Leverkusener Fans zählen Trainer Schmidt an
LEVERKUSEN Pfeifkonzert, „Wir wollen euch kämpfen sehen“, und schließlich „Roger raus“-Rufe. Die Fans von Bayer Leverkusen machten ihrem Ärger gestern Abend Luft. Sie kamen, um Bundesliga-Fußball zusehen. Auf dem Papier war es die Partie gegen Ingolstadt auch. Auf dem Platz bekamen die Zuschauer aber eine verunsichert und lustlos wirkende Werkself zu sehen, die – nicht zum ersten Mal in dieser Saison – den eigenen Ansprüchen hinterherlief. Der FC Ingolstadt war Bayer sowohl kämpferisch als auch spielerisch überlegen und gewann folgerichtig 2:1.
„Es war ein brutal schlechtes Spiel. So kann es nicht weiter gehen“, sagte Leverkusens Jonathan Tah bei „Sky“. Trainer Roger Schmidt hat nun nur noch eine Chance, um den eigenen Anhang zu besänftigen und einen Stimmungsumschwung herbeizuführen: ein Derbysieg am Mittwoch in Köln.
Auf den 1:0-Siegtorschützen aus dem Spiel auf Schalke, Stefan Kießling, musste Schmidt gestern verzichten. Muskuläre Probleme ließen einen Einsatz nicht zu. Dafür kehrte überraschend Kevin Kampl in die Startelf zurück. Anfang Dezember hatte sich der slowenische Nationalspieler nach Vereinsangaben eine „bruchähnliche Verletzung im rechten Mittelfuß“zugezogen. Die Ausfallzeit sollte acht Wochen betragen. 15 Tage später stand Kampl wieder auf dem Platz.
Schmidt hatte schon in der vergangenen Woche überrascht darauf reagiert, dass der Verein solch eine lange Verletzungsdauer angegeben hatte. „Ich habe das nicht gesagt“, betonte der Coach. Dass es Differenzen zwischen Coach und Vereinsführung gibt, wurde auch durch die Unstimmigkeiten über die Freistellung von Athletiktrainer Oliver Bartlett, der als Intimus von Schmidt gilt, belegt. Umso wichtiger wäre ein Zeichen gewesen, dass der Trainer seine Mannschaft noch erreicht. Davon war aber gestern wenig bis nichts zu sehen.
Die Defizite waren eklatant: fehlende Laufbereitschaft, teils naives Zweikampfverhalten und eine Vielzahl an technischen Fehlern. Die Gäste mussten nicht übermäßig viel investieren, um in Führung zu gehen. Nach einer unzulänglich geklärten Ecke flankte Markus Suttner und Alfredo Morales köpfte, von Danny da Costa und Julian Baumgartlinger allein gelassen, ein. Wer nun davon ausging, dass Leverkusen den Rückstand als Motivationsspritze verstand, sah sich getäuscht. Zudem erschwerte Charles Aránguiz dem Team mit einer unnötigen Gelb-Roten Karte (48.) eine Aufholjagd.
Immerhin brachte Julian Brandt nach seiner Einwechslung zur Halbzeit etwas Schwung über die zuvor tempoarm besetzten Außenpositionen. Als Brandt konsequent nachsetzte und Admir Mehmedi bediente, stand es zwar urplötzlich 1:1 (63.), doch Almog Cohen sorgte zehn Minuten später für den verdienten Auswärtssieg. Die BayerFans sangen ironisch: „Oh, wie ist das schön!“