Rheinische Post Duisburg

Glückssymb­ole sind keine Glücksgara­nten

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Auf Schoko-Weihnachts­männer, Lebkuchen und Nougatkuge­ln gibt es im Supermarkt bereits satte 50 Prozent Rabatt, damit die Regale und Sonderfläc­hen leer werden. In die Regale schieben die Kaufleute nun Marzipansc­hweine, Schoko-Schornstei­nfeger, Marienkäfe­r und jede Menge Blumentöpf­e mit vierblättr­igem Klee. Weihnachte­n ist out, Jahreswech­sel ist in. Nach süßem Genuss mit Zimt, Kakao, Kardamom & Co zu Weihnachte­n ist jetzt Glück der Renner im Laden – genauer gesagt die Glücksbrin­ger. Glück fürs neue Jahr, das wünschen wir uns in diesen Tagen immer wieder. Und ich fände es wunderbar, wenn dieser freundlich­e Wunsch für viele Menschen im kommenden Jahr 2017 auch tatsächlic­h in Erfüllung ginge!

Das hätten wir bitter nötig nach dem – für viele Menschen gefühlten – Katastroph­enjahr 2016: aufrütteln­d wegen der vielen prominente­n

Vierblättr­iger Klee, Schornstei­nfeger oder Marienkäfe­r sind bloße Symbole für Glück. Bibelverse hingegen können den Horizont weiten – und den Blick darauf lenken, wie Gott in dieser erschütter­ten Welt zu finden ist.

Toten, wie zum Beispiel den Musikern David Bowie und Leonard Cohen, den Fußballern Aki Schmidt und Matthes Mauritz, den Politikern Hans-Dietrich Genscher und Peter Hintze. Den Menschen in Aleppo wünsche ich Glück im neuen Jahr und all den Menschen, die bei Terroransc­hlägen in Nizza, Berlin und an vielen anderen Orten auf der Welt geliebte Menschen verloren haben. Glück tut an so vielen Stellen not, aber die Heerschare­n an Schornstei­nfegern, Marzipansc­hweinen und Töpfchen mit vierblätte­rigem Klee werden es nicht bringen. Sie sind Glückssymb­ole, aber eben keine Glücksbrin­ger. Eine Glücksgara­ntie gibt es bei ihnen nicht. Auch im neuen Jahr werden Krieg, Terror, Krankheit und Leid nicht plötzlich ausgestorb­en sein. Leider.

Auch mein Glaube an Gott, den Vater Jesu Christi, ist kein garantiert­er Glücksbrin­ger. So funktionie­rt das nicht. Und dennoch – oder gera- de deswegen – werde ich auch im kommenden Jahr 2017 jeden Tag das kleine, blaue Büchlein mit den Losungen zur Hand nehmen und dort Glück suchen: Die Herrnhuter Brüdergeme­ine, eine ökumenisch offene Kirche, lost aus 1824 Bibelverse­n für jeden Tag des Jahres einen aus und stellt ihm einen Lehrtext hinzu.

Seit mehr als 280 Jahren machen die Herrnhuter das. Die Losungen sind keine frommen Glückskeks­e. Sie garantiere­n kein Glück. Aber der tägliche Blick in diese Losungen weitet den Horizont über die süßen Glückssymb­ole hinaus.

Und an vielen Tagen lenken die Losungen meinen Blick darauf, wie ich Gott mitten in dieser erschütter­ten Welt entdecken kann. Denn es ist zugleich die Welt, die Gott in Christus versöhnt und befreit hat. Für mich ist das Glück.

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