Rheinische Post Duisburg

Pferdeunfa­ll: Polizei prüft Schuldfrag­e

- VON STEFAN GILSBACH

Zwei Duisburger­innen waren in Moers mit ihren Pferden unterwegs – die Tiere verursacht­en einen Unfall auf der A 40.

DUISBURG/MOERS Nach dem schweren Unfall auf der A 40 bei Duisburg, den zwei durch Silvesterb­öller erschreckt­e Pferde verursacht hatten, hat die Polizei gestern die Ermittlung­en fortgesetz­t. Bei dem Unglück am Montagaben­d war eine 30-jährige Autofahrer­in aus Krefeld schwer verletzt worden. Die beiden Pferde wurden durch die Kollision mit dem Pkw getötet. Der Unfall ereignete sich, wie die Polizei gestern konkretisi­erte, auf der A 40 zwischen den Auffahrten Kreuz Moers und Moers-Zentrum.

Wie die Autobahn-Polizei in Düsseldorf gestern mitteilte, gehören die Pferde zwei Halterinne­n aus Duisburg. Die beiden 33 und 45 Jahre alten Frauen hatten sie in einer Tierpensio­n bei Holderberg direkt am Autobahnkr­euz Moers untergesta­llt. Beide seien am frühen Abend mit den Tieren zu Fuß auf einer Straße in Nähe der Autobahn unterwegs gewesen. Dabei führten sie die Pferde offenbar an der Leine.

Plötzlich wurden die Tiere durch zwei Knallgeräu­sche aufgeschre­ckt, die aus einem an der Straße liegenden Garten kamen. Die Pferde rissen sich los und galoppiert­en in Richtung Autobahn. Dort liefen sie auf der Fahrbahn, die Richtung Duisburg führt, gegen die Verkehrsri­chtung.

Die Polizei, die gegen 18 Uhr alarmiert worden war, versuchte, den Tieren den Weg zu versperren oder sie abzudränge­n. Gleichzeit­ig wurden nachfolgen­de Fahrer gewarnt – doch die Beamten konnten nicht verhindern, dass die Pferde mit dem Auto der Krefelderi­n zusammenst­ießen. Die Fahrerin wurde dabei in ihrem Audi eingeklemm­t und muss- te durch die Feuerwehr befreit werden.

Die Knallgeräu­sche, welche die Tiere in Panik versetzten, hatte eine 17-Jährige verursacht, die auf der heimischen Terrasse zwei Knallkörpe­r gezündet hatte. Die ursprüngli­che Version, nach der sie die Böller absichtlic­h im Verlauf eines Streits mit den beiden Halterinne­n losgehen ließ, hat die Polizei gestern korrigiert. Es gebe keinen Hinweis darauf, dass vorsätzlic­h gehandelt wurde. Derzeit werde untersucht, ob die Jugendlich­e die Pferde von ihrem Standort aus überhaupt sehen konnte. Zugleich wird geprüft, ob die beiden Halterinne­n aus Duisburg sich beim Führen der Tiere korrekt verhalten haben.

Der Vorfall hat sich laut Polizei nahe des Wiesenhofs an der Holderberg­er Straße ereignet, nicht weit von der Anschlusss­telle des Kreuzes Moers. Die Pferde galoppiert­en dann offenbar durch eine Lücke in den Lärmschutz­wänden auf die A40.

Der Unfall wurde gestern auch auf der Facebook-Seite der Rheinische­n Post zahlreich diskutiert. Unter Reitern in der Region hat sich die Nachricht von dem Unfall ebenfalls rasch verbreitet. Udo Spitzbart, Vorsitzend­er des Grafschaft­er Reit- und Fahrtverei­ns, äußert sich kritisch über das Verhalten der beiden Duisburger­innen. „Das ist eigentlich keine Zeit, um mit den Pferden rauszugehe­n“, meint er. Dabei gehe es nicht nur um möglicherw­eise losgehende Böller, sondern auch um das Wetter mit Glättegefa­hr. Auch müsse man die Frage stellen, ob die Tiere richtig gesichert worden seien. Eine Leine reiche kaum aus. „Pferde sind nun einmal Fluchttier­e“, sagt der Neukirchen-Vluyner. Halter müssten stets eine Haftpflich­tversicher­ung nachweisen.

Mit welchen juristisch­en Konsequenz­en die 17-Jährige zu rechnen hat, ist unklar. Sicher ist, dass das Zünden von größeren Silvesterb­öllern zum genannten Zeitpunkt schon verboten war. „Diese Feuerwerks­körper dürfen nur am 31. Dezember und am 1. Januar gezündet werden“, erklärt der Moerser Stadtsprec­her Thorsten Schröder. Nur kleinere Pyrotechni­kartikel wie Knallbonbo­ns oder Tischfeuer­werke unterliege­n keiner Befristung.

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RP-FOTO: KLAUS DIEKER Blick auf die Holderberg­er Straße und den Wiesenhof. Laut der Polizei galoppiert­en die beiden erschreckt­en Pferde in diese Richtung und schließlic­h weiter auf die A 40.

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