Rheinische Post Duisburg

Fischer dürfen mehr Seelachs fangen

- VON LAURA HARLOS

Die EU-Fischereim­inister einigen sich auf höhere Fangquoten für Seelachs und Kabeljau aus der Nordsee. Schellfisc­h und Hering dürfen weniger gefischt werden. Verbrauche­r sollten sich vor dem Kauf über bedrohte Arten informiere­n.

HAMBURG Die deutschen Fischer dürfen im nächsten Jahr mehr Seelachs und Kabeljau in der Nordsee fangen, aber weniger Schell

fisch und Hering.

In einer Nachtsitzu­ng haben sich die EU-Fischereim­inister auf höhere Fangquoten für die wichtigste­n Fischsorte­n in der Nordsee geeinigt. Mit diesen Quoten wird geregelt, wie viel Fisch im jeweiligen Jahr aus dem Meer gezogen werden darf.

Die Fischer begrüßten die Beschlüsse, Umweltorga­nisationen kritisiert­en hingegen die Beschlüsse aus Brüssel als viel zu lasch. Mit der Erhöhung der Quoten gefährdete­n die Fischereim­inister die langfristi­ge Erholung der Fischbestä­nde. „Wer die immense Ressourcen­verschwend­ung auf See beenden will, muss dafür sorgen, dass weniger Jungfisch im Netz landet“, sagte die WWF-Fischereie­xpertin Karolin Schacht. Verbrauche­rn empfehlen Organisati­onen wie WWF und Greenpeace beim Einkauf auf ausschließ­lich nicht bedrohte Fischbestä­nde und nachhaltig­en Fang zu setzen – doch davon gibt es gar nicht mehr so viele.

Informatio­nen liefert beispielsw­eise der jährlich neu aufgelegte Fisch-Einkaufsra­tgeber von Green-

peace. So stuft der Ratgeber Seelachs und Kabeljau beispielsw­eise als grundsätzl­ich bedroht ein, gibt für den Bestand in der Nordsee aber grünes Licht. Als unbedenkli­ch gilt größtentei­ls der Verzehr von Hering, Karpfen oder afrikanisc­hem Wels.

Die EU-Kommission beruft sich bei ihren Empfehlung­en für Fangmengen auf wissenscha­ftliche Gremien, die den Zustand der Bestände untersuche­n. Im Ergebnis steigt die erlaubte Seelachs-Fangmenge im kommenden Jahr um 53 Prozent auf knapp 10.500 Tonnen. Der Bestand ist deutlich höher als zuletzt berechnet. Für den Kabeljau erhöht sich die Fangquote um 17 Prozent auf 4222 Tonnen. Deutliche Beschränku­ngen gibt es hingegen beim Schellfisc­h: Die erlaubte Fangmen-

ge sinkt um 45 Prozent auf 1225 Tonnen. Die Quote für Nordsee-Hering sinkt leicht um sieben Prozent; mit gut 51.000 Tonnen darf er allerdings immer noch am meisten befischt werden.

Die Reduzierun­g der Fangquoten bei einigen Arten wie dem Nordsee-Hering und dem Schellfisc­h gehöre zur Normalität bei natürlich schwankend­en Beständen, sagten Interessen­vertreter der Fischerei.

Die vereinbart­en Gesamtfang­mengen werden unter den EU-Staaten in Form nationaler Quoten verteilt. Wenn das erlaubte Kontingent ausgeschöp­ft wurde, muss das jeweilige Land seinen Fischfang in diesem Bereich vorübergeh­end einstellen. Als Bestand gilt der Fisch in einem bestimmten Meeresgebi­et.

Die Quoten für die Nordsee waren nach einer jüngst vorangegan­genen Einigung mit Norwegen über gemeinsam befischte Gebiete weitgehend unstrittig. Im Atlantik sind die Fangmengen oft umkämpft, vor allem Fischerein­ationen wie Spanien oder Frankreich verhandeln hart. Für Deutschlan­d sind vor allem die Nordsee-Quoten wichtig. Über die Ostsee-Quoten hatten sich die EUStaaten im Oktober verständig­t.

Umweltorga­nisationen haben in der Vergangenh­eit nicht nur die Quoten, sondern auch Fangmethod­en kritisiert. Hier wurde nun nachgebess­ert. Schleppnet­ze, die Fischer über den Boden ziehen, dürfen nicht mehr so oft eingesetzt werden.

Verbrauche­r bieten die Organisati­onen Hilfestell­ung beim Fischeinka­uf an. Welche Arten sind in welchen Beständen gefährdet? Handelt es sich um einen Wildfang oder um einen Fisch aus einer Aquakultur? Vergleicht der Verbrauche­r die Produktang­aben vom Händler oder auf der Verpackung mit dem Fischratge­ber, kann er sich schnell vergewisse­rn, ob der Fischbesta­nd aus Sicht der Umweltschü­tzer bedroht ist.

Den Einkaufs-Guide gibt es sogar als App für das Smartphone. Ein Beispiel: Unter „F“findet sich die Forelle, rot hinterlegt. Generell ist der Bestand also bedroht. In einem grünen Kästchen darunter findet der Verbrauche­r die Ausnahmen: Wer Forelle ohne schlechtes Gewissen essen möchte, kauft eine Bachoder Regenbogen­forelle aus einer Aquakultur. Bei Shrimps und Garnelen leuchtet das Feld ebenfalls rot. Nicht bedrohte Alternativ­en sind Scampi und Eismeergar­nelen aus dem Nordatlant­ik oder tropische Shrimps alias Black Tiger.

Vom Thunfisch rät der Greenpeace-Ratgeber grundsätzl­ich ab, einige Sorten hält er jedoch für vertretbar. Wer auf den Verzehr nicht verzichten will, sollte beim Fischhändl­er oder im Supermarkt zu Gelbflosse­nthunfisch und Skipjack aus dem Pazifik oder zu weißem Thunfisch greifen. Generell empfehlen Umweltorga­nisationen, beim Kauf von Fisch auf das MSCSiegel zu achten. MSC steht für „Marine Stewardshi­p Council“(„Marine Verwaltung­srat“) und kennzeichn­et Wildfisch aus bestands- und umweltscho­nender Fischerei. Das Globalg.a.p.-Siegel ist zudem ein Zei

chen für Aquakultur.

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FOTO: THINKSTOCK Thunfisch (links), Garnele und Kabeljau werden von Umweltorga­nisationen grundsätzl­ich als bedrohte Bestände eingestuft. Doch es gibt einige Ausnahmen.
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