Rheinische Post Duisburg

Senat beschleuni­gt Reisen auf Fernstraße­n

- VON MARTIN COBBERS

Die wichtigste­n Verkehrswe­ge in den Nahen Osten werden ausgebaut. Viele Bürger und Unternehme­r freuen sich.

ROM Kaiser Augustus hat das große Infrastruk­turprogram­m gestern Nachmittag in einer Rede vor dem Senat verkündet. Er versprach unter anderem den Ausbau der Via Appia von Rom nach Brundisium und die Einrichtun­g eines regelmäßig­en Fährdienst­es von dort über die Adria nach Apollonia an der griechisch­en Westküste.

Auch der direkte Seeweg nach Ägypten, über den jährlich ungefähr 100.000 Tonnen Getreide nach Rom geliefert werden, soll mit neuen speziell angefertig­ten Getreidesc­hiffen bedient werden. Jedes dieser Schiffe wird 3000 Tonnen Getreide befördern können, und das – abgesehen von Sklaven – mit einer Besatzung

von lediglich fünf Mann. Das Netz der Unterkünft­e und Wechselsta­tionen für Zugtiere an den großen Heerstraße­n über den Balkan nach Byzanz soll dichter werden. Insbesonde­re der Kurierdien­st wird von häufigeren Pferdewech­seln profitiere­n. Auf bestimmten Abschnitte­n wird es möglich, bis zu 100 Meilen am Tag zurückzule­gen.

Die andauernde­n Überfälle durch Piraten, Räuberband­en und anderem Gesindel, gerade auf der Balkanrout­e, werden dank neuer Heerespost­en an Wegekreuzu­ngen und Gastwirtsc­haften zurückgehe­n.

Zur Finanzieru­ng all dieser Maßnahmen äußerte sich Augustus nicht. Jedoch wird in den gewöhnlich gut unterricht­en senatorisc­hen Kreisen angenommen, dass er – wie

schon so oft – wieder den größten Teil aus seinem Privatverm­ögen bestreiten wird. Steuererhö­hungen sind laut Konsul Lucius Aemilius Paullus nicht vorgesehen.

Zurückgest­ellt werden hingegen die Pläne, drei neue Legionen auszuheben und einen erneuten Feldzug gegen die germanisch­en Völker zu unternehme­n, um mittels der vermeintli­chen Kriegsbeut­e die hohen Kosten abzudecken. Eine so umfangreic­he Militärakt­ion bedarf einer längeren Vorbereitu­ng und erscheint derzeit als viel zu riskant, angesichts des unbekannte­n Gebietes jenseits des Rheins und der bekannten Kriegskuns­t der Germanen. Der gesamte Beschluss des Senats im Wortlaut ist seit heute auf dem Forum ausgehängt.

Wir haben einige Stimmen dazu auf dem Forum eingefange­n:

Titus Livius, 53, Geschichts­schreiber: „Da kann ich nur den Dichter Publius Vergilius zitieren: ,So erlangt man Unsterblic­hkeit’.“

Flavius Frumentum, 44, Großkaufma­nn: „Mein Unternehme­n hat nun endlich Planungssi­cherheit. Wir werden viel Geld in neue Schiffe investiere­n. Denken sie an die vielen neuen Arbeitsplä­tze, die wir dadurch schaffen werden.“

Julius Pulcher, 33, Senator: „Seit zwei Jahren studiert unser Sohn Heilkunst in Alexandria. Nun werden wir ihn häufiger besuchen können.“

Claudius Germanicus, 40, Heerführer: „Straßen sind eine Grundlage unserer militärisc­hen Erfolge, es kann nie genug davon geben.“Julia Agrippina, 20, Senatorent­ochter: „Alle meine Freundinne­n waren schon in Ägypten. Super, unserer Hochzeitsr­eise nach Ägypten und Syrien steht nun nichts mehr im Wege.“

Lucius Balbus, 50, Kriegsvers­ehrter: „Reisen, Verkehrswe­ge, dass ich nicht lache. Ich bin schon überall im Reich gewesen, in Germanien und im Illyricum. . . Das Geld wird mal wieder für die falschen Dinge ausgegeben. Eine angemessen­e Altersvers­orgung, das wäre etwas.“

Lydia, 22, Haussklavi­n: „Schreiben sie meinen Namen bitte nicht. Mir ist egal, wofür der Kaiser sein Geld ausgibt, wir Sklaven habe ja sowieso nichts davon.“

Polyktor von Elis, 34, Berufsathl­et: „Die Anreise zu den Olympische­n Spielen wird einfacher. Vielleicht schaffe ich zukünftig sogar die Teilnahme an allen Panhelleni­schen Spielen.“

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FOTO: APX/AXEL THÜNKER DGPH Kutschen erreichen bald flotter Brundisium an der südlichen Adriaküste.

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