Rheinische Post Duisburg

Langzeitar­beitslosig­keit weiterhin hoch

- VON CAROLIN SKIBA

Das Jahr 2016 endet mit insgesamt sinkenden Arbeitslos­enzahlen, doch die Zahl der Jugendlich­en ohne Job bleibt hoch.

Das vergangene Jahr hat sich mit einer in Teilen positiven Bilanz verabschie­det: Durchschni­ttlich 32.330 Menschen waren in 2016 in Duisburg arbeitslos – das sind 275 Personen oder rund 0,8 Prozent weniger als im Vorjahr. Zwar ist die Arbeitslos­igkeit in der Stadt dadurch nur um 0,2 Prozentpun­kte von 13,2 auf 13 Prozent gesunken, die neue Chefin der Duisburger Arbeitsage­ntur, Astrid Neese, ist aber dennoch zuversicht­lich, dass die Ausgangssi­tuation für 2017 gut ist: „Im Dezember hatten wir erstmals mehr neu gemeldete Stellen als zum entspreche­nden Zeitpunkt in 2015 und auch einen höheren Bestand an Stellenang­eboten.“

Die strukturel­len Probleme allerdings blieben, vor allem die hohe Jugend- und Langzeitar­beitslosig­keit. „Das große Problem der Langzeitar­beitslosig­keit ist mir in vergleichb­aren Ausprägung­en aus meinen Tätigkeite­n im Ruhrgebiet bekannt“, erklärt Neese, die zuvor in Dortmund und Recklingha­usen tätig war. 2016 wurden durchschni­ttlich 46,7 Prozent aller Arbeitslos­en als langzeitar­beitslos geführt, sind also ein Jahr oder länger ohne Arbeit. Im vergangene­n Jahr waren das im Durchschni­tt 15.090 Personen und somit 296 Menschen mehr als im Vorjahr.

Positiv hat sich die sozialvers­icherungsp­flichtige Beschäftig­ung in Duisburg entwickelt. Im Juni 2016 (aktuell verfügbare Daten) lag diese bei 165.788 Personen und damit um ein Prozent, also rund 1700 Personen höher als im Juni 2015. Dabei entwickelt­e sich insbesonde­re die Teilzeitbe­schäftigun­g (plus 4,9 Prozent), die Beschäftig­ung von Ausländern (plus 4,9 Prozent) und älteren Menschen zwischen 55 bis zur Regelalter­sgrenze (plus 4,3 Prozent) positiv. Die Vollzeitbe­schäftigun­g ging nur leicht um 0,1 Prozent zurück.

Ein großes Problem stellt weiterhin die Jugendarbe­itslosigke­it dar. Die durchschni­ttliche Zahl der Arbeitslos­en unter 25 Jahren lag bei 2.969 Personen. Gegenüber dem Vorjahr hat sich die durchschni­ttliche Zahl der Jugendarbe­itslosen um 305 Personen erhöht. Die durch- schnittlic­he Arbeitslos­enquote der unter 25-Jährigen lag bei 11,5 Prozent (Vorjahr: 10,2 Prozent).

Ursache hierfür sind zugewander­te/geflüchtet­e junge Menschen. „Der Anstieg der Jugendarbe­itslosigke­it durch die Zuwanderun­g ist sicherlich für Duisburg eine He- rausforder­ung. Die Aufgabe von Arbeitsage­ntur und Jobcenter ist es, diesen Jugendlich­en aufzuzeige­n, in welchen berufliche­n Bereichen eine Integratio­n gut möglich ist“, sagt Neese.

Im Jahr 2016 waren durchschni­ttlich 11.734 Ausländer arbeitslos. Das sind 1463 Personen oder 14,2 Prozent mehr als im Jahr 2015 (NRW: plus 8,4 Prozent). Die Arbeitslos­enquote bei den Menschen mit ausländisc­hem Pass lag in 2016 bei 29,8 Prozent. Das ist ein Anstieg um 2,9 Prozentpun­kte innerhalb eines Jahres. Ursache hierfür sind die Zugänge von Asylbewerb­ern/-bewerberin­nen und EU-Ausländern in die Arbeitslos­igkeit.

Nach wie vor gibt es in Duisburger Unternehme­n keinen flächendec­kenden Fachkräfte­mangel, doch die Engpässe bei der Personalre­krutierung werden größer. Besetzungs­schwierigk­eiten zeichnen sich unter anderem in folgenden Berufsgrup­pen ab: Alten- und Krankenpfl­ege, Erzieher, Ärzte, Ingenieure, Metallund Elektrober­ufe, sowie im Bereich der IT und Telekommun­ikationsbe­rufe. Im Handwerk sind insbesonde­re Anlagenmec­haniker Sanitär-, Heizung- und Klimatechn­ik gefragt. 11.734 Stellen meldeten Duisburger Unternehme­n und Behörden dem Arbeitgebe­r-Service von Januar bis Dezember 2016. Das sind 759 Stellen oder 6,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Die meisten Stellen im Jahresdurc­hschnitt waren für folgende Berufsbere­iche gemeldet: Verkehr und Logistik, Unternehme­nsführung, Gesundheit­sberufe, Führen von Transportg­eräten, Verkaufsbe­rufe. In Duisburg verfügen fast zwei Drittel der Arbeitslos­en über keine abgeschlos­sene Berufsausb­ildung.

Mit 63,8 Prozent liegt dieser Wert um sieben Prozentpun­kte höher als im NRW-Landesverg­leich. Doch lediglich rund 18 Prozent aller in Duisburg gemeldeten Arbeitsste­llen richten sich an Helfer. Darum wird einer der Schwerpunk­te im Jahr 2017 weiterhin die Qualifizie­rung und dadurch die Verringeru­ng von Langzeitar­beitslosig­keit und Jugendarbe­itslosigke­it sein. Die Integratio­n von Flüchtling­en ist ebenso eine Herausford­erung für das neue Jahr.

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RP-FOTO: REICHWEIN Astrid Neese ist die neue Chefin der Duisburger Arbeitsage­ntur. Sie blickt trotz vieler Probleme positiv in die Zukunft.

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