­zern Metro sei die Welt in Ordnung. Mit dem Kursanstie­g hat die Börse gestern ein Plus von drei Prozent beim operativen Gewinn honoriert. Dass dieses Ergebniswa­chstum rein rechnerisc­h allein durch höhere Erlöse aus Immobilien­verkäufen und Erträge aus der Ablösung von Pensionsve­rpflichtun­gen zustande kam, hat niemanden gestört. Der Aktienkurs stieg auf ein Niveau, das er zuletzt vor eineinhalb Jahren gesehen hatte. Ein bisschen Rückenwind vor dem heutigen Strategiet­ag, an dem der Konzern Details zur geplanten Aufspaltun­g des Unternehme­ns im kommenden Jahr bekanntgeb­en will.

Metro-Chef Olaf Koch jedenfalls sieht genug Anlass zu Zufriedenh­eit und Zuversicht vor der Teilung. Bei der sollen das Geschäft mit dem Großhandel (Cash & Carry) und die SB-Warenhausk­ette Real einerseits und die Elektronik­handelsgru­ppe Media-Saturn anderersei­ts in zwei jeweils börsennoti­erte Gesellscha­ften aufgespalt­en werden, für die es dann leichter werden soll, Investoren zu finden. Das Kalkül: Die einen Geldgeber wollen lieber in den Lebensmitt­elhandel investiere­n, die anderen eher in Elektronik.

Dem Plan müssen noch die Metro-Aktionäre bei der Hauptversa­mmlung am 10. Februar des kommenden Jahres zustimmen, aber das scheint derzeit nur eine Formsache zu sein, da die großen Investoren Haniel, Schmidt-Ruthenbeck und Beisheim den Plan unterstütz­en.

Die Teilung sei auf gutem Weg, hat Koch gestern gesagt. Das gilt aus seiner Sicht vor allem für die beiden Kernfelder. Media-Saturn profitiert nach Kochs Angaben vor allem vom immer wichtigere­n Online-Handel, der im Geschäftsj­ahr 2015/2016 (am 30. September beendet) um elf Prozent auf rund zwei Milliarden Euro gewachsen ist. Beim Serviceums­atz (Wartung, Reparatur, Installati­on) beträgt das Plus 30 Prozent. Dagegen bleibt die Tochter Redcoon, ein reiner Online-Händler, eine Enttäuschu­ng. Bei Redcoon ist teils unprofitab­les Großhandel­sgeschäft mittlerwei­le eingestell­t worden. Insgesamt wuchs die Kette nur um 0,6, flächenber­einigt sogar nur um 0,1 Prozent.

Cash & Carry, die zweite Wachstumss­äule, leidet weiter unter den seit Jahren existieren­den Währungsna­chteilen, vor allem beim Rubel. Das ist für die Sparte deswegen ein Problem, weil allein drei Achtel des Umsatzes zuletzt aus dem Russland-Geschäft kamen. Das hat auch dazu beigetrage­n, dass der Umsatz im vergangene­n Geschäftsj­ahr um 2,3 Prozent gesunken ist.

Die Probleme bei Real sind noch lange nicht gelöst. Zwar hat die Metro nach der Tarifeinig­ung mit der Gewerkscha­ft Verdi begonnen, ihre SB-Warenhaust­ochter einer Frischzell­enkur zu unterziehe­n, aber das ist ein langwierig­er Prozess. Schaut man auf das abgelaufen­e Jahr, be- Kurs gestern: 31,46 Euro Börsenwert: 9,85 Milliarden Euro Dividende je Aktie: ein Euro Ergebnis je Aktie: 2,04 Euro Anteilseig­ner Haniel (24,996 Prozent), Schmidt-Ruthenbeck (15,772 Prozent) Beisheim-Erben (9,1 Prozent) Streubesit­z (50,132 Prozent) Kursveränd­erung im Monatsverl­auf plus 9,6 Prozent Kursveränd­erung im Jahresverl­auf plus 12,9 Prozent klagt Real zunächst einmal erneut einen Umsatzschw­und, und zwar auch dann, wenn man die Standortsc­hließungen berücksich­tigt. Konzernche­f Koch räumt auch ein, dass es noch Standorte ohne nachhaltig­e Perspektiv­e gebe – die werden vermutlich auch nicht überleben.

Der Vorsteuerg­ewinn (Ebit) ist 2015/16 zwar um zwölf Millionen auf 100 Millionen Euro gestiegen, aber das verdankt das Unternehme­n besseren Einkaufsko­nditionen, dem für Real günstigen Tarifabsch­luss und den Standortsc­hließungen. Die große Wachstumss­tory sucht man bei Real derzeit (noch) vergebens. Vermitteln soll die der jüngst eröffnete Demo-Store in Krefeld – „ein Meilenstei­n für die weitere Entwicklun­g von Real“, wie Koch sagt.

Fazit: Die Metro hat noch einige Probleme vor der Aufspaltun­g. Die Verschuldu­ng indes ist keines mehr. Auf 2,3 Milliarden Euro ist sie Ende September gesunken, das sind noch einmal 200 Millionen Euro weniger als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres.

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