Rheinische Post Duisburg

CSU findet neue Sicherheit­slücken

- VON GREGOR MAYNTZ

In vielen Bundesländ­ern wird Migration zu lasch kontrollie­rt, bemängelt die Partei.

SEEON Ein wenig schlottert CSULandesg­ruppenchef­in Gerda Hasselfeld­t bei Minustempe­raturen vor den Toren von Kloster Seeon. Umso mehr freut sie sich, dass hier im Gegensatz zu Wildbad Kreuth die warmen Duschen funktionie­ren. Doch dann erleben die CSU-Bundestags­abgeordnet­en hinter verschloss­enen Türen im Gespräch mit Sicherheit­sverantwor­tlichen eine kalte Dusche: Die Sicherheit­slücken aus dem Jahr 2015 schließen sich zwar. Doch 2017 tun sich neue an anderer Stelle auf.

In der Vergangenh­eit seien 90 Prozent der Flüchtling­e über die bayerische Grenze nach Deutschlan­d gekommen. Also dort, wo inzwischen intensiv kontrollie­rt wird. Doch jetzt sollen es nach Schätzunge­n der Sicherheit­sbehörden nur noch 25 Prozent sein. 75 Prozent nutzen also Zugänge in andere Bundesländ­er, wo kaum oder gar nicht kontrollie­rt wird.

Und es gibt weitere Zahlen, die die CSU-Abgeordnet­en erschütter­n: Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann berichtet von 153.000 Geduldeten, die eigentlich keine Bleibepers­pektiven hätten, dennoch bleiben dürften – 131.000 nur deshalb, weil sie keine Ausweispap­iere hätten und damit die Identität zumindest für ihre Herkunftsl­änder nicht zweifelsfr­ei geklärt sei. Umso mehr unterstütz­t die CSU die Forderunge­n von Bundesinne­nminister Thomas de Maizière, sowohl die Auslieferu­ngshaft auszuweite­n als auch die Einweisung in Abschiebeh­aft für Gefährder zu erleichter­n. In diesem Zusammenha­ng äußert CSU-Innenexper­te Stephan Mayer erhebliche Zweifel, ob NRW im Fall des Terrorverd­ächtigen Anis Amri alle gesetzlich­en Möglichkei­ten ausgeschöp­ft habe. „Weshalb gab es keine Kontaktver­bote, weshalb keine Meldeaufla­gen?“, fragt Mayer.

Bruno Kahl, Chef des Bundesnach­richtendie­nstes, bestätigt die CSU in ihrer Forderung, die Flücht- linge nach der Rettung im Mittelmeer in Ankunftsze­ntren nach Afrika zurückzubr­ingen. Die derzeitige Rettungspr­axis stelle durchaus eine Motivation zur Flucht dar. Die CSU will sie ändern und dadurch das Geschäft der Schleuser unterbinde­n.

Zuvor hat die CSU sich mit EU-Sicherheit­skommissar Julian King und dem Chef der Grenzschut­zagentur Frontex, Fabrice Leggeri, ein Bild von den europäisch­en Kontrollbe­mühungen gemacht. Sie begrüßen, dass die Weichen für ein Register aller Ein- und Ausreisen nach Europa gestellt sind. CSU-Vize Manfred Weber will nun Druck machen, damit es noch im Sommer Gesetz wird. Doch die Umsetzung könne dauern. So will die CSU parallel einen Datenausta­usch zwischen den EU-Ländern zur Pflicht machen und alle Länder mit Sanktionen belegen, die ihre Daten nicht einpflegen und zur Verfügung stellen. Weber: „Datenausta­usch ist der Schlüssel, um Verbrecher und Terroriste­n in der modernen Welt zu jagen.“

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