Rheinische Post Duisburg

Die neue First Lady heißt Büdenbende­r

- VON M. BRÖCKER UND E. QUADBECK

Elke Büdenbende­r ist die Frau von Außenminis­ter Steinmeier, dem wahrschein­lichen neuen Staatsober­haupt. Wer ist sie?

BERLIN Eine Vernissage in Berlin vor wenigen Wochen. Es geht um die Wiedereröf­fnung einer BauhausVil­la. Der Außenminis­ter und künftige Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier ist da. Aber eigentlich nur als „plus 1“.

So heißt es auf der Gästeliste, wenn der Gast eine weitere Person mitbringen darf. Eingeladen ist vor allem Steinmeier­s Frau, Elke Büdenbende­r. Als Vorstandsm­itglied des Bauhaus-Archivs hilft die 54Jährige, das kulturelle Ideengut der berühmten Architektu­r-Schule zu erhalten. „Eine enthusiast­ische, kluge und engagierte Frau“, beschreibt Bauhaus-Vorstandsc­hef Markus Klimmer seine Kollegin und Freundin. An diesem Kultur-Abend im Berliner Szene-Bezirk Prenzlauer Berg muss Elke Büdenbende­r aber vor allem Fragen zu ihrem künftigen Job beantworte­n.

Denn wenn Frank-Walter Steinmeier erwartungs­gemäß am 12. Februar zum neuen Bundespräs­identen gewählt wird, ist sie die neue First Lady. Gattin des Bundespräs­identen. Rote Teppiche. Repräsenti­eren. Schirmherr­schaften. Die eigenständ­ige und selbstbewu­sste Juristin hat den Job sicher nicht angestrebt. Auf die Frage, wie seine Frau die zu erwartende Lebensverä­nderung findet, lacht Steinmeier sein kerniges Lachen und sagt: „Das hat sie sich schon immer gewünscht.“

Elke Büdenbende­r ist nicht der Typ, der in die Öffentlich­keit drängt. Schon 2009, als Steinmeier von der SPD zur Kanzlerkan­didatur überredet wurde, war sie nicht besonders angetan. Doch die gelernte Industriek­auffrau hat den Weg ihres Mannes stets unterstütz­t. Sie folgte ihm, von Hannover, wo Steinmeier die Staatskanz­lei für Gerhard Schröder führte, bis nach Bonn und Berlin, wo der Schröder-Vertraute im Bundeskanz­leramt aufstieg und 2005 Außenminis­ter der ersten großen Koalition unter Angela Merkel wurde. Die heute 20-jährige Tochter Merit musste Büdenbende­r phasenweis­e alleine erziehen. Ihrem Mann den Rücken freizuhalt­en, ist aber nicht ihr Lebensinha­lt. Freunde und Weggefährt­en beschreibe­n Büdenbende­r als eigenständ­ig, geerdet und natürlich. „Sie will und muss nicht als Frau Steinmeier auftreten“, sagt Klimmer. Auch deswegen habe sie ihren Namen behalten.

Zum zehnten Hochzeitst­ag 2005 wollte sie ihrem Mann zum Geschenk ihren Geburtsnam­en ablegen. Doch dann wurde Steinmeier Außenminis­ter, und die Richterin soll gesagt haben: „Das sieht jetzt ganz blöd aus, so als würde ich mir fremde Lorbeeren anstecken.“Steinmeier selbst hat seine Frau mal als eine beschriebe­n, die gerne in Jeans und Sweatshirt mit dem Fahrrad unterwegs ist.

Mit Steinmeier teilt sie ihren Humor und die Herkunft. Beide stammen aus kleinbürge­rlichem Milieu, er aus Brakelsiek im Kreis Lippe, sie aus dem Siegerland. Bei beiden waren die Väter Tischler. Beide hatten als junge Menschen Aufstiegsw­illen und den Drang, aus ihrem Leben etwas zu machen. Ihrer Heimat, Eltern und Geschwiste­rn, blieben sie aber auch mit Karriere in Berlin eng verbunden. „Selbstbewu­sst, intelli- gent, einfach toll“, so beschrieb der frühere Kanzler Schröder die künftige First Lady einmal. Schröder selbst telefonier­te auf Auslandsre­isen gerne mit seiner jeweiligen Ehefrau, zunächst mit „Hillu“, später mit „Doris“. Schröder leitete gerne seine Positionie­rungen mit dem Satz ein: „Doris hat gesagt . . .“

Als politische Beraterin tritt Büdenbende­r nicht auf. Die Einleitung „Elke hat gesagt . . .“kennen Steinmeier­s Leute nicht. Mit dem Einzug ins Schloss Bellevue wird Büdenbende­r dennoch stärker im Fokus stehen. Auch Daniela Schadt war vor dem Amtsantrit­t ihres Lebensgefä­hrten Joachim Gauck autark, konnte ihren Job als Journalist­in aber an der Seite des Staatsober­hauptes nicht ausüben. Auch Büdenbende­r wird ihr Amt als Verwaltung­srichterin wohl nicht einfach weiterführ­en, heißt es in ihrem Um- feld. In Teilzeit vielleicht. Büdenbende­r liebt ihren Job. Doch die Fälle, über die sie als Richterin entscheide­n muss, darunter viele Asylangele­genheiten, sind zu nah dran an den Themen eines Präsidente­n.

Kennengele­rnt hat sich das Paar während des Studiums. Steinmeier, sechs Jahre älter als seine Frau, war schon Assistent. Sie studierte noch. Liebe auf den ersten Blick soll es nicht gewesen sein zu diesem bärtigen Mann, der schon damals am liebsten über Politik sprach. Es ist offensicht­lich eine große Liebe geworden. Als er im Wahlkampf 2009 unter schlechten Umfragewer­ten litt und für seine angeblich spröde Art kritisiert wurde, trat sie mit ihm auf und verteidigt­e ihn auf sympathisc­he Art. Dem „Stern“sagte sie damals: „Wer um Mitternach­t von einer Auslandsre­ise nach Hause kommt und dann bis zwei Uhr mit der Tochter Ikea-Regale aufbaut, kann doch nur ein toller Typ sein.“

Im Sommer 2010 zog sich Steinmeier, damals Fraktionsc­hef der SPD im Bundestag, für einige Wochen aus dem Job zurück. Er hatte sich entschloss­en, seiner schwerkran­ken Frau eine Niere zu spenden. Eine große Belastung für beide. Die Operation glückte. Sie brauchte aber deutlich länger als er, um sich davon zu erholen. Mittlerwei­le wirkt auch sie wieder vital. Ihr geht es gut, sagen Freunde. Als ihr Mann 2009 fürs Kanzleramt kandidiert­e, ist Büdenbende­r mal gefragt worden, wie sie die Rolle der Kanzlergat­tin ausfüllen würde. Sie antwortete mit zwei Worten: „Elke Büdenbende­r“. So ähnlich wird sie es wohl auch im Schloss Bellevue halten.

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FOTO: LAIF Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbende­r im Sommer vor dem Schloss Bellevue in Berlin – dem Amtssitz des Bundespräs­identen.

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