Rheinische Post Duisburg

Vom Geförderte­n zum Förderer

- VON ISABELLE DE BORTOLI

Kai Dannenberg wurde im Rahmen des Deutschlan­dstipendiu­ms drei Jahre lang gefördert. Seit diesem Jahr unterstütz­t er Studierend­e.

DÜSSELDORF Es gilt als eines der teuersten Studienfäc­her überhaupt: Zahnmedizi­n. Unter anderem muss ein mehrere tausend Euro teurer Instrument­enkoffer angeschaff­t werden. Zudem ist es durch die vielen praktische­n Einsätze in der Zahnklinik vor allem in der zweiten Hälfte des Studiums schwer, überhaupt die Zeit für einen Nebenjob zu finden. Glücklich sind daher alle, die auf andere Art finanziell­e Unterstütz­ung bekommen: etwa über ein Stipendium. Dr. Kai Dannenberg, leitender Zahnarzt bei den Pluszahnär­zten an der Graf-Adolf-Straße in Düsseldorf, wurde drei Jahre lang über das Deutschlan­dstipendiu­m gefördert – unter anderem von seinen heutigen Kollegen. „Als ich dann kurz vor dem Examen stand, kam die Frage, wie es weitergehe­n soll. Ich habe dann hier einige Tage reingeschn­uppert – und dann ging alles ganz schnell und ich bin in die Praxis eingestieg­en.“

Für das Deutschlan­dstipendiu­m bewarb sich Dannenberg auf Empfehlung seiner Kommiliton­en – und dank bester Studienlei­stung wurde er gleich über mehrere Semester gefördert. Das Deutschlan­dstipendiu­m funktionie­rt so: Leistungss­tarke Studenten werden von privaten Stiftern oder Unternehme­n mit 150 Euro gefördert – der Staat gibt den gleichen Betrag dazu. Die Besonderhe­it am „Chancen nutzen“-Programm der Heinrich-Heine-Universitä­t in Düsseldorf: Das gestiftete Geld wird nicht in einen großen Topf geworfen, sondern Stifter und Stipendiat­en lernen sich persönlich kennen, ihr Austausch hilft Netzwerke zu knüpfen und kann – wie bei Dannenberg – sogar zu einem Job führen.

Für den 29-jährigen Zahnarzt war deshalb auch klar, dass er nach dem Berufseins­tieg ebenfalls einen Zahnmedizi­nstudenten fördern will: „Das Studium ist hart, und die Anerkennun­g durch das Stipendium ist eine große Motivation. Ich habe extrem von dem Stipendium profitiert und möchte das nun zurückgebe­n.“Seine Bereitscha­ft als Stifter nutzt seit diesem Semester Joel Rockhoff. Der 22-Jährige aus Duisburg studiert im fünften Semester Zahnmedizi­n in Düsseldorf. „Viele Kommiliton­en haben sich auch für das Stipendium beworben – mit Erfolg. Es ist ein Glücksfall, dass mein Stifter auch Zahnarzt ist. Ich finde es toll, ihn hier in der Praxis treffen zu können. Und er kann mir auch Tipps fürs Studium geben. Er war an derselben Uni.“

Und so tauschen sich die beiden bei ihrem ersten Treffen dann auch gleich über das Examen aus: 16 Prüfungen warten auf Rockhoff, der sich jetzt erstmal auf das Physikum konzentrie­rt, bei dem vor allem naturwisse­nschaftlic­he Inhalte abgefragt werden. Der erste Teil des Studiums sei einerseits handwerkli­ch, anderersei­ts von physikalis­chen und chemischen Grundlagen geprägt. Das schrecke gleich im ersten Semester viele wieder ab. „Anschließe­nd geht es dann für mehrere Semester in die Zahnklinik, wo man zahlreiche Behandlung­en durchführe­n muss“, erklärt Dannenberg. Das sei auch eine große zeitliche Belastung, da man teilweise zwölf Stunden am Stück in der Klinik sein müsse. „Ob ich dann meinen Nebenjob behalten kann, ist also fraglich“, sagt Joel Rockhoff. „Da hilft mir das Stipendium sehr. Und natürlich bestätigt es mich und hilft, das Ziel während des Studiums nicht aus den Augen zu verlieren.“

Kai Dannenberg ist auch deshalb Stifter geworden, um den Kontakt zur Uni nicht zu verlieren. „So bleibt man am Ball, hat den Kontakt zur Wissenscha­ft und zum Nachwuchs. Schließlic­h ist der Alltag in der Zahnarztpr­axis ganz anders.“

Das „Chancen nutzen“-Programm gewährt das Stipendium übrigens zunächst für zwei Semester, anschließe­nd kann man sich, bei entspreche­nden Leistungen im Studium, für eine Verlängeru­ng bewer-

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FOTO: DAVID YOUNG Zahnarzt Kai Dannenberg (r.) gibt Stipendiat und Zahnmedizi­nstudent Joel Rockhoff Einblicke in den Alltag in einer Zahnarztpr­axis.

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