Wo Neuer, Götze und Popp vorspielten
Die Sportschule Wedau Duisburg beheimatet die Talentschmiede des deutschen Fußballs. Viele Stars von heute empfahlen sich bei den Sichtungsturnieren im Sportpark. Der Bettenturm ist das Markenzeichen.
FUSSBALL Deutschland sucht die Superstars. Im Fußball. Jahr für Jahr in der Sportschule Wedau. Die Karrieren zahlreicher Fußball-Idole haben in den Junioren-Nationalmannschaften Fahrt aufgenommen. Der Weg in die Eliteauswahlen der 15- bis 18-jährigen Nachwuchstalente führt über die Sichtungsund Länderpokalturniere in Deutschlands größter Sportschule. Spieler wie der WM-Held von 2014, Mario Götze, Welttorhüter Manuel Neuer oder Jungstars wie Leon Goretzka, Joshua Kimmich oder Max Meyer spielten in Wedau vor.
Wer hat die beste Mannschaft? Wer hat die besten Spieler? Die DFB-Länderpokal- und -Sichtungsturniere sind Vergleichsturniere von Auswahlen einer bestimmten Altersklasse. Diese Teams vertreten die 21 Landesverbände im Deutschen Fußball-Bund (DFB). Beim männlichen und weiblichen Nachwuchs wird in jedem Jahr in je drei Altersklassen ausgespielt, wer die besten Auswahlteams und die hoffnungsvollsten Top-Talente hat.
So wie zum Beispiel ein Jahr nach dem Fußball-„Sommermärchen“– die Weltmeisterschaft im eigenen Land im Jahr 2006 hatte eine Eupho- rie ausgelöst und gezeigt, wie gut die DFB-Talentförderung funktioniert. In den Sommerferien trafen sich die U-15-Teams zum Kräftemessen in Wedau. Beim Turnier, zu dem die rund 330 besten Kicker ihres Jahrgangs nach Duisburg kommen und das damals noch als „DFB-Schülerlager“über die Bühne ging, kämpfen die 14- und 15-jährigen Nachwuchshoffnungen nicht nur um den DFB-Länderpokal. Im Fokus steht jedes einzelne Top-Talent: Es geht um die Bewerbungen der ambitioniertesten unter ihnen für einen Platz in der Junioren-Nationalmannschaft – dem Sprungbrett für ganz große Kicker-Karrieren.
Einer der rund 330 Jungs, die sich damals auf dem Wedau-Rasen präsentierten, war Mario Götze. Einen Monat nach seinem 15. Geburtstag schnürte das Ausnahmetalent, das sechs Jahre zuvor vom kleinen Verein seines Wohnortes, Eintracht Hombruch, zur großen Borussia Dortmund gewechselt war, die Fußballschuhe für das Team aus Westfalen. Der Teenager erzählte im Talente-Porträt, dass er auf dem Dortmunder Helene-Lange-Gymnasium das Abitur machen möchte und es ein tolles Erlebnis sei, sich für internationale Fußball-Aufgaben zu empfehlen. Götze schoss sein Team aufs Wedauer Siegertreppchen und sich in die Junioren-Nationalmannschaft – der weitere Weg des inzwischen 62-fachen Nationalspielers ist bekannt. Wie Götze stammten mit Welttorhüter Manuel Neuer, dem Ex-Dortmunder Ilkay Gündogan, den Schalker BundesligaYoungstern Leon Goretzka und Max Meyer oder Weltmeister Julian Draxler zahlreiche aktuelle Fußballstars aus dem Westfälischen Fußballverband. So zählen die Teams aus Westfalen – neben den starken Auswahlen aus Württemberg, Niedersachsen, Hessen oder Bayern – zu den erfolgreichsten Gästen in Wedau. Als die größte deutsche Sportschule bietet Wedau die Voraussetzungen für das größte Sichtungsturnier. Der Wohnturm, der als „Bettenturm“Generationen von Spielern, Trainer und Mannschaftsbetreuer begleitete, im Zentrum des Sportparks in den Duisburger Himmel ragt und nach umfassender Renovierung modernen Ansprüchen genügt, ist längst ein (sportliches) Markenzeichen der Stadt.
Längst spielt auch der Frauenund Mädchenfußball eine bedeutende Rolle in der Talentsichtung. Die Erfolge der deutschen Fußballfrauen und das Nachrücken junger Klasse-Kickerinnen spiegeln die Philosophie wider. Entsprechend werden seit den 80er-Jahren die Länderpokal- und Sichtungsturniere auch im Frauen- und Mädchenbereich ausgetragen.
Große Namen waren auch hier von Beginn an vertreten. So war Duisburgs Frauenfußball-Ikone Martina Voss-Tecklenburg, selbst 125-fache Nationalspielerin und heute Trainerin der Schweizer Frauen-Nationalmannschaft, in ihrer langjährigen Funktion als FVN-Verbandssportlehrerin für die Talentförderung im hiesigen Mädchenfußball verantwortlich. Die ehemalige Spielerin und Trainerin des lange erfolgreichen FCR 2001 Duisburg führte die seinerzeit mit Duisburger Nachwuchsspielerinnen gespickten FVN-Auswahlteams ebenso zu Spitzenplatzierungen und Talente in die Juniorinnen-Nationalmannschaften wie ihre Nachfolgerin Wiltrud Melbaum.
Alexandra Popp, die einige Jahre für den Vorgängerverein der MSVFrauenabteilung, den FCR 2001 Duisburg, spielte und derzeit beim VfL Wolfsburg kickt, profitierte ebenso von der Talentsichtung in Wedau wie viele weitere (Juniorinnen)-Nationalspielerinnen, die ihre ersten großen Karriereschritte in der Talentschmiede machten. Zu ihnen gehörten beispielsweise die 79-fache Nationalspielerin Lira Bajramaj (heute Alushi) oder Meike Kämper und Sofia Nati, die aktuell für den Bundesliga-Wiederaufsteiger MSV Duisburg am Ball sind.