Konkurrenz tut dem Skispringen gut
Sven Hannawald kann aufatmen. Nach dem Sieg des Norwegers Daniel Tande gestern wird auch diesmal kein Skispringer Hannawalds bis dato einmaliges Kunststück von 2002 wiederholen und alle vier Springen einer Vierschanzentournee für sich entscheiden. Dass es aktuell keinen klaren Dominator unter den Flugkünstlern gibt, tut der Sportart dabei richtig gut.
Natürlich können phasenweise überragende Akteure auch faszinieren. So wie eben Hannawald vor 15 Jahren. So wie zuletzt der Österreicher Gregor Schlierenzauer. So wie davor der Pole Adam Malysz oder der unverwüstliche Finne Janne Ahonen. Solche Ausnahmeathleten begeistern durch ihre Leistung, durch das Verschieben von Bestweiten in immer unglaublichere Sphären. Aber je überlegener sie zu ihrer jeweiligen Glanzzeit waren, desto mehr büßte das Skispringen auch von seiner Faszination ein: von Zweikämpfen, vom Wettkampf einer Handvoll siegtauglicher Springer, davon, dass Zuschauer aus mehreren Nationen Hoffnungsträger vom Schanzentisch abheben sehen. Skispringen ist und wird eben immer ein bisschen Länderspiel bleiben. Das gilt nicht nur, aber vor allem für die Vierschanzentournee.
Deswegen ist es gut, dass zur Halbzeit der Tournee in der Gesamtwertung vier Springer aus vier Ländern vorn liegen. Und für den vermarktungstechnisch wichtigen deutschen Markt ist es entscheidend, dass einer der vier in Markus Eisenbichler ein Deutscher ist. Es braucht einen, mit dem es sich hierzulande mitfiebern lässt, einen, der zumindest um einen Platz auf dem Podest mitspringen kann.
Das deutsche Skispringen braucht immer wieder Erfolgsgeschichten wie die von Eisenbichler. Immer wieder neue Helden. Denn der Druck ist groß. TV-Liebling Biathlon liefert als Sportart alljährlich verlässlich deutsche Sieger, die Nordische Kombination genauso. Also muss auch das Skispringen Helden liefern, wenn es sehenswert bleiben will. Konkurrenz tut ihm deswegen gut. In jeder Hinsicht.