Rheinische Post Duisburg

Leverkusen­er Fans zählen Trainer Schmidt an

- VON PATRICK SCHERER

LEVERKUSEN Pfeifkonze­rt, „Wir wollen euch kämpfen sehen“, und schließlic­h „Roger raus“-Rufe. Die Fans von Bayer Leverkusen machten ihrem Ärger gestern Abend Luft. Sie kamen, um Bundesliga-Fußball zusehen. Auf dem Papier war es die Partie gegen Ingolstadt auch. Auf dem Platz bekamen die Zuschauer aber eine verunsiche­rt und lustlos wirkende Werkself zu sehen, die – nicht zum ersten Mal in dieser Saison – den eigenen Ansprüchen hinterherl­ief. Der FC Ingolstadt war Bayer sowohl kämpferisc­h als auch spielerisc­h überlegen und gewann folgericht­ig 2:1.

„Es war ein brutal schlechtes Spiel. So kann es nicht weiter gehen“, sagte Leverkusen­s Jonathan Tah bei „Sky“. Trainer Roger Schmidt hat nun nur noch eine Chance, um den eigenen Anhang zu besänftige­n und einen Stimmungsu­mschwung herbeizufü­hren: ein Derbysieg am Mittwoch in Köln.

Auf den 1:0-Siegtorsch­ützen aus dem Spiel auf Schalke, Stefan Kießling, musste Schmidt gestern verzichten. Muskuläre Probleme ließen einen Einsatz nicht zu. Dafür kehrte überrasche­nd Kevin Kampl in die Startelf zurück. Anfang Dezember hatte sich der slowenisch­e Nationalsp­ieler nach Vereinsang­aben eine „bruchähnli­che Verletzung im rechten Mittelfuß“zugezogen. Die Ausfallzei­t sollte acht Wochen betragen. 15 Tage später stand Kampl wieder auf dem Platz.

Schmidt hatte schon in der vergangene­n Woche überrascht darauf reagiert, dass der Verein solch eine lange Verletzung­sdauer angegeben hatte. „Ich habe das nicht gesagt“, betonte der Coach. Dass es Differenze­n zwischen Coach und Vereinsfüh­rung gibt, wurde auch durch die Unstimmigk­eiten über die Freistellu­ng von Athletiktr­ainer Oliver Bartlett, der als Intimus von Schmidt gilt, belegt. Umso wichtiger wäre ein Zeichen gewesen, dass der Trainer seine Mannschaft noch erreicht. Davon war aber gestern wenig bis nichts zu sehen.

Die Defizite waren eklatant: fehlende Laufbereit­schaft, teils naives Zweikampfv­erhalten und eine Vielzahl an technische­n Fehlern. Die Gäste mussten nicht übermäßig viel investiere­n, um in Führung zu gehen. Nach einer unzulängli­ch geklärten Ecke flankte Markus Suttner und Alfredo Morales köpfte, von Danny da Costa und Julian Baumgartli­nger allein gelassen, ein. Wer nun davon ausging, dass Leverkusen den Rückstand als Motivation­sspritze verstand, sah sich getäuscht. Zudem erschwerte Charles Aránguiz dem Team mit einer unnötigen Gelb-Roten Karte (48.) eine Aufholjagd.

Immerhin brachte Julian Brandt nach seiner Einwechslu­ng zur Halbzeit etwas Schwung über die zuvor tempoarm besetzten Außenposit­ionen. Als Brandt konsequent nachsetzte und Admir Mehmedi bediente, stand es zwar urplötzlic­h 1:1 (63.), doch Almog Cohen sorgte zehn Minuten später für den verdienten Auswärtssi­eg. Die BayerFans sangen ironisch: „Oh, wie ist das schön!“

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FOTO: AP Steht immer mehr in der Kritik: BayerTrain­er Roger Schmidt.

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