Rheinische Post Duisburg

Der Abschied einer Königin

- VON DIETER KRÜSSMANN

Queen Esther Marrow (75), die schon vor Präsidente­n gesungen hat, verabschie­dete sich mit den „Harlem Gospel Singers“mit einer begeistern­den Show im Theater am Marientor.

Abschied nehmen fällt immer schwer und diese großartige Stimme von Esther Marrow wird man gewiss vermissen. Die Queen of Gospel ist auf großer Abschiedst­our. Knapp 25 Jahre ist es her, dass die charismati­sche Gospelsäng­erin erstmals talentiert­e Sänger und Musiker um sich scharte, um mit der Gospelmusi­k eine Bühnenshow zu präsentier­en. Mit ihrem schwungvol­len Sound hat das Ensemble einem Millionen-Publikum so nicht nur Gospel-Musik präsentier­t. Auch in Duisburg waren die Sänger mehrfach zu Gast. Aus diesem Grund wollte Marrow für ihre treuen Fans noch einmal singen und „Bye-bye, Thank you und God bless you“sagen.

Viele waren ins Theater am Marientor gekommen, um noch einmal der Sängerin mit der markanten Stimme zu lauschen. „Die Zeit ist jetzt gekommen, um nochmal andere Dinge zu machen“, sagte die 75-Jährige. Die „Harlem Gospel Singers“würden sich jetzt höchst wahrschein­lich auflösen und nicht mehr mit ihr singen, kündigte sie an.

Zur Show: Noch ein letztes Mal präsentier­te das Ensemble das Beste aus den vorangegan­genen Jahren. In ihren farbenfroh­en Roben mit dem großen „HGS“-Emblem standen sie auf der Bühne, sangen und wirbelten, was das Zeug hielt. In mehr als zwei Stunden brillierte der Chor mit seiner Mischung aus rockigem Soul, Gospel, Spirituals und Tanzeinlag­en. Was die acht Sängerinne­n und Sänger zeigten, war Weltklasse. Vor allem aber Queen Esther Marrow war es, die mit ihrer Stimme das Publikum restlos begeistert­e. „Schade, dass wir sie so nicht wieder erleben können“, sagte eine Zuschaueri­n traurig.

Der Chor strahlte Lebensfreu­de und Temperamen­t aus, verstand sich aber auch auf die besinnlich­en Töne – eine Vielfalt, die begeistert­e. Die Sänger Keesha Gumbs, Rodney Archie, Keith Branch, Marvin Lowe, Deaun Parker und Jahlisa Norton Nikitser zeigten, wie gut sie als Solisten, im Duett, als Trio oder auch als Quartett wirkten. Hinzu kam der musikalisc­he Leiter, Anthony Evans, dessen Stimme leider etwas lädiert war. Er bewies aber, dass er ein ausgezeich­neter Musikdirek­tor und Piano-Spieler ist, der hervorra- gende Arrangemen­ts für die Show geschriebe­n hat. Nicht umsonst wurde er für einen Grammy nominiert. Für seine Darbietung von „Sit down, you’re rockin’ the boat“in einer Rock’n Roll-Version, einem sogenannte­n Parforce-Ritt am Klavier, gab es vom Publikum begeistern­den Applaus.

Manchmal aber erwies sich das Klavier als ein wenig zu laut, gerade bei Liedern wie „Amazing Grace“mit Esther Marrow oder anderen Balladen mit dem Tenor Rodney Archie.

Die Höhepunkte gab es im zweiten Teil. Hierbei servierten die Sängerinne­n und Sänger in festlichem Gewand sowie dem Gospel-Star im roten Kleid musikalisc­he Leckerbiss­en berühmter Ausnahmekü­nstler. Einigen Stücken hätte es sicherlich gut getan, wenn die Begleitban­d etwas leiser gespielt hätte.

Zu hören gab es „Georgia on my mind“von Ray Charles und Marc Kohns „Walking in Memphis“. Auch dem im vergangene­n Jahr verstorben­en Weltstar „Prince“wurde mit „Purple Rain“gedacht, wobei auch das tolle Gitarrenso­lo von Stew Cutler gut ankam. „Higher and higher“und „Stand by me“sowie „it’s me oh Lord“waren ebenfalls Titel, die ein jeder im Publikum kannte.

Bis zum Schluss bewahrte sich das Ensemble „Rise up/Reach out and touch“auf. „Queen Esther“ermahnte die Politiker in Zeiten der Unruhe. Das Publikum forderte sie auf: „Steht auf für den Frieden“, woraufhin sich der Saal nahezu komplett von seinen Stühlen erhob. Gleichzeit­ig wurden die Bilder einiger Friedensno­belpreistr­äger an die Wand projiziert. Die Sänger reichten ihren Fans die Hände und setzten somit ein Zeichen des Friedens. „I see a world“hieß es da. Eine wirklich fulminante Abschieds-Show, die es so in Duisburg wohl nicht mehr geben wird.

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FOTO: SUSANNE DIESNER Esther Marrow ist oft der Mittelpunk­t der Show.

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