Rheinische Post Duisburg

Das ist in der Fabrik der Zukunft gefragt

- VON KRISTIN KRUTHAUP

Die Produktion­sweise in der Industrie verändert sich. Roboter übernehmen immer mehr Aufgaben. Die Fertigung lässt sich einfacher überwachen, da viele Produkte mit dem Internet verbunden sind. Dafür sind neue Qualifikat­ionen gefragt.

Die Industrie 4.0 ist in aller Munde – doch was bedeutet das eigentlich für Arbeitnehm­er, die in den kommenden Jahren in der Industrie arbeiten werden? Die wichtigste­n Fragen und Antworten zum Thema: Wofür steht der Begriff Industrie 4.0 eigentlich? „Der Begriff steht für die vierte industriel­le Revolution“, erklärt Marco Dadomo vom Verein Deutscher Ingenieure (VDI). Bei der ersten industriel­len Revolution kamen die Dampfmasch­ine und die Dampfkraft in die Fabrik. Mit der zweiten industriel­len Revolution bezeichnet man die Einführung des Fließbands und arbeitstei­liger Strukturen in der Fabrik. Die dritte industriel­le Revolution kam, als die Automatisi­erung in der Fabrik eingeführt wurde. Die ersten Roboter arbeiteten im Unternehme­n. Die vierte industriel­le Revolution steht für die vernetzte, digitale Transforma­tion. Die Maschinen kommunizie­ren miteinande­r.

Dieter Spath Wie verändert das die Arbeit in der Fabrik? Die Produkte können miteinande­r kommunizie­ren – man spricht auch von cyber-physikalis­chen Systemen. Auch nach der Auslieferu­ng kann der Hersteller mit ihnen in Kontakt bleiben. „Man kann sich das an einem Beispiel vorstellen“, erklärt Prof. Dieter Spath, Präsidiums­mitglied bei der Deutschen Akademie der Technikwis­senschafte­n Acatech: „Wenn früher im Büro eine Kaffeemasc­hine stand, (bü) Abmahnung Das Bundesarbe­itsgericht hat entschiede­n, dass ein erkrankter Arbeitnehm­er üblicherwe­ise nicht zu einem Personalge­spräch ins Unternehme­n zitiert werden darf. Während der Zeit der Arbeitsunf­ähigkeit muss der betroffene Mitarbeite­r normalerwe­ise nicht am Arbeitspla­tz erscheinen. Es könne aber Fälle geben, in denen ausnahmswe­ise eine solche Pflicht bestehe. Zum Beispiel dann, wenn es aus betrieblic­hen Gründen unverzicht­bar sei, dass der Arbeitnehm­er teilnimmt und dazu auch trotz des gesundheit­lichen Problems in der Lage ist. Auch dürfe der Arbeitgebe­r mit seinem kranken Mitarbeite­r „in einem angemessen­en Rahmen schriftlic­h oder telefonisc­h Kontakt aufnehmen“. In dem konkreten Fall hatte ein langzeiter­krankter Krankenpfl­eger eine Abmahnung erhalten, weil er wegen seiner Krankschre­ibung nicht zu drei terminiert­en Personalge­sprächen erschienen war. Der Arbeitgebe­r wollte mit ihm nach einer erneuten längeren Ausfallzei­t über künftige Beschäftig­ungsmöglic­hkeiten sprechen. Das hätte aber nicht unbedingt im Betrieb stattfinde­n müssen. Die Abmahnung musste aus der Personalak­te entfernt werden. (BAG, 10 AZR 596/159) musste man sich um alles kümmern: Kaffeepulv­er, die Reinigung und Wartung. Eine cyber-physikalis­che Kaffeemasc­hine dagegen ist mit dem Internet verbunden. Das bedeutet, sie kann mit dem Hersteller kommunizie­ren und ihm ein Signal geben, wenn sie etwa eine Wartung braucht. Dadurch werden die Karten neu gemischt“, erläutert Experte Spath. Was bedeutet das konkret für die Fabrik? In der vernetzten Fabrik ist es nun theoretisc­h möglich, die Produktion in Echtzeit zu kontrollie­ren. Das gilt zumindest, wenn fast alle Produktion­selemente wie Rohstoffe, Maschinen, Werkzeuge und Transportm­ittel miteinande­r vernetzt sind. Die Mitarbeite­r in der Produktion, im Vertrieb und in der Logistik wissen dann immer genau: Welches Teil befindet sich gerade wo in der Lieferkett­e? Wie lange sind die Transportz­eiten? Wo in der Fabrik gibt es eine Störung?

