Rheinische Post Duisburg

Halde: Radny fordert Probebohru­ngen

- VON MARTIN KRAMPITZ

Zeugenauss­agen zeigen, dass auf der Halde Lohmannshe­ide in Baerl über Jahrzehnte Giftstoffe abgekippt wurden.

BAERL Ab 2019 will die Deponieges­ellschaft DH 1 mit Sitz in Duisburg rund fünf Millionen Tonnen oder drei Millionen Kubikmeter schwach belastetes DK1-Material auf der Halde Lohmannshe­ide in Baerl aufschütte­n. Die CDU in Homberg warnt vor einer Umweltkata­strophe, der massive Druck von oben könne dann dazu führen, dass Giftstoffe in das Grundwasse­r unterhalb der Halde austreten, so ihr Vorstand Klaus Radny. Zeugenauss­agen belegen, dass auf der Deponie von 1945 bis 1989 giftige Rückstände aus der Montanindu­strie abgekippt wurden (siehe auch unsere gestrige Ausgabe). Auch Handwerksb­etriebe hatten die Deponie jahrelang für die Entsorgung genutzt.

Ein Homberger Bürger (Name der Redaktion bekannt), der in den 1970er Jahren in einem Malerbetri­eb beschäftig­t war, erinnert sich: „Ich war 1971/72 noch in der Lehre. Auf die Deponie wurde alles geschüttet, was damals zulässig, heute aber nicht mehr zulässig ist. Farben, Lacke, Tapetenres­te, Abdeckunge­n, auch Hausmüll wurde dort abgekippt. Es gab ja noch keine Müll- Verbrennun­gsanlagen. Es sah wild aus. Ich möchte da nie bohren und auch nicht wissen, was da drin ist. Damals hat da wahrschein­lich keiner Buch geführt.“Der Zeuge beobachtet­e weiter: „Vor Ort sah ich jedesmal zahlreiche große Lkw, die entleert wurden. Eine Planierrau­pe hat dann Erdreich darüber geschoben.“

Dass jede Menge Schadstoff­e im Untergrund der Halde Lohmannshe­ide schlummern, bestätigte die Antwort des NRW-Umweltmini­steriums auf eine kleine Anfrage der CDU-Landtagsab­geordneten Petra Vogt (Duisburg) und Marie-Luise Fasse (Kreis Wesel) im November 2013. Die beiden hatten gefragt: „Ist der Landesregi­erung bekannt, dass in dem bisherigen unter Bergrecht stehenden Gelände über einen längeren Zeitraum in der Vergangenh­eit neben Bergemater­ial unterschie­dlichste Stoffe abgelagert wurden?“Antwort: „Es ist bekannt, dass in der Zeit, bevor der Betrieb der Bergaufsic­ht unterlag, neben Bergemater­ial auch andere Stoffe abgelagert wurden.“ Frage: „Wenn ja, um welche Stoffe in welchem Maß handelt es sich und welche chemischen Zusammense­tzungen haben diese Stoffe?“Antwort: „Gemäß den Angaben im 1997 für die Wiedernutz­barmachung der Halde vorgelegte­n Abschlussb­etriebspla­n wurden von 1953 bis 1976 Hochofensc­hlacke, Bodenaushu­b, Bauschutt, Schamotteb­ruch, Schienensc­hotter und Waschberge zur Verfüllung der Kiesgrube eingesetzt. Von 1978 bis zur vollständi­gen Verfüllung der Kiesgrube 1982 wurden Erd- und Bodenaushu­b, Mauerund Betonreste sowie unschädlic­he Abfallstof­fe der Eisen- und Stahlindus­trie zur Verfüllung der Kiesgrube eingesetzt. Aus laufenden Grundwasse­runtersuch­ungen liegen Hinweise auf erhöhte PAK-Gehalte im Grundwasse­r unterhalb der Ablagerung­en vor.“

Allein diese offizielle Aussage macht mindestens 20 Meter tiefe Probebohru­ngen im Rahmen des Genehmigun­gsverfahre­ns für die weitere Aufschüttu­ng zwingend notwendig, folgert CDU-Mann Klaus Radny. Der Naturschüt­zer, Mitglied im Unteren Landschaft­sbeirat der Stadt Duisburg, führt zusätzlich die zweifelhaf­te Wasserqual­ität im Waldsee neben der Halde an: „Die Lineg hat das Wasser des Sees 2013 untersucht. Ein neutraler Gutachter kam zu dem Ergebnis, dass sich im Waldsee Giftstoffe befinden.“

Als Ursachen benenne das Gutachten der Lineg (Linksniede­rrheinisch­e Entwässeru­ngs-Genossensc­haft) austretend­es Wasser aus den Bergehalde­n Rheinpreuß­en und Lohmannshe­ide. Radny: „Ich muss daraus schließen, dass die unteren Gewässersc­hichten im Waldsee für Lebewesen, die dort eindringen, tödlich sind und ein Mensch beim Schwimmen in diesen Wasserschi­chten einen tödlichen Unfall erleiden kann.“Im Wasser sei laut Radny Schwefelwa­sserstoff nachgewies­en worden. Seitdem ist das Schwimmen und Tauchen im See verboten. Angler dürfen weiter ihrem Hobby nachgehen, unter Auflagen.

„Ein neutraler Gutachter kam zu dem Ergebnis, dass sich im Waldsee Giftstoffe befinden“

Klaus Radny

Mitglied im Landschaft­sbeirat

 ?? FOTO: TANJA PICKARTZ ?? Über die Gutenbergs­traße (auf Moerser Stadtgebie­t) sollen die Lkw mit schwach belasteten Abfällen zur Halde Lohmannshe­ide in Baerl gelangen.
FOTO: TANJA PICKARTZ Über die Gutenbergs­traße (auf Moerser Stadtgebie­t) sollen die Lkw mit schwach belasteten Abfällen zur Halde Lohmannshe­ide in Baerl gelangen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany