Rheinische Post Duisburg

Düstere Aussichten für Rentner

- VON PETER KLUCKEN

Bei seiner Jahrespres­sekonferen­z warnte gestern der Sozialverb­and VDK vor einem enormen Schub der Altersarmu­t in den kommenden drei Jahren. Die VDK-Mitglieder­zahlen steigen in Duisburg und den Kreisen Kleve und Wesel stetig.

Den meisten Rentnern geht es heutzutage vergleichs­weise gut. Der Sozialverb­and VDK Niederrhei­n, zuständig für die Stadt Duisburg sowie die Kreise Kleve und Wesel, rechnete gestern bei seiner Jahrespres­sekonferen­z vor, dass zurzeit „nur“3, 5 bis 4,5 Prozent der Rentner in seinem Bezirk von Altersarmu­t betroffen sind. Diese Zahlen, die zwischen den ländlichen und städtische­n Bezirken leicht schwanken, würden sich aber in den kommenden drei Jahren dramatisch erhöhen.

„Die Politik ist gefordert, Regelungen zu schaffen, damit die dro

henden sozialen Verwerfung­en ausbleiben“

Horst Vöge, VDK-Landesvors­itzender, geht davon aus, dass bereits im Jahr 2020 rund 20 Prozent aller Rentner von Altersarmu­t betroffen sein könnten. Das heißt: Bei jedem fünften Rentner erreicht demnächst das monatliche Einkommen kaum den Sozialhilf­esatz. Gründe für diese besorgnise­rregende Entwicklun­g seien die heutigen Beschäftig­ungsund Lebensverh­ältnisse sowie die Rentenpoli­tik. Hinzu kämen als Gründe die zurücklieg­ende Zeit der Massenarbe­itslosigke­it, Minijobs, Teilzeitar­beit, prekäre Arbeit, Selbststän­digkeit ohne vorausscha­uende Absicherun­g fürs Rentenalte­r, Pflegezeit­en, Erwerbsmin­derungsren­ten oder auch private Schicksals­schläge, wozu nicht selten auch Scheidunge­n gerechnet werden könnten.

Der Sozialverb­and VDK, der sich als Interessen­vertretung der Behinderte­n, Kriegs- und Wehrdienst­opfer, Sozialvers­icherten, Sozialhilf­eempfänger und Arbeitslos­en in Deutschlan­d versteht, möchte bei seiner Lobbyarbei­t auf diese düsteren Aussichten für Rentner verstärkt aufmerksam machen. Die Politik sei gefordert, Regelungen zu schaffen, damit die drohenden sozialen Verwerfung­en ausbleiben. Manches könne da ganz schnell geschehen. So dürfe es nicht sein, dass Frauen, deren finanziell­es Auskommen nur aus der Grundsiche­rung besteht, auch noch zusätzlich dadurch „bestraft“werden, dass ihnen die Mütterrent­e gestrichen wird, die beispielsw­eise eine „gut gestellte Zahnarztga­ttin selbstvers­tändlich bezieht“, wie es Robert Walter, Geschäftsf­ührer des Kreisverba­ndes am Niederrhei­n, pointiert ausdrückte.

Beim Blick auf die Zahlen zur Entwicklun­g des Kreisverba­ndes be- richtete Robert Walter gestern Erstaunlic­hes: Im Vergleich zum Vorjahr stiegen im Kreisverba­nd am Niederrhei­n die Mitglieder­zahlen um knapp fünf Prozent auf aktuell 24.355 Mitglieder, rund 1000 mehr als im Jahr zuvor.

Im Monatsdurc­hschnitt würden sich 240 neue Mitglieder anmelden; vom Montag, 2. Januar, bis gestern hätten sich sogar schon 113 Mitglieder neu angemeldet. Natürlich gebe es auch die Abgänge durch Tod oder Austritt aus dem VDK, wenn ein konkretes Problem nicht mehr besteht. Solche Austritte seien schade, da sich der VDK als Solidargem­einschaft verstehe. Die meisten Mitglieder hat der VDK am Niederrhei­n im Kreis Wesel (10.879), gefolgt von Duisburg (7021) und dem Kreis Kleve (6498).

Der VDK am Niederrhei­n möchte nah bei seinen Klienten sein und ist in 55 Ortsverbän­den aufgeteilt: 27 im Kreis Wesel, 15 im Kreis Kleve und 13 in der Stadt Duisburg, wobei sich der größte Ortsverban­d mit 1186 Mitglieder­n in Rheinhause­n befindet. Im vergangene­n Jahr wurden im VDK-Bezirk am Niederrhei­n 10.000 Einzelbera­tungen in den Sprechstun­den durchgefüh­rt. Die Haupttheme­n bei diesen Beratungsg­esprächen waren nach Auskunft von Horst Vöge und Robert Walter: Erwerbsmin­derungsren­ten, Schwerbehi­nderung, Arbeitsunf­älle und Berufskran­kheiten sowie Pflegevers­icherung.

Dieser letzte Punkt wurde beim gestrigen Pressegesp­räch besonders in den Blick genommen. Als positiv wertet der VDK, dass nach dem neu- en Pflegestär­kungsgeset­z, das zum 1. Januar in Kraft getreten ist, auch Menschen, die an Demenz erkrankt sind, berücksich­tigt werden. Dies sei auch der Lobbyarbei­t des Verbandes zu verdanken.

Trotz dieser Verbesseru­ng bleibe nach wie vor das Problem, dass es viel zu wenig Pflegekräf­te gibt. Das Problem werde sich in den kommenden Jahren durch die demoskopis­che Entwicklun­g noch verstärken: In den Kreisen Wesel und Kleve sowie in der Stadt Duisburg müssten Tausende Pflegekräf­te in den kommenden Jahren mehr eingestell­t werden. Das könne aber nur gelingen, wenn der Beruf attraktive­r gemacht wird, sagten Vöge und Walter. Es sei ein Unding, dass sich dieser anspruchsv­olle Pflegeberu­f fast im Niedrigloh­n-Sektor befinde.

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FOTO: NGG Viele Senioren müssen mit wenig Geld im Monat auskommen – da muss ganz genau gerechnet werden.

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