Soldaten müssen vier Jahre länger dienen
Roms Legionen werden in ein stehendes Berufsheer umgewandelt. Die Reform schafft auch attraktive Aufstiegschancen in den Offiziersrängen. Die geplante Verlängerung der Dienstzeit auf 20 Jahre weckt Furcht vor Soldatenaufständen.
ROM Die römischen Legionen waren bis vor 30 Jahren, während der langanhaltenden Bürgerkriege, ein Unruheherd. Um solchen Tendenzen entgegenzusteuern, hat Kaiser Augustus die Veteranenversorgung verbessert und die Legionen in ein stehendes Berufsheer umgewandelt. Vor allem Unteroffiziere profitieren von diesen Neuerungen, bieten sie doch sogar die Möglichkeit, in den Ritterstand aufzusteigen.
Die Berufsoffiziere haben eine große Bedeutung in einer Legion, die aus etwa 5000 Mann besteht und in zehn Kohorten aufgeteilt ist. Diese Kohorten umfassen sechs Zenturien, mit jeweils 480 Mann. Jede Zenturie wird von einem Zenturio angeführt.
Hinzu kommen 120 Reiter, angeführt von einem legatus legionis. Dies ist ein Senator, den sechs Militärtribunen unterstützen. Eine Rangebene unter den Tribunen gibt es jetzt den praefectus castrorum, der sich um Befestigungen kümmert. Gerade wenn die Legionen in Germanien unterwegs sind, brauchen sie einen solchen Spezialisten, der den Bau großer Marschlager mit ihren Palisadenwällen und Gräben straff leiten kann.
Für die Disziplin der Armee sorgen die Zenturionen. Sie sind erkennbar an einem quergestellten Helmbusch und einem Rebstock, mit dem sie auch gerne zuschlagen. Am wichtigsten ist der primus pilus, der Führer der ersten Zenturie der ersten Kohorte. Er nimmt am Militärrat des Kommandanten teil, hat eine Spitzenbesoldung und den Stand eines Ritters. Bedenkt man die Größe einer Legion mit ihren 60 Zenturien wird klar, wie viel dieser erfahrene Offizier geleistet haben muss, um so weit aufzusteigen.
Auch niedere Ränge werden durch die Heeresreform weiter formalisiert. Es gibt einen neuen Stand der principales. Dazu gehören der optio als Stellvertreter des Zenturios, der signifer – der Standartenträger – und der tesserarius, der Wachwortmeister, welcher die Wachdienste verteilt und Parolen abstimmt. Ebenfalls neu ist der Stand der Immunes. Diese rekrutieren sich aus einfachen Soldaten, die sich Spezialfähigkeiten wie medizinische Kenntnisse oder Ingenieurwissen angeeignet haben. Im Anschluss an ihre Ausbildung werden Immunes höher besoldet und von einfachen Aufgaben wie beispielsweise den kräftezehrenden Schanzarbeiten am Lager befreit. Die Ränge der einfachen Soldaten werden durch Aushebungen gefüllt. Doch dem Ruhm der Legionen ist es zu verdanken, dass sich stets auch Freiwillige, selbst aus den Provinzen, melden.
Ergänzt wurden die Legionen schon immer durch lokal rekrutierte Streitkräfte aus Männern ohne römisches Bürgerrecht. Auch dieser Truppenteil wird nun reformiert. So bilden diese auxilia neben der Infanterie auch dringend benötigte Einheiten der Reiterei, der Leichtbewaffneten und der Bogenschützen, wie etwa die berüchtigten kretischen Bogenschützen, die Gaius Julius Caesar für seine Kampagne in Gallien anheuerte.
Eine neue Form der Hilfstruppen sind die alae, reine Kavallerieeinheiten. Diese werden schlechter bezahlt als die Legionäre. Sie haben jedoch die Chance, nach 25 Jahren Dienst mit dem Bürgerrecht für sich und ihre Nachkommen belohnt zu werden. ROM Die Dienstzeit römischer Soldaten wird von 16 auf 20 Jahre verlängert. Das hat der Senat auf Vorschlag des Kaisers Augustus beschlossen. Außerdem werden neue Steuern erhoben und eine Militärpensionskasse zur Versorgung der Veteranen geschaffen. In diese sollen die reichsten Bürger Roms einzahlen, um die verdienstvollen Veteranen zu unterstützen. Zusätzlich erhebt Augustus eine Erbschaftssteuer von fünf Prozent und eine Verkaufssteuer von einem Prozent. Er kündigte – auch im Namen seines Sohnes Tiberius – an, selbst 1,3 Millionen Sesterzen als Erster einzuzahlen, und versprach, sich auch in Zukunft finanziell für die Kasse zu engagieren.
Die römischen Bürger sind wenig angetan von den neuen Steuern. Aus den wohlhabenden Familien Roms heißt es, man werde alles tun, um eine Erbschaftssteuer zu verhindern. Was die Mächtigen Roms sich verdient haben, wollen sie ohne Abzüge an ihre Kinder weitergeben. Mit den Abgaben zur Finanzierung des stehenden Heeres seien sie schon genug belastet, sagen sie. Sie hätten damit ihren Anteil zur Verteidigung Roms geleistet. Das einfache Volk, das seine Waren auf dem Forum feilbietet, wird die Verkaufssteuer härter treffen. Ihren Gewinn werden diese Menschen mit dem Staat teilen müssen.
Soldaten äußern sich bereits enttäuscht über die längere Dienstpflicht. Ein Legionär, stationiert in Germania Inferior: „Ich habe Jahre lang für das Imperium gekämpft und dabei zahlreiche Verletzungen erlitten, in der Hoffnung, meinen Lebensabend geruhsam in Italien zu verbringen. Aber, beim Herkules, Schläge und Wunden, harte Winter und heiße Sommer, schrecklicher Krieg – soll das denn ewig so weitergehen?“
Auch die römische Bevölkerung ist besorgt. In der Vergangenheit führten Reformen der Veteranenversorgung zu Unruhen. Die Soldaten fühlten sich um ihre Altersvorsorge betrogen. Statt eines Landgutes im Römischen Reich bekamen sie nur noch 12.000 Sesterzen. Die Veteranenaufstände mussten gewaltsam niederschlagen werden.
Finanzexperten halten die Reform aber für notwendig. Bisher musste Augustus alleine für die Versorgung pensionierter Soldaten aufkommen, während der Unterhalt der aktiven Legionen mit Steuergeldern bezahlt wurde.
Vor allem die Unteroffiziere
profitieren von der Neuorganisation der römischen Armee