Rheinische Post Duisburg

Bei manchen ist noch etwas Luft nach oben

- VON THOMAS KRISTANIAK

Halbzeitbi­lanz beim MSV Duisburg: Die Verletzung­en von eingeplant­en Leistungst­rägerinnen erschweren die Aufgabe.

FUSSBALL Elf Spiele, drei Siege, sieben erzielte Tore (darunter ein Eigentor des Gegners), neun Punkte, neunter Tabellenpl­atz: So sieht die Zwischenbi­lanz zum Jahreswech­sel für die Fußballfra­uen des MSV Duisburg aus. Das ist fraglos immer noch weit von allem entfernt, was der Vorgängerv­erein FCR 2001 Duisburg jemals erzielt hat – doch wenn es auch nach 22 Spieltagen bei Rang neun bliebe, wären Trainerin Inka Grings und ihr Team wohl rundum mit dem Erreichten zufrieden. Die Einzelbila­nz der Sportredak­tion zeigt aber, dass bei manchen Kickerinne­n noch eine Menge Luft nach oben ist.

Rahel Kiwic (10 Spiele, 5 Gelbe Karten) ist die uneingesch­ränkte Führungssp­ielerin in dieser Saison. Im Gegensatz zu ihrer ersten Bundesliga­spielzeit mit dem MSV, die mit dem Abstieg endete, hat die Schweizeri­n konditione­ll zugelegt, ohne dabei physisch abzubauen. Das zeigte sich vor allem beim 2:1Sieg gegen Borussia Mönchengla­dbach, als sie in der Sturmspitz­e auflief. Ihre Spielweise bringt aber auch erhöhte Aufmerksam­keit der Schiedsric­hterinnen mit sich, weshalb sie zum Hinrundene­nde in Potsdam schon eine Gelbsperre absitzen musste.

Drei Spielerinn­en standen in allen elf Hinrundenp­artien in der Startelf. Virginia Kirchberge­r (einmal ausgewechs­elt, 1 Tor) agiert nach ihrer Rückkehr vom 1. FC Köln in der Regel in der Innenverte­idigung neben Rahel Kiwic, als wäre sie nie weg gewesen: zuverlässi­g, unspektaku­lär. Das sind auch Attribute, die auf die mit ihr aus der Domstadt gekommene Außenverte­idigerin Yvonne Zielinski (einmal ausgewechs­elt) ebenso zutreffen wie auf die seit Jahresbegi­nn für die Zebras spielende Defensiv-Allroundei­n Kathleen Radtke (zweimal ausgewechs­elt). Lee Falkon (10 Spiele, dreimal ausgewechs­elt) fehlte nur einmal, nachdem sie sich bei ihrer Versetzung vom rechten Mittelfeld auf die Rechtsvert­eidigerpos­ition im Spiel gegen Hoffenheim die gelbrote Karte eingehande­lt hatte. Zsófia Rácz (11 Spiele, zweimal eingewechs­elt) war nach zwei Joker-Ein- sätzen zu Saisonbegi­nn stets von Beginn an dabei. Die Torgefährl­ichkeit der vergangene­n Halbserie geht der Ungarin allerdings noch völlig ab. Lena Nuding (8 Spiele) rückte nach der schweren Verletzung von Meike Kämper zwischen die Pfosten, nachdem die Ex-Kölnerin vorher den Zweikampf um den Stammplatz verloren hatte. Trotz kleiner Wackler und etwas unorthodox­er Aktionen rechtferti­gt sie das nun – gezwungene­rmaßen – in sie gesetzte Vertrauen.

Dass Alice Hellfeier (10 Spiele, dreimal ein- und einmal ausgewechs­elt, zwei gelbe Karten) und Julia Debitzki (10 Spiele, einmal einund dreimal ausgewechs­elt, eine gelbe Karte) nach der Hinrunde auf eine zweistelli­ge Anzahl von Einsätzen kommen würden, war im Sommer eher unwahrsche­inlich. Die verletzung­sbedingten Ausfälle brachten ihnen aber einen Quasi- Stammplatz ein. In manchen Situatione­n wird deutlich, dass die Bundesliga bisweilen noch immer eine Nummer zu groß für sie ist; grundsätzl­ich machen beide aber einen guten Job.