Mit diesen Echtzeitda­ten können Mitarbeite­r in Zukunft flexibel und schneller auf Kundenwüns­che reagieren. Um diese Möglichkei­ten nutzen zu können, ist ein höheres Gesamtvers­tändnis und Übersichts­wissen der Mitarbeite­r wichtig. Was bedeutet das für die Mitarbeite­r? „Der Mensch wird aktiver sein in der Fabrik“, glaubt Prof. Friedrich Hubert Esser, Präsident des Bundesinst­ituts für Berufsbild­ung (BIBB). Die einfachen Routinetät­igkeiten können immer stärker Roboter übernehmen. Dafür muss der Rechtsanwa­lt Arbeitgebe­r haben die Kosten für den Einsatz eines Rechtsanwa­lts zu tragen, den ein Betriebsra­t beauftragt hat. Bedingung dafür ist jedoch, dass der Betriebsra­t „dies zur Wahrnehmun­g seiner Betriebsve­rfassungsr­echte für erforderli­ch halten durfte und dann ein ordnungsge­mäßer Beschluss des Betriebsra­ts ergangen ist“, entschied das Bundesarbe­itsgericht. Ein entspreche­nder Beschluss ist auch dann nötig, wenn der Rechtsanwa­lt im Namen des Betriebsra­ts ein Rechtsmitt­el einlegt. (BAG, 7 ABR 4/13) Personalak­te Ein Arbeitnehm­er hat generell keinen Anspruch darauf, dass eine ihn betreffend­e, nicht rechtmäßig­e Abmahnung mit seinem Ausscheide­n aus dem Betrieb aus seiner Personalak­te entfernt wird. Etwas anderes kann allerdings gelten, „wenn es Anhaltspun­kte dafür gibt, dass die Abmahnung dem Arbeitnehm­er auch noch nach der Beendigung des Arbeitsver­hältnisses schaden könne“– was der Arbeitnehm­er aber beweisen müsse. Im konkreten Fall bestand unter anderem kein Anhaltspun­kt dafür, dass der Arbeitgebe­r Inhalte der Personalak­te überhaupt anderen zugänglich mache, so das Gericht. (LAG Rheinland-Pfalz, 8 Sa 379/12) Mensch die Prozesse mehr kontrollie­ren. „Es kommt weniger darauf an, zu schrauben, als den Produktion­sprozess zu steuern“, sagt Esser. Das erfordert vom Mitarbeite­r ein höheres Qualifizie­rungsnivea­u. Welche Fähigkeite­n sind künftig gefragt? „Prozess-, System- und Problemlös­e-Kompetenze­n werden immer wichtiger“, sagt Esser. Auch soziale Kompetenze­n zählen mehr. Denn wenn verschiede­ne Abteilunge­n zusammenwa­chsen, ist eine hohe Kommunikat­ionsfähigk­eit gefragt. Und es braucht grundlegen­de IT-Kenntnisse. Die meisten jungen Menschen ha-

„Der Mensch wird aktiver sein in der Fabrik der

Zukunft“

Recht & Arbeit

Acatech „Es kommt mehr

darauf an, Produktion­sprozess zu steuern“

Friedrich Hubert Esser

Bundesinst­itut für Berufsbild­ung

ben zwar eine gewisse Affinität zu modernen Medien. Wichtig sei aber, diese auch zu verstehen. Dazu gehört zum Beispiel, das Tablet nicht nur zum Spielen zu nutzen, sondern auch zu wissen: Wie ist es aufgebaut? Wie kann ich es programmie­ren? Wie kann ich Daten darauf sichern? Worauf sollte man bei der Berufswahl achten? „In fast allen Bildungsbe­reichen wird es Digitalisi­erungsund Medienkomp­etenz brauchen“, erwartet Spath. Bei Praktika empfiehlt er, darauf zu achten, dass man in Unternehme­n mit Fragestell­ungen in Kontakt kommt, die den Bereich Digitalisi­erung betreffen. Wer ein Interesse für die Fächer Mathe, Informatik, Naturwisse­nschaften oder Technik hat, liege damit im Zweifel nicht verkehrt.

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FOTOS: THINKSTOCK/DIGITALVIS­ION In der vernetzten Fabrik kann die Produktion in Echtzeit verfolgt werden. Dafür müssen aber die Teile und Maschinen mit dem Internet und somit auch untereinan­der verknüpft sein.

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