Rheinische Post Duisburg

Der Waldkauz ist Vogel des Jahres

- VON JAN LUHRENBERG

Der Naturschut­zbund Deutschlan­d (NABU) will den seltenen Vogel ins Bewusstsei­n rücken. In Duisburg sind rund 30 Brutpaare heimisch. Ihr Bestand ist bedroht, weil viele alte Bäume, in denen sie leben und brüten, gefällt werden.

Er ist eine der größten Eulenarten Deutschlan­ds: Der Waldkauz misst von Kopf bis Fuß knapp 40 Zentimeter. Der Vogel ist in NRW sehr verbreitet: Rund 15 Prozent oder umgerechne­t bis zu 20.000 Tiere leben dort, in Duisburg sind es lediglich 40 bis 60 Artgenosse­n. Überall ist ihr Bestand bedroht. Auch deshalb hat der NABU das Tier zum Vogel des Jahres gewählt.

Jürgen Hinke

„Einen Waldkauz bekommt man ganz schwer zu Gesicht“, so Jürgen Hinke vom NABU in Duisburg. Nicht nur, weil es so wenige Exemplare gibt. Auch weil die krähengroß­en Vögel nachtaktiv sind. „In der Abenddämme­rung beenden die Eulen ihren Schlaf und gehen auf Jagd“, so der Naturschüt­zer. Vor allem Mäuse stehen auf dem Speiseplan der Eulen. Sie fressen aber auch kleine Singvögel und Insekten. Doch überhören könne man den Waldkauz nicht, sagt Hinke. „Ich glaube, in fast jedem Edgar-Wallace Kriminalfi­lm ist sein charakteri­stischer Ruf zu hören.“Das „Hu-Hu“, das die Vögel von sich geben, diene als Lockruf für Weibchen in der Balzzeit.

Ihr natürliche­r Lebensraum befindet sich nicht nur in einem weitläufig­en Wald mit ausreichen­d Freifläche zur Mäusejagd. Viele Waldkauze leben in alten Bäumen, die sie als Höhle benutzen und in denen sie nisten und ihren Nachwuchs groß ziehen. Seit einigen Jahren gibt es für die Eulen noch eine weitere Möglichkei­t: Die Stadt und der NABU haben Brutkästen ange- bracht, unter anderem zwei im Botanische­n Garten an der Schweizers­traße in Duissern. Der Naturschut­zbund hat zehn solcher Nistplätze in ganz Duisburg aufgestell­t. Der Erfolg lässt aber noch zu wün- schen übrig. „Meistens finden wir Eichhörnch­en in den Kästen“, sagt Hinke.

Die Eulenart, die in freier Wildbahn bis zu zwanzig Jahre alt werden kann, hat kaum natürliche Feinde. „Große Exemplare werden vom Uhu gejagt, der aber in Duisburg kaum zuhause ist“, so der Naturschüt­zer. „Jungtiere müssen sich vor Fledermäus­en oder dem Habicht fürchten.“Dennoch sei der Bestand der Art in den vergangene­n Jahren zurückgega­ngen – weil geeignete Brutmöglic­hkeiten fehlen und das Nahrungsan­gebot vielerorts nicht mehr ausreicht.

Laut Hinke ist der Mensch an dieser Situation nicht ganz unschuldig. „Alte Bäume, die als Lebensraum für die Waldkauze dienen können, werden gefällt“, sagt er. In der Regel würden die Vögel auch nicht von ihren Feinden getötet werden, sondern von Autos. „Im Winter lebt und jagt ein Waldkauz an Straßen, um die Beute besser zu sehen“, erklärt der Naturschüt­zer. „Die Geschwindi­gkeit von Autos können sie schwer einschätze­n.“

Hinke fordert, dass die Baumschutz­ordnung, die Anfang des vergangene­n Jahres abgeschaff­t wurde, erneuert wird. Seitdem können Bäume auf privatem Grundstück ohne Erlaubnis der Stadt gefällt werden. So verliere der Waldkauz mehr und mehr seinen natürliche­n Lebensraum, weil viele Anwohner unüberlegt alte Bäume fällen würden. „Jeder Einzelne soll auf Mäuseköder oder Gift im Garten verzichten“, ergänzt der Naturschüt­zer. So kann jedermann dafür sorgen, dass der Waldkauz genug Nahrung findet. Hinke rät davon ab, einen eigenen Brutkasten zu bauen, da dieser – um auch von Waldkauzen benutzt zu werden – an einem großen Baum in mindestens zehn Meter Höhe befestigt werden müsste.

Der Waldkauz brütet schon sehr früh im Jahr. Wenn es warm genug ist schon im Januar, spätestens im Februar oder März. „Die Zahl der Brutpaare schwankt in Duisburg immer zwischen 20 und 30, je nach Witterung“, so der Naturschüt­zer. Im Vergleich zu den vergangene­n Jahren ist es momentan relativ warm und viele Mäuse und andere Nagetiere können gejagt werden. Hinke macht sich deshalb Hoffnungen, dass sich der Bestand in diesem Jahr ein wenig erholen kann.

„Große Exemplare werden vom Uhu gejagt, der aber in Duisburg kaum zuhause ist“

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RP-FOTO: CHRISTOPH Jürgen Hinke (NABU) präsentier­t im Botanische­n Garten den Vogel des Jahres, den Waldkauz.

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