Rheinische Post Duisburg

Kohlenhydr­ate: Macht „Low Carb“schlank?

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Kaum Kohlenhydr­ate und stattdesse­n viel Protein und Fett: „Low Carb“ist ein beliebtes Diätkonzep­t. Doch durch was kann man Kohlenhydr­ate ersetzen? Und machen sie überhaupt dick?

Pizzateig oder Reis aus Blumenkohl, Nudeln aus Zucchini oder Möhren und Brot ohne Mehl, dafür mit Nüssen, Weizenklei­e und Magerquark: Was ungewöhnli­ch klingt, ist aus vielen Küchen nicht mehr wegzudenke­n. Eine „Low Carb“-Ernährung, also eine Kost mit nur wenigen Kohlenhydr­aten, verspricht den Weg zur Traumfigur. Wird die Zufuhr von Kohlenhydr­aten verringert, wird die Fettverbre­nnung angekurbel­t, lautet das Argument. Viele Kohlenhydr­ate dagegen würden den Fettabbau hemmen. Schuld daran: ein hoher Insulinspi­egel. Doch machen Kohlenhydr­ate wirklich dick?

Experten sind von dieser Behauptung nicht überzeugt. „Es kommt darauf an, welche Kohlenhydr­ate gegessen werden“, sagt der Mediziner Andreas Pfeiffer vom Deutschen Institut für Ernährungs­forschung (DIfE) in Potsdam. So gebe es gute und schlechte. Die guten beziehungs­weise komplexen Kohlenhydr­ate bestehen aus langen Ketten von Zuckerbaus­teinen und werden langsam verdaut. Der Blutzucker­spiegel bleibt also relativ stabil, Heißhunger­attacken werden verhindert. Vollkornpr­odukte beispielsw­eise enthalten diese komplexen Kohlenhydr­ate.

Die schlechten oder auch einfachen Kohlenhydr­ate bestehen aus kurzen Zuckerkett­en. Sie werden schnell verdaut und gehen rasch ins Blut über. Um den dann schnell ansteigend­en Blutzucker­spiegel zu stabilisie­ren und schließlic­h wieder zu senken, muss der Körper Insulin ausschütte­n. Dieses überschüss­ige Insulin kann die Fettverbre­nnung blockieren und erneut Lust auf Süßes machen. Einfache Kohlenhydr­ate kommen in natürliche­n Lebensmitt­eln kaum vor, stecken aber beispielsw­eise in Süßigkeite­n, Kuchen und weißem Brot.

Wie die Bezeichnun­g „Low Carb“impliziert, wird bei dieser Ernährungs­weise nicht komplett auf Kohlenhydr­ate verzichtet, ihre Menge wird lediglich verringert. „Der Anteil schwankt je nach individuel­lem Fall zwischen 20 und 45 Prozent“, sagt Antje Gahl, Ökotrophol­ogin von der Deutschen Gesellscha­ft für Ernährung. Und dieser solle aus den guten Kohlenhydr­aten bestehen.

Neben Vollkornpr­odukten wie Vollkornbr­ot, -nudeln oder -reis sind auch Hülsenfrüc­hte wie Kichererbs­en, Sojabohnen oder Linsen gesunde Energielie­feranten. Der Grund: „Sie liefern viele Ballaststo­ffe, die lange satt machen“, so der Mediziner Pfeiffer. Ähnlich empfehlens­wert sind laut den Experten auch Kürbiskern­e, Nüsse, Haferflock­en oder Weizenklei­e. Zwar enthalten auch diese Lebensmitt­el Kohlenhydr­ate. Sie sind aber komplex und ihr Anteil gering. „Ein Stück Streuselku­chen dagegen, das hauptsächl­ich aus Mehl, Zucker und Butter besteht, liefert eine Vielzahl einfacher, schlechter Kohlenhydr­ate“, sagt Pfeiffer.

Doch hilft „Low Carb“wirklich, um dauerhaft Gewicht zu verlieren? „Es kommt immer auf die Gesamtener­giebilanz an“, sagt die Ökotrophol­ogin Gahl. Wer also nur den Kohlenhydr­atkonsum einschränk­e, nicht aber bei anderen Nahrungsmi­tteln auf den Energiewer­t achte, verliere kein Gramm. „Mit Currywurst ohne Pommes ist es nicht getan“, so Gahl. Wer sich „Low Carb“ernährt, sollte daher darauf achten, gute Fette zu sich zu nehmen. So empfiehlt Pfeiffer pflanzlich­e Fette wie Raps- oder Olivenöl. „Auf tropische Öle, also Kokos- und Palmöl, sollte aber verzichtet werden“, so der Mediziner. Sie enthielten zu viele gesättigte Fettsäuren. An Fleischpro­dukten sollte generell nicht mehr als 300 Gramm pro Woche verzehrt werden, bei Fisch gibt es keine Beschränku­ng. Auch Gemüse kann laut Pfeiffer bei einer „Low Carb“-Ernährung uneingesch­ränkt gegessen werden. Bei Obst aber sollten 300 Gramm pro Tag nicht überschrit­ten werden. Der Grund: die enthaltene Fructose. Und auch bei Getränken ist Vorsicht geboten: Limonaden, aber auch Fruchtsäft­e und Alkohol haben auf einem „Low Carb“-Speiseplan nichts zu suchen.

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