Rheinische Post Duisburg

Zwischen Tradition und Moderne

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mittlerwei­le auch Frauen in dem Beruf gibt“, erklärt er. Traditione­ll sei der Beruf aber nach wie vor. Heute wie damals errichtet und repariert der Zimmermann Bauwerkste­ile wie Dachkonstr­uktionen, Fachwerk, Balkone und Veranden, auch der Treppenbau gehört dazu. Häußer: „Früher gab es noch keine Handwerksm­aschinen, da hat man alles manuell gemacht.“Auch wird heute nicht mehr so viel neu gebaut, daher gebe es nicht mehr viele Zimmereibe­triebe. In früheren Zeiten habe man oft für Speis’ und Trank gearbeitet, oder für einen Schlafplat­z, weiß der Duisburger und schmunzelt. „Das geht natürlich heute nicht mehr.“

Der wohl bekanntest­e Vertreter seiner Zunft ist Josef von Nazareth. Als starker Mann mit kräftigem Körperbau wird er beschriebe­n. Als fit, weil er viele Wanderunge­n unternomme­n habe und als nachdenkli­ch-sensibel, weil er sich nicht nur über seine Männlichke­it definiert habe, sondern durch Gespräche und Reflexion, heißt es in verschiede­nen Betrachtun­gen Josefs. Er gilt als Vater von Jesus, den er zwar nicht gezeugt haben soll, trotzdem aber als seinen Sohn anerkannt hatte. Aus heutiger Sicht ein moderner Mann. Häußer weiß um die Tatsache, dass auch Jesus’ Vater Zimmermann war. Und er findet, es passt. Handwerker seien Leute, „die Dinge anpacken“. Wenn man beim Hausbau beispielsw­eise an den Punkt komme, an dem nichts mehr geht und man kurz vor der Verzweiflu­ng stehe, dann sei der Handwerker derjenige, der nicht da sitze und grübele, sondern etwas unternehme. Häußer: „Für mich ist es nachvollzi­ehbar, dass Maria und Josef weitergezo­gen sind und er sich – praktisch veranlagt wie er war – die Krippe geschnappt hat.“Der 34-Jährige sagt von sich selbst, dass er als gläubiger Christ aufgewachs­en ist. „Meine Mutter liest immer die Weihnachts­geschichte vor, wenn wir Heiligaben­d am Tannenbaum sitzen.“Seinen Wunsch, Zimmermann zu werden, habe das aber nicht beeinfluss­t. Dafür waren gewisserma­ßen seine Eltern verantwort­lich. Sie hatten ein altes Haus gekauft, als Häußer elf Jahre alt war. „Es musste viel gemacht werden, und als ich den Zimmermann gesehen habe, wusste ich, das wird mein Beruf.“Schon in der Schule habe er darauf hingearbei­tet sagt er. „Sowas sieht man später auch: Ob da Leidenscha­ft hinter steckt oder ob die Leute es nur machen, um die Miete zahlen zu können.“Nach der Ausbildung hat Häußer seinen Meister gemacht und einige Jahre später den Schritt in die Selbststän­digkeit gewagt. Das sei immer ein Abenteuer, denn an Privatkund­en zu kommen sei, „wie die Jungfrau zu ihrem Kind“, doch mit Ausdauer hat er es geschafft.

Als Selbststän­diger habe er mit den üblichen Sorgen zu kämpfen: Urlaub bedeutet Verdiensta­usfall. Und krank sein ist ebenfalls mit weniger Einkommen verbunden. Daher freut sich Häußer ganz besonders über die Weihnachts­zeit. „Es ist die Zeit, in der die Firma – so wie die meisten Handwerksb­etriebe – geschlosse­n ist und zwangsläuf­ig die Stille einkehrt.“Er genieße das, denn: „In diesen Tagen kann ich nicht handwerkli­ch arbeiten, komme zur Ruhe und kann die

Seele baumeln lassen“.

 ?? RP-FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN ?? Daniel Häußer ist Zimmermann, genau wie Josef von Nazareth. In diesen Tagen kann er die Seele baumeln lassen.
RP-FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN Daniel Häußer ist Zimmermann, genau wie Josef von Nazareth. In diesen Tagen kann er die Seele baumeln lassen.
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RP-ARCHIVFOTO: JÖRG KNAPPE Maria und Josef mit dem Jesuskind. Josef soll Zimmermann gewesen sein.

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