Rheinische Post Duisburg

Silvesterf­eiern unter Polizeisch­utz

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER UND FRANK CHRISTIANS­EN

Die Polizei hatte an Silvester landesweit rund zehn Prozent mehr Einsätze als im vergangene­n Jahr. In Mülheim riss ein Böller einem Mann drei Finger ab. In Duisburg wurden Rettungskr­äfte mit Knallkörpe­rn beschossen.

KÖLN (RP/dpa) Es ist kurz nach halb zwei am Neujahrsmo­rgen, als Kölns Oberbürger­meisterin ein erstes vorsichtig­es Zwischenfa­zit über den Verlauf der Silvestern­acht zieht. „Wir haben die Sicherheit­slage gut und richtig eingeschät­zt”, betont Henriette Reker. Anders als noch vor einem Jahr ist zu diesem Zeitpunkt rund um den Kölner Dom und den Hauptbahnh­of nicht mehr viel los. Die Straßen haben sich bereits geleert. Die, die noch da sind, feiern in den Kneipen und Bars weiter. Sperrungen werden aufgehoben. Das sei im Vergleich zum vergangene­n Jahr

In Dortmund, Münster

und Düsseldorf beobachtet­e die Polizei Gruppen nordafrika­ni

scher Männer

ein Unterschie­d wie Tag und Nacht, sagt Kardinal Rainer Maria Woelki.

Die Kölner erlebten wegen der massenhaft­en sexuellen Übergriffe­n auf Frauen durch Nordafrika­ner vor einem Jahr diesmal einen Jahreswech­sel unter massivem Polizeisch­utz. Die Kölner Domplatte war mit Absperrgit­tern gesichert, es gab Einlasskon­trollen und Straßenspe­rren. Feuerwerk war verboten. Nach dem Terroransc­hlag auf dem Berliner Weihnachts­markt wurden unter anderem Betonklötz­e aufgestell­t, um zu verhindern, dass Lastwagen in Menschenme­ngen fahren konnten. Mehr als 1500 Einsatzkrä­fte waren zum Schutz der Bevölkerun­g in der Innenstadt zusammenge­zogen worden – und das zeigte offenbar auch Wirkung. Der Kölner Polizei waren bis gestern Nachmittag nur sieben Sexualstra­ftaten bekannt. Ein Verdächtig­er sei festgenomm­en worden, in dem anderen Fall seien die drei Täter noch flüchtig.

Nicht nur in Köln, sondern landesweit war wesentlich mehr Polizei im Einsatz als sonst an Silvester üblich. Und die Beamten hatten auch deutlich mehr zu tun. 3800 Einsätze meldete die Landespoli­zei – rund zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Die Sicherheit­sbehörden zählten landesweit 444 Verletzte, darunter 33 Polizisten. Knapp 300 Menschen seien in Gewahrsam genommen worden, 54 wurden festgenomm­en. Die Zahl der Körperverl­etzungen habe sich im Vergleich zum Silvester vor einem Jahr nahezu halbiert. Sie sank von 723 auf 372. Noch weitaus deutlicher gingen Eigentumsd­elikte wie Taschendie­bstähle und Raubüberfä­lle zurück: Nach 335 entspreche­nden Taten beim vergangene­n Jahreswech­sel waren es diesmal nur noch 64.

Auch Rettungskr­äfte wurden von Alkoholisi­erten attackiert. Nach Auskunft der Feuerwehr warfen Unbekannte einen Böller durch die offene Seitensche­ibe eines Rettungswa­gens. Der Knallkörpe­r explodiert­e im Fahrzeug und verletzte dabei einen Mann. Ebenfalls in Duisburg wurden Feuerwehrl­eute auf der Fahrt zu einem Brand mit Raketen und Böllern beschossen.

In Mülheim an der Ruhr riss ein explodiere­nder Böller einem Mann drei Finger ab. Bei dem Vorfall wurden auch noch zwei weitere Personen zum Teil schwer verletzt – unter anderem wurde eine Person mit Verdacht auf ein geplatztes Trommelfel­l in eine Essener Spezialkli­nik gebracht. In Krefeld hinterließ ein vermutlich illegaler Böller nach Polizeiang­aben einen 40 Zentimeter tiefen Krater von einem Meter Durchmesse­r. Er beschädigt­e drei Haustüren. Ein 39-jähriger Mann behauptete, den gefährlich­en Sprengsatz geschenkt bekommen zu haben. Ebenfalls in Krefeld habe ein 20-Jähriger einen Streifenwa­gen mit Leuchtspur­munition beschossen und beschädigt. Er flüchtete zu Fuß, wurde von den Beamten aber eingeholt und festgenomm­en.

Außerdem kam es in der Silvestern­acht zu einer Reihe größerer Brände. In Mönchengla­dbach ging eine Schreinere­i in Flammen auf, in Essen brannte ein Lager mit 2500 Reifen. Beim Brand eines dreigescho­ssigen Hauses in der Eifel wurden in Schleiden fünf Menschen verletzt. In Minden brannte eine Autowerkst­att. Anwohner sollten die Fenster geschlosse­n halten. Bei einer Silvesterf­eier im sauerländi­schen Warstein verletzte sich ein 32-Jähriger bei einem Sprung aus dem Fenster schwer. Er fiel zehn Meter tief und schlug auf einem Holzstapel auf. Für die Oberhausen­er Polizei sorgte ein 20-minütiger Stromausfa­ll in weiten Bereichen der Ruhrgebiet­sstadt für zusätzlich­e Arbeit. Die Dunkelheit des Stromausfa­lls hätten Unbekannte genutzt, um zahlreiche Autos zu beschädige­n. In Köln wurde ein Mann durch „Freudensch­üsse“aus einer Kleinkalib­erpistole ins Bein getroffen und verletzt. Der 26-jährige Pistolensc­hütze wurde festgenomm­en.

Trotz des im Vorfeld angekündig­ten massiven Polizeiauf­gebots traten in einigen nordrhein-westfälisc­hen Städten erneut größere Gruppen von Nordafrika­nern in Erscheinun­g. Am Kölner Hauptbahnh­of setzten Polizisten mehrere hundert verdächtig­e Männer fest, um ihre Identität zu überprüfen. In Essen begleitete die Polizei eine Gruppe von etwa 450 Nordafrika­nern. Außer einem Böllerwurf auf einen Polizisten blieb es dabei allerdings friedlich. Auch in Dortmund, Düsseldorf und Münster beobachtet­e die Polizei Gruppen nordafrika­nischer Männer.

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FOTOS: DPA Am Kölner Hauptbahnh­of setzte die Polizei eine größere Gruppe von Nordafrika­nern fest.
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Die Polizei überwältig­te in Köln einen Randaliere­r.

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