Hafen als Chinas Tor zu Europa
Duisburger Hafen-Chef Erich Staake setzt für die Zukunft auf Logistik-Netzwerke mit chinesischen Unternehmen.
DUISBURG 300 Jahre Duisburger Hafen: Das Jubiläum wurde in diesem Jahr ausgiebig gefeiert, aber Ausruhen auf früheren Erfolgen war auch im Jubel-Jahr nicht angesagt. Hafen-Chef Erich Staake arbeitet mit seinem Team mit Hochdruck daran, den Hafen auf die Herausforderungen der Zukunft auszurichten.
„Wir leben in einer Phase extremer Umwälzungen“, sagt Staake mit Blick auf die Wahl von Donald Trump, der für „Renationalisierung“von Warenströmen stehe,
Erich Staake und auf die Digitalisierung. „Der 3Druck wird zwei bis drei Prozent des Transports substituieren“, schätzt der Duisport-Vorstandsvorsitzende, gleichwohl bleibe die Logistik dynamisch: „In den letzten 20 Jahren ist die Logistik doppelt so stark gewachsen wie das weltweite Bruttosozialprodukt.“
Doch im Jahr 2015 sei es „von heute auf morgen“anders geworden. Ausbaupläne, etwa für neue Container-Terminals, habe der Hafen auf Eis gelegt, im ersten Halbjahr sogar ein leichtes Minus geschrieben, sagt Staake, erwartet aber fürs gesamte Geschäftsjahr 2016 ein leichtes Plus.
Eine der Ursachen für die Flaute im weltweiten Handel sieht Staake in China, wo die Wirtschaft nicht mehr so stürmisch wachse wie zuvor, wo Exporte rückläufig seien. Unter anderem, weil die Produktion in China teurer wird.
Mit der Folge, dass Fertigungen in noch billigere Länder verlagert werden. Hafen-Chef Erich Staake sagt: „Die Karawane zieht weiter.“In Länder, die aber nicht zu Treibern der Weltwirtschaft werden: „Es gibt nur ein China“, verweist Staake auf den riesigen Inlandsmarkt des Reiches der Mitte.
Für den Hafen heiße es jetzt, die Effizienz zu steigern und Neuland zu betreten. So gelte es bei Neuplanungen von Container-Terminals wie schon zuvor auf deren Auslastung zu achten. Darauf auch, dass neue Firmen im Hafen und auf den diversen Logport-Flächen auch Nutzer der Terminals werden und über die Hafenbahn Duisport-Rail darauf zurückgreifen können. Das habe bisher immer geklappt, sagt Staake, keines der neun Duisburger Terminals schreibe rote Zahlen.
Der Kohleumschlag, der den Duisburger Hafen einst zum größtem Binnenhafen der Welt gemacht hat, leidet laut Staake unter den Folgen der nicht immer geradlinigen Energiepolitik. „Da ist intelligente Konsolidierung angesagt“, fordert der Hafen-Chef.
Für Deutschlands „besten Standort“für den Umschlag des „schwarzen Goldes“mit der Kohleinsel, wo der Brennstoff für jeden Bedarf aufbearbeitet werden könne, sei man bemüht, das bisherige Volumen aufrecht zu erhalten: „Ich bin da verhalten optimistisch.“
Mehr als optimistisch ist Staake dagegen, was den Ausbau internationaler Netzwerke angeht: „Da ist etwas gelungen.“Durch die enge Zusammenarbeit mit großen chinesischen Unternehmen habe der Duisburger Hafen die Chance, „zentrales Einfallstor für Europa“zu werden. Duisport liefere dabei Logistikkonzepte für vorhandene oder entstehende gigantische Industriezentren in Fernost, möglich sei auch der Betrieb von Eisenbahnknotenpunkten in anderen Ländern.
Schon jetzt verkehren regelmäßig Züge zwischen China und Duisburg über die „Neue Seidenstraße“. Sie bringen vor allem hochwertige Elektronikprodukte in den Westen, während nach Osten Konsumgüter wie Wein und Spirituosen, aber auch Milchpulver und Auto-Ersatzteile transportiert werden.
Erst im November war Staake mit einer von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel angeführten deutschen Wirtschaftsdelegation in China, wo er diverse Verträge über künftige Zusammenarbeit abschloss. So wurde mit der Logistikdivision der China Merchants Group (CMG) eine strategische und projektbezogene Zusammenarbeit vereinbart. CMG ist ein führender Konzern unter anderem im Bereich Transport/ Infrastruktur sowie Finanzen mit Sitz in Hongkong. Er besitzt 31 Häfen in 18 Ländern und betreibt 1148 Logistikcenter in Metropolregionen.
Bereits heute verkehren wöchentlich rund 20 Züge zwischen Duisburg und China. Entlang dieser neuen Handelsroute wollen CMG und Duisport gemeinsame Projekte im ganzen transeurasischen Bereich realisieren. Neben der besseren Anbindung an die Märkte in Westeuropa möchte China durch die Seidenstraßen-Initiative auch seine Provinzen in Zentralchina und im Westen des Landes wirtschaftlich weiterentwickeln.
Zudem unterzeichnete Staake Kooperationsverträge mit Chengdu International Railway Port Investment. Das Unternehmen plant einen erheblichen Zuwachs im Gütertransport von China nach Europa direkt über Duisburg. Staake ist zuversichtlich, dass die in China vereinbarten Kooperationen zu erheblich steigenden Umschlagzahlen im Duisburger Hafen führen werden: „Wir wollen Duisport zum führenden Transport-Hub in Europa für die Chinaverkehre entwickeln.“
Wir leben in einer Phase extremer Umwälzungen. Donald Trump steht für die „Renationalisierung“von Waren
strömen Durch die Zusammenarbeit mit chinesischen Unternehmen hat der Hafen die Chance, „zentrales Einfallstor für Eu
ropa“zu werden.