31. DEZEMBER 2016
dukte beim Verkauf auf die Insel um rund 200 Millionen Euro verteuern. Ähnlich betroffen wäre die Autoindustrie, für die viele Zulieferer in NRW arbeiten. Während 2015 mehr als 800.000 Autos von Deutschland nach Großbritannien geliefert wurden, könnten es nach dem Austritt deutlich weniger sein – die Wettbewerber aus Korea drängen nach vorne.
So sehr die Entwicklungen in den USA und Europa unsere Wirtschaft schwächen könnten, so sehr bleibt China Lokomotive für Wachstum. Lag der Zuwachs der Wirtschaft in der Volksrepublik vor einigen Jahren zwar noch bei plus zehn Prozent im Jahr, erwartet der Internationale Währungsfonds für nächstes Jahr ein Plus von 6,2 Prozent und 2018 sechs Prozent. Doch Prozentzahlen erzählen nur die halbe Wahrheit. 6,8 Prozent mehr Wachstum im ablaufenden Jahr beziehen sich auf ein Bruttoinlandsprodukt von 11,4 Billionen Dollar – es geht also um einen Zuwachs von 775 Milliarden Dollar (740 Milliarden Euro).
Damit erwirtschaftet das bevölkerungsreichste Land der Welt alleine rund 40 Prozent des globalen Wachstums. Kein Wunder, dass Konzerne wie Henkel, die Post und erst recht Volkswagen, Daimler oder BMW die Lage im Reich der Mitte genau beobachten. China ist wichtigster Absatzmarkt der hiesigen Autobauer. Ihre plötzliche Strategiewende hin zum Elektroauto hängt auch mit der Politik in Fernost zusammen: Peking besteht darauf, dass ab 2018 jeder Hersteller beim Ansatz eine feste Quote an Elektroautos einhält. VW, der größte Hersteller in der Volksrepublik, muss 2020 bei derzeit etwa drei Millionen verkauften Autos schon 100.000 E-Autos absetzen. Gemessen an diesen Vorgaben ist Deutschland Auto-Entwicklungsland.
Aber China gewinnt auch als Investor an Bedeutung. Unternehmen aus der Volksrepublik erwarben 2016 insgesamt 58 deutsche Firmen. Das sind 19 Firmen mehr als im Jahr zuvor. Dabei wurden 11,6 Milliarden Euro ausgegeben – 20-mal so viel wie 2015. Und das ist nur der Anfang. China hat Devisenreserven von mehr als drei Billionen Euro. Das erlaubt eine globale ShoppingTour, um das eigene Know-how und den Vertrieb zu stärken. 2025 will China das weltweit führende Industrieland sein. Chinesische Unternehmen werden immer stärkere Wettbewerber für deutsche Konzerne.
900 chinesische Firmen haben sich in NRW niedergelassen, mehr als in jedem anderen Bundesland. Wirtschaftsminister Duin stört es nicht, dass viele nur ihre Produkte verkaufen: „Mit den Jahren kommen lokale Entwicklung und Produktion hinzu.“So entwickeln Huawei und ZTE bereits Software in Düsseldorf, bei NGC in Duisburg werden Windrotoren-Getriebe aus China angepasst. Auch die Mitarbeiter von übernommenen Traditionsfirmen wie dem Autozulieferer Kiekert seien zufrieden, meint Duin. „Die neuen Inhaber investieren in Maschinen und sichern langfristig die Arbeitsplätze.“
Ein großer Rückschlag ist, dass die USA den Verkauf des Aachener Maschinenbauers Aixtron an chinesische Investoren blockierten, weil dessen Anlagen auch militärisch genutzt werden können. Duin lässt sich nicht beirren: „Wir werden die Partnerschaft zwischen China und NRW weiter vertiefen.“