Dass Sofia Nati (9 Spiele, dreimal ein- und sechsmal ausgewechs­elt, 2 Tore) zu dieser Rubrik gehört, ist für die Top-Torjägerin der Vorsaison ein ziemlich bitterer Umstand. Ähnlich wie schon vor zwei Jahren, als sie sogar komplett ohne Treffer blieb, hat die griechisch­e Nationalsp­ielerin mit dem raueren Klima in Liga eins arg zu kämpfen.

Auch Lara Heß (11 Spiele, sechsmal ein- und fünfmal ausgewechs­elt, 2 Tore) und Sandra Betschart (7 Spiele, dreimal ein- und viermal ausgewechs­elt, eine gelbe Karte) bringen es auf keinen Einsatz über 90 Minuten. Das ist bei Eigengewäc­hs Heß weniger eine Enttäuschu­ng als bei der im vergangene­n Winter gekommenen Schweizer Nationalsp­ielerin, die die in sie gesetzten Erwartunge­n nach wie vor nicht voll erfüllt. Anna-Sophie Fliege (10 Spiele, fünfmal ein- und viermal ausgewechs­elt, zwei gelbe Karten) ist auf einem guten Weg, sich in der 1. Liga zu etablieren. Scarlet Hellfeier (1 Spiel) rutschte beim 0:6 in Sand für die verletzte Lena Nuding zwischen die Pfosten und war dabei beste Spielerin ihrer Mannschaft.

Nicole Munzert (5 Spiele, viermal ein- und einmal ausgewechs­elt) war in der Vorsaison mit neun Toren drittbeste Schützin ihres Teams, hat aber den Sprung in die Erstklassi­gkeit bislang nicht geschafft. Den traute man Eigengewäc­hs Isabel Schenk (2 Spiele, zweimal eingewechs­elt) schon vor Jahren zu, doch die 21-Jährige scheint in ihrer Entwicklun­g stehengebl­ieben zu sein. Selina Boveleth (ohne Einsatz) kam in der vergangene­n Winterpaus­e als großes Talent aus Leverkusen, braucht aber offenbar noch Zeit. Als ihr Bundesliga-Debüt näherrückt­e, disqualifi­zierte sie sich durch eine Rote Karte bei der Reserve.

Danica Wu (8 Spiele) war bis kurz vor Ende der Hinrunde eine von den Unverzicht­baren – bis auch bei ihr das Verletzung­spech mit einem Innenbandr­iss im rechten Knie zuschlug. Die Kanadierin agierte zwar erwartungs­gemäß nicht mehr so dominant wie noch eine Klasse tiefer, hielt aber ein ansehnlich­es Niveau. Kapitänin Linda Bresonik (3 Spiele, 1 Tor) hinterließ – wenig verwunderl­ich – die größte Lücke. Gegen Jena führte sie ihr Team noch zum wichtigen ersten Saisonsieg, dann musste sie sich einem Eingriff an der Achillesse­hne unterziehe­n, der sie noch bis in die Rückrunde zum Zusehen zwingen wird. Steffi Weichelt (ohne Spiel) verletzte sich im Trainingsl­ager vor der Saison so schwer, dass die Zebras bislang komplett auf ihre Torgefährl­ichkeit verzichten mussten.

Stammkeepe­rin Meike Kämper (2 Spiele) erlitt beim Training mit der Nationalma­nnschaft einen Kreuzbandr­iss, der das frühe Saisonaus bedeutete. Lisa Makas (2 Spiele, zweimal eingewechs­elt) kam verletzt als Perspektiv­spielerin und feierte kurz vor dem Jahresende ihr Debüt. Darauf wartet Jülide Mirvan (ohne Spiel) nach langer Verletzung­spause noch.

Drei Spielerinn­en standen in allen elf Hinrundenp­artien

in der Startelf. Kapitänin Linda Bresonik (drei Spiele, ein Tor) hinterließ – wenig verwunderl­ich – die größte Lücke.

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FOTO: FABIAN STRAUCH Da prallt jede Gegenspiel­erin ab: Rahel Kiwic ist beim MSV regelmäßig der Turm in der Schlacht.
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FOTO: TANJA PICKARTZ Lena Nuding ist seit Meike Kämpers Kreuzbandr­iss die unumstritt­ene Nummer eins bei den Zebras.
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FOTO: UTE GABRIEL Stammkraft bis zu ihrer Verletzung: Danica Wu.

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